Neue Studie deckt auf: Warum Fingerzählen unsere Mathe-Kenntnisse verbessert

Wer mit den Fingern rechnet, wird laut einer neuen Studie eher zum Mathe-Ass. Warum das Finger zählen kein Rückschritt, sondern ein Sprungbrett ist? Wir haben die Antwort.

Wer mit den Fingern zählt, könnte später ein Mathe-Ass werden (Foto: Adobe Stock)
Wer mit den Fingern zählt, könnte später ein Mathe-Ass werden (Foto: Adobe Stock)

Gerade die Kleinen nehmen beim Rechnen gerne ihre Hände zur Hilfe und werden dafür von den Erwachsenen immer wieder belächelt. Da ist es kein Wunder, dass Grundschüler dieses praktische Hilfsmittel irgendwann ausrangieren und von diesem Moment an ohne Unterstützung rechnen. Doch eine aktuelle Langzeitstudie der Universität Lausanne zeigt: Das Zählen mit den Händen kann Kindern dabei helfen, Mathematik langfristig zu meistern.

Mathematische Fähigkeiten können sich besser entwickeln

In der neuen Studie beobachteten die Forschenden rund 200 Kinder im Alter von etwa 4,5 bis 7,5 Jahren, wie sie einfache Rechenaufgaben lösten. Manche mit Fingern, andere ohne. Das Ergebnis dürfte dabei viele überraschen: Denn je früher die Kinder ihre Finger nutzten, desto besser entwickelten sich ihre mathematischen Fähigkeiten. Im Umkehrschluss bedeutet das_ Wer nie mit Fingern rechnete, gehörte langfristig zu den Schlusslichtern. Die Studienleiterinnen, besonders die Psychologin Catherine Thevenot, betonen laut der "Bild"-Zeitung: "Kinder sollten sich nie dafür schämen, ihre Finger zu verwenden. Sie sollten stolz darauf sein, sie zum Lösen von Rechnungen einzusetzen."

Beim Finger-Rechnen werden die Gehirnregionen aktiviert

Doch warum funktioniert das eigentlich so gut? Ganz einfach: Finger bieten visuelle und haptische Anker, sie machen abstrakte Zahlen greifbar. Neurowissenschaftler:innen haben gezeigt, dass beim Finger-Rechnen Gehirnregionen aktiviert werden, die für das Zahlenverständnis wichtig sind. Dass Schüler ohne Fingerhilfe ab etwa sieben Jahren besser abschneiden, liegt laut den im Fachjournal "Developmental Psychology" veröffentlichten Beobachtungen daran, dass sie in den Jahren zuvor das Rechnen mithilfe ihrer Hände gelernt hatten. Erst danach seien sie zum Kopfrechnen übergegangen, schreibt die "Bild"-Zeitung weiter. Besonders spannend: Die Kinder, die früher ihre Finger als Rechenhilfe genutzt haben, übertrumpften die Kinder, die das nie getan haben.

Mathematik darf greifbar, visuell und menschlich sein

I n einer Welt, die komplexe Mathematik oft zu einem Wettrennen der Kopfrechenkünste macht, ist das Fingerzählen also eine kleine Revolution. Es erinnert uns daran: Lernen darf konkret, fühlbar, menschlich sein. Es darf haptisch, visuell, greifbar und ehrlich sein. Wenn ein Kind also den Daumen hebt, um zu rechnen, sollten wir nicht sagen: "Lass die Finger weg!" Stattdessen dürfen wir es loben und weiter fördern. Denn vielleicht fängt hier gerade ein Mathe-Ass an, leise, mit den Fingerspitzen zu lernen.