Eiswinter durch gestörten Polarwirbel! Wahrheit oder Unsinn?

Aktuell rieseln in den Hochlagen der deutschen Mittelgebirge und in den Alpen die Flocken. In den Alpen fallen bis zu 50 cm Neuschnee. In den Mittelgebirgen zumindest in den Hochlagen ein paar Zentimeter. Ein guter Zeitpunkt, um einen Blick auf die aktuellen Wintertrends zu werfen.

Es schneit in den Alpen und das nicht zu knapp. Von der Schweiz über Deutschland bis nach Österreich werden die Alpen aktuell richtig weiß. Es schneit zum Teil sehr stark. Ab 1500 m fallen rund 30 bis 50 cm Neuschnee. Auch in den Hochlagen vom Schwarzwald, dem Erzgebirge und dem Bayerischen Wald tanzen die Flocken. Stellenweise liegen dort 1 bis 5 cm Neuschnee. Zeit um einen aktuellen Blick auf die neusten Winterprognosen zu werfen und da wird wieder allerlei Humbug berichtet. Wie jedes Jahr steht der Polarwirbel im Vordergrund.

Februarprognose ECMWF
Der europäische Wetterdienst ECMWF rechent mit einem zu warmen Februar 2022.

Der Polarwirbel ist eine Ansammlung von viel Kälte am Nordpol. Diese kalten Luftmassen können im Winter weit nach Europa vorstoßen und dort für winterliche Kälte sorgen. Die Betonung liegt dabei wie so oft auf dem Wort können. Das kann jedes Jahr passieren, ist aber keineswegs sicher, dass es passiert oder wie lange es passieren könnte. Das hält einiger "Experten" natürlich auch im Vorfeld dieses Winters nicht davon ab, auf einen kalten und eisigen Winter für Deutschland zu setzen. Es ist jedes Jahr das gleiche Märchen, welches durch die Medien transportiert wird. Schon im vergangenen Jahr und den Jahren davor wurde eigentlich i jedem Herbst vor einem strengen und schneereichen Winter gewarnt. Passiert ist allerdings in den vergangenen 10 Jahren kaum etwas.

Polarwirbel KANN Deutschland den Winter bringen

Der Polarwirbel kann natürlich in diesem Winter viel Kälte und Schnee nach Deutschland bringen. Das KANN er aber jedes Jahr, hat er aber seit Jahren kaum noch mit großen Auswirkungen getan. Das hält natürlich einige Scharlatane der Branche nicht davon ab, jedes Jahr aus Neues über einen gestörten Polarwirbel zu spekulieren und einen kalten und schneereichen Winter anzukündigen. Ihr solltet Euch nicht auf solche Erzählungen einlassen. Befragt man Google, so sieht man leicht, das diese Story jedes Jahr aus Neue erzählt wird und meist sogar von den gleichen Personen.

Deutscher Wetterdienst Winterprognose
Der renomierte Deutsche Wetterdienst setzt mit seiner Jahreszeitenprognose auf einen leicht zu milden Winter. Es ist kein Eiswinter erkennbar.

Aber: Es ist aktuell überhaupt nicht möglich Aussagen über die möglichen Verlagerungen des Polarwirbels zu treffen. Das ist meteorologisch nicht möglich. Das ist genauso unsinnig wie das Prognostizieren der Winterwetterlage aus den Wetterlagen der Vormonate. Sämtliche seriösen langfristigen Wettermodelle wie das vom Deutschen Wetterdienst, vom europäischen Wetterdienst und das vom US-Wetterdienst bleiben bei einem leicht zu milden Winter 2021/2022. Leicht zu mild im Vergleich zu den Jahren 1991 bis 2020. Besonders unterhaltsam sind die "Experten", die seit Wochen fast täglich irgendwelche Weihnachtsprognosen aus dem Hut zaubern. Dabei wird mit schönen Taschenspielertricks gearbeitet.

Das CFS-Modell vom US-Wetterdienst NOAA

Dabei gehen einige sogar so weit und reden auf der einen Seite von einem Modell namens CFS und der auf der anderen Seite vom NOAA-Modell. Dabei ist der Zusammenhang ein ganz anderer. NOAA ist der Name des US-Wetterdienstes, es ist der staatliche Wetterdienst der USA, der weltweit Wettermodelle betreibt. Die Kollegen haben eine Vielzahl von Wettermodellen am Laufen und eines davon ist das CFS, das Climate Forecast System. Damit werden Monatsprognosen berechnet. Im Hintergrund rechnet das Modell aber auch alle 6 Stunden tageweise Prognosen für die kommenden 9 (!) Monate. Diese ändern sich fast alle 6 Stunden wieder.

US Wetterdienst NOAA Dezemberprognose
Der US-Wetterdienst NOAA errechnet mit seinem CFS-Modell aktuell einen 1 bis 2 Grad zu warmen Dezember. Zu warm im Vergleich zu 1991 bis 220.

Da gibt's dann tatsächlich einige unseriöse Kollegen, die sich immer genau die aktuellen CFS-Läufe herauspicken die gerade das gewünschte und spektakuläre Winterwetter um Weihnachten zeigen. Dass es dazwischen eine Vielzahl sehr warmer Berechnungen um Weihnachten gibt, wird den Zuschauerinnen und Zuschauern bzw. Leserinnen und Lesern verschwiegen.

Fachlich ist das totale Unsinn. Es ergibt keinen Sinn, außer den eigenen Anhängen tolle Wintermärchen vorzugaukeln, wo am Ende des Winters bei vielen Winterfreunden die Frustration dann wieder sehr groß ist, weil doch alles anders kam. Also: Finger weg von diesen unseriösen Branchen-Kollegen!

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