Verbündeter gegen den Klimawandel: Diese einst geschmähte Art ist Baum des Jahres 2026
Seine Resistenz gegen die Auswirkungen der Klimakrise hat dem einst geringgeschätzten Baum die Auszeichnung beschert. Heute gilt er als Allrounder und wahrer Anpassungskünstler unter den heimischen Baumarten.

Griff der Förster früher gerne zur Säge, wenn sich die widerstandsfähige Zitterpappel breit machte, hat man heute ihren Wert in der heimischen Flora erkannt. In Wäldern, die eigentlich reine Holzplantagen sind, konkurriert die durstige Pappel mit Fichten ums Wasser - weshalb man sie lange entfernte, sobald sie sich zeigte.
Die Superkraft der Zitterpappel
Mittlerweile haben Fichtenwäldern Dürren, Hitzeperioden und der Borkenkäfer so zugesetzt, dass in vielen dieser Pflanzungen große Flächen braun von vertrockneten Fichten sind.
Und hier hat die Superkraft der Zitterpappel eine wichtige Funktion. Als Pionierbaum besiedelt sie als erste offene Flächen oder Lücken im Wald, regeneriert so geschädigte Wälder und bietet zugleich besonders vielen Arten Lebensraum. Sie ist quasi eine heimische Wunderwaffe im Kampf gegen die Auswirkungen der Klimakrise.
Unverzichtbar bei der Wiederbewaldung
Bei der Wiederbewaldung schlägt die Stunde der Zitterpappel. Denn der robuste Baum wächst nach, wo Unwetter und Schädlinge den Wald bedrohen - schnell und zuverlässig.
„Sie verbessert den Boden, schenkt unzähligen Tieren Lebensraum und ist eine unverzichtbare Helferin bei der Wiederbewaldung", sagt Silvia Breher, Schirmherrin des „Baum des Jahres 2026" der Dr. Silvius Wodarz-Stiftung und Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat. „Wie kaum ein anderer Baum steht sie für Vielfalt, Lebenskraft und Erneuerung."
Futterquelle für Schmetterlinge und Singvögel
Ihr botanischer Name lautet Populus tremula; umgangssprachlich ist sie auch als Espe oder unter Fachleuten als Aspe bekannt. Sie ist einer der auffälligsten Laubbäume der heimischen Flora, denn schon bei einem leichten Windhauch beginnen ihre Blätter zu zittern.
Das verleihe ihr ein „fast lebendiges, tanzendes Aussehen", so heißt es in der Begründung ihrer Auszeichnung zum Baum des Jahres. Von diesem Flirren ihrer Blätter rührt auch der Ausdrucks des Zitterns wie Espenlaub.
Mehr als 60 Schmetterlingsarten nutzen ihre Blätter als Futterquelle. Spechte mögen ihr weiches Holz und bauen darin ihre Höhlen, und viele Singvögel finden hier Nahrung.
Allrounderin auf drei Kontinenten
Ihre Resilienz und Vielseitigkeit lässt sie in vielen Weltengegenden gedeihen. Sie ist fast auf dem gesamten europäischen Festland, aber auch in großen Teilen Asiens heimisch. Selbst im nördlichen Afrika ist sie zu finden. ImTiefland fühlt sie sich ebenso wohl wie auf Höhen bis zu 2000 Metern.
Weil sie sich über Wurzelausläufer vermehrt, bildet sie nach Stürmen oder Waldbränden schnell neue Bestände. Auch an Waldrändern oder nach Kahlschlägen breitet sie sich gerne aus.