Ja san’s denn narrisch?! Generation Z feiert auf TikTok #highuvtanning und Tanlines wie Trophäen
Während Eltern über Jahre hinweg in mühsamer Erziehungsarbeit Lichtschutzkompetenz vermitteln wollten, gefährdet eine neue Social-Media-Welle das mühsam errungene Bewusstsein für Hautgesundheit. Der TikTok-Trend „High UV Tanning“ offenbart eine neue Dimension digitaler Selbstgefährdung – und Ignoranz gegenüber wissenschaftlich gesichertem Wissen.

Fast wie eine bittere Satire mutet es an: Jahrzehnte elterlicher Aufklärung enden im Kult um Tanlines und verbrannte Haut.
Da wurde über Jahre hinweg sorgfältig Sonnenmilch aufgetragen, in Badebeuteln LSF 50 mitgeführt, der Schatten gepriesen und der Mittagssonne abgeschworen – alles im Dienste eines präventiven Umgangs mit UV-Strahlung.
Und nun? Ausgerechnet jene Generation, die all das verinnerlicht haben sollte, legt sich heute freiwillig und ungefiltert in die brennendste Stunde des Tages, nur um auf TikTok zu dokumentieren, wie „verkohlt“ sie sich dabei fühlt.
#highuvtanning: Wenn Sonnenbrand zur Auszeichnung wird
Unter dem Schlagwort #highuvtanning inszenieren sich Jugendliche und junge Erwachsene auf der Videoplattform mit sonnenverbrannter Haut, stolz auf ihre Fähigkeit, selbst bei einem UV-Index von 8 oder höher „richtig durchgezogen“ zu haben.
Sonnencreme? Gilt in diesen Kreisen als uncool, beinahe schon als Schwäche.
Der UV-Index – ursprünglich konzipiert als Warninstrument der Weltgesundheitsorganisation – wird zweckentfremdet zum Bräunungsbarometer. Je höher der Wert, desto größer der vermeintliche Erfolg.
Wissenschaftlich widerlegt, sozialmedial gefeiert
Diese Entwicklung ist nicht nur erschreckend, sie ist ein massives Versagen digitaler Aufklärung – und sie läuft der jahrzehntelangen Präventionsarbeit von Ärzten, Wissenschaftlern und nicht zuletzt Eltern frontal zuwider.
Denn die wissenschaftlichen Fakten sind unmissverständlich: UV-Strahlung – ob natürlich oder künstlich – schädigt das Erbgut der Hautzellen bereits in geringer Dosis, lange bevor ein Sonnenbrand überhaupt sichtbar wird.
Das Bundesamt für Strahlenschutz mahnt in aller Deutlichkeit: Solarienbesuche und ungeschütztes Sonnenbaden stellen eine klare Gesundheitsgefährdung dar, erhöhen nachweislich das Risiko für Hautkrebs – insbesondere das des malignen Melanoms – und sind deshalb in jeder Form vermeidbar.
Der Sonnenbrand als digitale Trophäe
Umso absurder erscheint der Gedanke, dass sich junge Menschen dieser Gefahr sehenden Auges aussetzen – und dies nicht im Verborgenen, sondern als stolz zur Schau gestelltes Spektakel. Die Bräune wird zur Trophäe eines selbstzerstörerischen Wettbewerbs, das Hitze- und Strahlungsempfinden zum Gradmesser sozialer Anerkennung.
Social media is fuelling a tanning craze among UK teenagers, who are deliberately ignoring sun safety. Heres what the experts advise https://t.co/vqWHWYjG2B
— The Times and The Sunday Times (@thetimes) August 23, 2025
Wenn Aufklärung gegen Aufmerksamkeit verliert
Was hier zutage tritt, ist mehr als ein vorübergehender Social-Media-Trend:
Es ist ein Symptom einer narzisstischen Kultur der Selbstinszenierung, in der digitale Aufmerksamkeit höher gewertet wird als medizinischer Rat. Statt auf Aufklärung zu hören, verlässt man sich auf Likes, statt den Dermatologen zu konsultieren, holt man sich Feedback von Followern.

Plattformen als Mitverantwortliche eines stillen Gesundheitsrisikos
Es braucht eine neue, dringend notwendige Diskussion über Medienkompetenz, Gesundheitsbildung und die Verantwortung von Plattformen, die gefährliche Trends nicht nur dulden, sondern durch ihre Algorithmen verstärken. Denn eines ist gewiss: Die Bräune mag flüchtig sein – die Schäden, die sie anrichtet, sind es nicht.
Quelle
Basierend auf Informationen des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS), insbesondere zur Gefahr künstlicher UV-Strahlung durch Solarien und den gesundheitlichen Risiken ungeschützten Sonnenbadens.