Ein Kelte wird zum Luxus bekehrt: Zwischen Mosel und Saar wird die Antike lebendig

Von der einzigen vollständig rekonstruierten römischen Herrschaftsvilla überhaupt bis zum bedeutendsten römischen Kunstwerk nördlich der Alpen: Hier wird das Alltagsleben um die Zeitenwende fassbar.

Villa Borg
Originalgetreu rekonstruiert: Die Villa Borg in Perl macht das Leben in der Antike nachvollziehbar. Foto: Adobe Stock

Ziemlich weitblickend war der keltische Händler vom Stamm der Treverer, der sich um das Jahr 50 vor der Zeitenwende zum Bau eines Hauses nach römischem Vorbild entschloss. Er arrangierte sich früh mit den Besatzern, was seinen Erfolg als Händler begünstigte und auch seinem Wohnkomfort zugutekam.

Dass er ein Einheimischer von der Oberen Mosel war und kein Römer, verrät noch über 2000 Jahre später sein Landsitz, die Villa Borg in Perl. Denn er hatte auf dem eigenen keltischen Holzpfostenbau eine römische Villa aus Stein erbaut.

Die alten Römer bauten gerne mit Aussicht

Zudem lag der Bau rund zehn Meter tiefer als das Torhaus - die Römer errichteten ihre Häuser auf dem höchsten Punkt eines Grundstücks. Dort oben verlief die Römerstraße von Metz, das Divodurum hieß, nach Trier, damals Augusta Treverorum.

Die Villa, ein siebeneinhalb Hektar großes landwirtschaftliches Gut mit Herrschaftshaus und Wirtschaftsgebäuden, illustriert das Leben zur Römerzeit exemplarisch.

Am Boden kämpfen Gladiatoren und Tiere

Ähnlich großzügig war die wenige Kilometer entfernte Römische Villa Nennig mit dem größten und besterhaltenen römischen Mosaik nördlich der Alpen. Allerdings befinden sich im Gegensatz zur Villa Borg die meisten ihrer Überreste unter der Erde. Ihr Herzstück war und ist das 160 Quadratmeter große Mosaik aus drei Millionen Steinchen, das ab dem 3. Jahrhundert die Eingangshalle schmückte. Mit drastischen Darstellungen von Gladiatoren- und Tierkämpfen ist dieser Fußboden nichts für schwache Nerven.

Tatsächlich reichen die Siedlungsspuren in der Gegend bis in die Steinzeit. Schwere, aber fruchtbare Erde, viel Quellwasser und die geschützte Lage nahe der Mosel und der Saar machten das Land seit jeher attraktiv.

Antikes Spa mit Fußbodenheizung und Ruheraum

Der Lehrer und Hobby-Archäologe Johann Schneider entdeckte die Reste der Villa Borg um die Wende zum 20. Jahrhundert. Zwei Weltkriege verhinderten, dass man sich der Sache ernsthaft annahm. Erst 1986 begann man mit den Ausgrabungen und entschloss sich, auf den Fundamenten Gebäude aufzubauen. 1997 war das Badehaus mit Umkleide, Heiß- und Kaltbad, Ruheraum und unterirdischem Heizsystem fertig.

Das Leben war gut auf den Höhen zwischen Mosel und Saar. Man ließ sich frische Austern liefern, wie Schalenfunde belegen, leitete Quellwasser aus dem Wald durch Leitungen aus Ton ins Haus, trug elegante Gewänder, die von Fibeln genannten, schmuckvollen Nadeln gehalten wurden, und lustwandelte im Innenhofgarten mit dekorativem Wasserbecken.

Das Badehaus wird zur Filmkulisse

Das Badehaus der Villa Borg, das sich mit Marmor und reichen Dekorationen auch optisch nicht hinter zeitgenössischen Spas verstecken muss, sowie die Römische Küche sind heute wieder voll funktionsfähig. Vor allem die Bäder, in denen der Hausherr einst am Nachmittag mit Familie oder Geschäftspartnern entspannte, werden daher häufig für Dreharbeiten genutzt.