Wie entstanden Jupiters Monde? Laut Astronomen gingen sie aus dieser winzigen Materie hervor
Aus dem Nichts entstanden Welten: Erfahre, wie aus winzigem Staub die majestätischen Monde des Jupiter wurden – ein kosmisches Wunder, das die Forschung bis heute fasziniert.

Wie sind die großen Monde des Jupiter entstanden? Diese Frage beschäftigt die Wissenschaft seit Jahrhunderten – und nun liefern Astronomen neue Antworten:
Die vier größten Jupitermonde – Io, Europa, Ganymed und Kallisto, auch als die Galileischen Monde bekannt – könnten sich aus winzigen Staub- und Gesteinspartikeln gebildet haben, die aus einer kleinen Gas- und Staubscheibe rund um den jungen Jupiter stammten.
Neue Forschungsergebnisse von Yuhito Shibaike und Yann Alibert liefern wichtige Erkenntnisse darüber, wie die Galileischen Monde entstanden sind.
Eine Mini-Scheibe als Wiege der Monde
Die Forscher untersuchten neueste hydrodynamische 3D-Simulationen, die einen detaillierten Einblick in die Entstehung der sogenannten Zirkumjovianischen Scheibe (CJD) geben.
- Diese Scheibe ist ein vergleichsweise kleiner, aber dicht zusammengedrängter Gas- und Staubnebel, der sich um den jungen Jupiter bildete, als dieser in seiner Entstehungsphase große Mengen an Gas aus der umlaufenden zirkumstellaren Scheibe (CSD) des Sonnensystems anzog.
- Durch die Schwerkraft des wachsenden Jupiter sammelte sich das Gas in einer rotierenden Scheibe um ihn herum, ähnlich wie die Sonne von einer zirkumstellaren Scheibe umgeben ist.
- Innerhalb dieser Zirkumjovianischen Scheibe fanden Prozesse statt, die es ermöglichten, dass sich Staub- und Gesteinspartikel verdichteten und nach und nach zu den heutigen großen Jupitermonden heranwuchsen.
Diese Miniatur-Gasscheibe stellte somit die Wiege für die Entstehung der Galileischen Monde dar und war maßgeblich für ihre spätere Größe, Zusammensetzung und Bahndynamik verantwortlich.
Große Brocken blieben draußen – warum?
Doch die Bildung war alles andere als einfach. Die Studienautoren erklären, dass größere Gesteinskörper – sogenannte „Pebbles“ mit Zentimeter- bis Metergröße – zwar im äußeren Sonnensystem entstanden, aber oft durch die starke Gravitation des wachsenden Jupiter gestoppt oder abgelenkt wurden.
Besonders ein gasfreier Bereich – ein sogenanntes „Gap“ – verhinderte, dass diese Materialien direkt zur CJD gelangten.
Zwei Wege für Material-Nachschub
Es gibt zwei unterschiedliche Erklärungen, wie Material in die Zirkumjovianische Scheibe (CJD) gelangte:
Die erste Theorie besagt, dass kleine Staubpartikel zusammen mit dem Gasstrom direkt in die Scheibe eingetragen wurden.
Die zweite Möglichkeit ist, dass größere Planetesimale – also kilometergroße Felsbrocken – durch die Gravitation des Jupiter eingefangen wurden.
Auf Basis dieses Materials entstanden die Jupitermonde nach zwei konkurrierenden Modellen:
Das Satellitesimal-Modell beschreibt ein langsames Zusammenwachsen vieler kleiner Körper, während das Pebble-Accretion-Modell ein schnelles Wachstum durch das Ansammeln von mittelgroßen „Pebbles“ annimmt.
Das Rätsel der Bahnresonanzen
Ein weiterer Knackpunkt der Forschung: Warum sind die Monde heute in resonanten Umlaufbahnen, also mit synchronisierten Umlaufzeiten? Die Kombination aus Wanderung nach innen und deren späterem Stopp könnte diesen Zustand erklären.
Noch viele offene Fragen – aber JUICE kommt
Noch ist keine der Theorien vollständig bewiesen. Künftige Daten – etwa von der ESA-Raumsonde JUICE, die Jupiter und seine Monde erforschen wird – sollen helfen, die offenen Fragen zu klären. Auch der chemische Aufbau und die unterschiedlichen Strukturen der Monde liefern wichtige Hinweise.
Ein Werkzeugkasten zur Erforschung ferner Welten: Die Raumsonde @ESA_JUICE bringt zehn wissenschaftliche Instrumente zum #Jupiter. Es ist die leistungsfähigste Nutzlast zur #Fernerkundung und der #Geophysik, die je zum äußeren #Sonnensystem geflogen wurde! @ESA_de (1/4) pic.twitter.com/s1E6H99svH
— DLR_de (@DLR_de) April 18, 2023
Aus Staub geboren – und zu Riesen gewachsen
Fest steht: Aus mikroskopisch kleinen Partikeln könnte eines der beeindruckendsten Mondsysteme des Sonnensystems entstanden sein – ein weiterer Beweis dafür, dass aus dem Kleinsten oft das Größte hervorgeht.
Quelle
Shibaike, Y., & Alibert, Y. (2025). Origin of Ganymede and the Galilean Moons. arXiv:2508.05932 [astro-ph.EP].