Extreme Sonnenaktivität: Seltene Aufnahmen zweier Solar Flares gelungen
Forschende konnten mit dem GREGOR-Teleskop zwei besonders starke Sonneneruptionen beobachten. Die hochauflösenden Aufnahmen zeigen Magnetfeldstrukturen und frühe Flare-Stadien, was auf die explosive Sonnenaktivität schließen lässt.

Astronomen haben außergewöhnlich detaillierte Bilder zweier starker Sonneneruptionen aufgenommen. Möglich wurde das durch optimale Bedingungen am GREGOR-Sonnenteleskop auf Teneriffa, welches die energiereichste Sonnenfleckengruppe des Jahres 2025 beobachtete.
Die Aufnahmen zeigen Strukturen, die mit erdgebundenen Instrumenten bisher kaum feststellbar waren. Dazu gehören frühe Stadien der Flare-Entstehung sowie fein verwirbelte Magnetfeldlinien innerhalb der komplexen Fleckengruppe.
Seltener Glücksfall
Hochauflösende Bilder starker Flares sind äußerst selten, denn meist verhindern ungünstige Bedingungen, dass erfolgreich Bilder gemacht werden können.
– Prof. Carsten Denker, Leiter der Abteilung Sonnenphysik am Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP), Erstautor
„Wir hatten das große Glück, die Entwicklung von zwei Flares der Klasse X am 10. und 11. November 2025 mit dem 1,5-Meter-Sonnenteleskop GREGOR am Teide-Observatorium auf Teneriffa, Spanien, beobachten zu können“, erklärt Prof. Carsten Denker, der die Abteilung Sonnenphysik am Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) leitet. Die beiden Eruptionen gehörten zu den stärksten des gesamten Sonnenzyklus 25, dessen Aktivitätsmaximum 2025 erreicht wird.
Aktivste Region des Jahres 2025
Hinter den gewaltigen Ausbrüchen steckt die aktive Region NOAA 14274. Sie produzierte 135 C-Flares, 15 M-Flares und insgesamt fünf Ereignisse der Klasse X – der höchsten Stufe des Flare-Systems. Die X5.1-Eruption vom 11. November zählt sogar zu den sechs energiereichsten des aktuellen Zyklus.

Beide Ausbrüche gingen zudem mit schnellen koronalen Massenauswürfen einher, die in den folgenden Nächten eindrucksvolle Polarlichter bis in mittlere Breiten erzeugten. Damit hatten die beobachteten Vorgänge direkte Auswirkungen auf das Weltraumwetter der Erde.
Innerhalb von nur 14 Minuten lag der komplette Datensatz vor, der später mithilfe anspruchsvoller Rekonstruktionsmethoden verarbeitet wurde. Nur eine halbe Stunde nach dem Scan ereignete sich bereits der nächste große Ausbruch der Stärke X1.2, dessen Vorboten in den Bildern klar erkennbar sind.
Verbogene Filamente und angespannte Magnetfelder
Besonders auffällig waren die extrem deformierten Strukturen innerhalb der Sonnenflecken. „Die penumbralen Filamente, die sich typischerweise radial vom dunklen Kern des Sonnenflecks aus erstrecken, waren stark gekrümmt und verflochten“, berichtet Dr. Meetu Verma. Das deutet auf ein hochgradig gespanntes Magnetfeld hin, in dem durch Rotation und Scherbewegungen enorme Energiemengen gespeichert wurden.

Die Energie wurde schließlich explosionsartig in Form der beobachteten Flares freigesetzt. Das alles lief auf Skalen ab, die nur knapp über der räumlichen Auflösungsgrenze des Teleskops liegen, nämlich rund 100 Kilometer auf der Sonnenoberfläche.
Im Laufe der Beobachtungskampagne entstanden knapp 40.000 Datensätze, die nun minutiös ausgewertet werden. Die bereits veröffentlichten Bilder belegen eindrucksvoll, welche wissenschaftlichen Möglichkeiten in dem Material stecken. Zugleich eröffnen sie eine neue Sicht darauf, welche starken Eruptionen unseren Stern antreiben – und damit auch auf jene Kräfte, die unser Weltraumwetter maßgeblich prägen.
Quellenhinweis:
Denker, C., Kamlah, R., Verma, M., & Pietrow, A. G. M. (2025): The Calm before the Storm: High Spatial Resolution Mosaic of Active Region NOAA 14274 at the Onset of an X1.2 Flare. Research Notes of the AAS, 9, 321.