Was für eine Wetter-Illusion! Blauer Himmel und Sonnenschein täuschen – Ostwind lässt Deutschland bibbern
Trotz strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel fühlen wir uns kalt und frösteln. Warum der Ostwind in diesen Tagen eine wahre Wetter-Illusion erzeugt, erfahren Sie hier.

Heute zeigt sich in Deutschland wieder einmal ein Phänomen, das viele Menschen als unangenehm empfinden: der Ostwind.
Bei strahlendem Sonnenschein weht dieser Wind aus der Richtung, die vielen das Gefühl vermittelt, es müsse doch eigentlich warm und sommerlich sein.
Doch die Realität sieht anders aus: Der Ostwind bringt kalte, trockene Luft mit sich, die für den Frühling typisch ist.
Aber warum entsteht dieser Widerspruch zwischen dem optischen Eindruck und dem tatsächlichen Wetterempfinden?
Eine Erklärung bietet der psychologische Begriff der kognitiven Dissonanz.
Was ist kognitive Dissonanz?
Die kognitive Dissonanz beschreibt ein psychologisches Phänomen, bei dem Menschen zwei widersprüchliche Wahrnehmungen oder Gedanken nicht miteinander vereinbaren können.
In Bezug auf das Wetter bedeutet das, dass die Sonne, die uns einen warmen Frühlingstag vorgaukelt, und der kalte Ostwind, der uns frösteln lässt, zu einer unangenehmen Wahrnehmung führen können.
Diese Dissonanz führt zu einem stärkeren Unbehagen als bei anderen Windrichtungen.
Die Zirkulationsformen und der Ostwind
Um das Phänomen des Ostwinds besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Zirkulationsformen. Bei der zonalen Zirkulation treten milde, wechselhafte Wetterlagen auf, in denen der Wind überwiegend aus westlicher Richtung weht.
Diese Zirkulation entsteht, wenn im Süden hoher und im Norden niedriger Luftdruck herrschen.
Im Gegensatz dazu führt die meridionale Zirkulation zu einer stärkeren Nord- oder Südströmung, die das Wettergeschehen über Mitteleuropa stark prägt.
Je nachdem, ob sich die Tiefdruckgebiete westlich oder östlich von uns befinden, wird entweder kalte Luft aus dem Norden oder warme Luft aus dem Süden herangeführt. Dadurch kommt es zu markanten Temperaturveränderungen.
Ein weiteres Merkmal der meridionalen Zirkulation sind stationäre Hochdruckgebiete über Nord- und Nordosteuropa, die im Fachjargon als „blockierend“ bezeichnet werden.
Diese Gebilde bringen häufig Winde aus östlichen Richtungen, die von Nordost bis Südost reichen.
Genau diese Wetterlage sorgt dafür, dass kalte, trockene Luft aus Osteuropa nach Deutschland gelangt.
Der Ostwind, der gerade weht, ist typisch für diese Zirkulation und führt trotz des sonnigen Wetters zu unangenehm niedrigen Temperaturen, besonders im Frühling, wenn die Luft über Osteuropa noch kühl ist.
Aktuelles Wetterphänomen: Der kühle Ostwind
Der Ostwind, der momentan Deutschland erreicht, entsteht am Rande eines Hochs über Südskandinavien. Diese Hochdrucklage sorgt dafür, dass kühle Festlandsluft aus Osten nach Deutschland strömt.
In den kommenden Tagen wird sich diese Luft jedoch erwärmen, was den Unterschied zwischen dem sonnigen Eindruck und den tatsächlich kühlen Temperaturen mildern wird.
Heute sind besonders der Westen und Südwesten von kräftigen Windböen betroffen, die in exponierten Regionen auch stürmisch werden können.
Im höheren Bergland, vor allem im Schwarzwald, sind sogar Sturmböen zu erwarten. Auch in tieferen Lagen wird der Wind deutlich spürbar sein, mit Böen bis zu 70 km/h.
Abends lässt der Wind nach, und in der Nacht werden im Nordschwarzwald an exponierten Stellen weiterhin Sturmböen auftreten. Doch ab Donnerstagfrüh wird der Wind deutlich nachlassen, und es sind keine weiteren Windwarnungen mehr zu erwarten.

Die kognitive Dissonanz- ein Produkt der Wechselwirkungen zwischen psychologischen Wahrnehmungen und meteorologischen Bedingungen
Der Ostwind, der trotz des Sonnenscheins kalte, trockene Luft mit sich bringt, sorgt dafür, dass der Frühlingstag weniger warm wirkt, als er eigentlich aussieht.
Doch spätestens im Sommer wird der Ostwind deutlich milder oder auch unangenehm heiß, wenn sich die Luft über Osteuropa erwärmt hat, und wir werden ihn weniger unangenehm empfinden.