Heutzutage unvorstellbar! Der eisige Februar 1956: Temperaturen unter -35°C und ein zugefrorener Rhein!

Vor 68 Jahren gab es den mit Abstand kältesten Februar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in einer heute kaum mehr vorstellbaren Dimension. Wochenlange extreme Kälte mit Temperaturen bis unter -35°C bestimmten das Wetter in Deutschland und sogar der Rhein war komplett zugefroren.

Februar 1956
Der Februar 1956 brachte eine für heutige Verhältnisse unvorstellbare Kältewelle in Deutschland

Der diesjährige Januar brachte immerhin eine kurze Kältephase, dazu sogar im Rheinland während einer Luftmassengrenze über 10 Zentimeter Schnee, der sogar einige Tage liegen blieb. Aber ausgerechnet zur klimatologisch kältesten Zeit des Jahres hat sich wieder sehr milde Luft durchgesetzt.

Damit war auch der Januar 2024 trotz des winterlichen Intermezzos um die Monatsmitte wieder einmal zu warm. Das Temperaturmittel in Deutschland lag mit 1,5 Grad Celsius um 2 Grad über der international gültigen Referenzperiode von 1961-1990, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) bekannt gab.

10 Grad unter dem Durchschnitt

Ein ganz anderes Kaliber war die historische Kälteperiode im Februar 1956, der vielerorts sogar der kälteste Einzelmonat überhaupt war. Die Durchschnittstemperatur lag in Deutschland mit minus 9,6 Grad unglaubliche 10 Grad unter dem langjährigen Mittel 1961-1990. Dabei war der Winter 1955/56 bis dato sehr mild gewesen.

Nochmal kurz zum Vergleich: Der diesjährige Januar hatte ein Mittel von plus 1,5 Grad (den viele schon als relativ kalt empfunden haben!), der Februar 1956 ein Mittel von fast minus 10 Grad (-9,6°C)! Selbst im sonst so milden Köln gab es eine Mitteltemperatur von -7,4°C, normal ist hier im Februar mittlerweile eine Mitteltemperatur von gut 3 Grad plus.

Um derart eisige Temperaturen in Deutschland überhaupt erreichen zu können, müssen viele Faktoren gleichzeitig passen. Zum einen muss ein Dauerhoch auf dem Atlantik verhindern, dass eine milde Westwetterlage wetterbestimmend wird. Zum anderen muss durch die richtige Position von Hochdruck- und Tiefdruckgebieten mit einer nordöstlichen bis östlichen Strömung sibirische Kaltluft nach Deutschland transportiert werden. Zudem führten klare Nächte über einer geschlossenen Schneedecke zu einer weiteren nächtlichen Abkühlung.

Dies alles war im Februar 1956 über ganze vier Wochen der Fall. Schon am ersten Tag des Monats gab es nahezu flächendeckend Höchsttemperaturen (!) nicht über minus 10 Grad. In einigen höheren Lagen im Osten Deutschlands stiegen die Temperaturen nicht über -20°C.

Um den 10. Februar erfolgte der zweite extreme Kältevorstoß mit Temperaturen, die alle Rekorde brachen. Zwischen dem Schwarzwald und den Alpen wurde es am 11. des Monats nicht "wärmer" als -20°C und die Tiefsttemperaturen lagen um oder sogar unter minus 30 Grad.

Tiefstwerte unter -35 Grad und zugefrorene Flüsse

München-Riem meldete damals -29,6°C und in Waldsassen in der Oberpfalz lag der Tiefstwert bei unglaublichen -36,3°C. Auch in Görlitz gab es mit -30,8°C in der Nacht zum 9. Februar einen Temperaturrekord, der bis heute nicht unterboten wurde.

Die Schneehöhen waren nicht rekordverdächtig, was typisch für eisige Kaltluftwetterlagen ist, da diese Luftmasse naturgemäß sehr trocken ist. Trotzdem brachten mehrere kleine Tiefs über Mitteleuropa verbreitet eine mehr oder weniger hohe Schneedecke in Deutschland.

Zudem waren fast alle großen Flüsse zugefroren. Der Rhein war bei Mainz komplett zugefroren, zudem kam es am Mittelrhein auch zu Eisstau. Auch in Köln konnte man "trockenen Fußes" über den Rhein laufen, was seitdem nicht mehr möglich war.

In Zeiten der fortschreitenden Klimaerwärmung ist es sehr unwahrscheinlich, dass es nochmal zu so einem extrem kalten Wintermonat kommen wird. Trotzdem ist auch heute noch bei einer ähnlichen Wetterkonstellation eine extreme Kältewelle möglich. Aber selbst damals kam so ein krasser Ausreißer statistisch gesehen nur alle 50-100 Jahre vor!