Subtropisches Tief im Mittelmeer: Gefahr eines Medicanes?

Tief "Juliette" sorgt derzeit für stürmische Verhältnisse im Mittelmeer. Nachdem es bereits auf den Balearen für Orkanböen gesorgt hat, zieht es nun in Richtung Italien und den Inseln Korsika / Sardinien. Kann aus dem Tief sogar ein Medicane werden?

Sturm an der Küste
Sturm auf den Balearen. "Juliette" sorgte auf Mallorca für Orkanböen von bis zu 122 km/h.

Aus einer Omega Wetterlage über Westeuropa tropfte in den vergangenen Tagen ein Tiefdruckgebiet gen Süden ab. Daraus bildete sich ein Cut-Off Low über dem westlichen Mittelmeer, das vom Deutscher Wetterdienst unter dem Namen "Zakariyya" geführt wird, international aber als "Juliette" bekannt ist. Das durchaus wetteraktive System zog am Dienstag über die Balearen hinweg und sorgte dabei für Starkregen, Gewitter und Orkanböen.

An der Station Capdepera auf der beliebten Urlaubsinsel Mallorca kam es zu Böen von bis zu 122 km/h. Auch auf der Nachbarinsel Menorca war es eher ungemütlich. 91 km/h wurden hier am Flughafen Menorca registriert.

Italien im Visier

In einer nahezu kreisförmigen Zugbahn bewegte sich "Juliette" von den Balearen nach Südosten um die Südküste Sardiniens herum. Nun zeigt der Kurs wieder nach Norden, sodass auch die italienischen Regionen Toskana und Latium die Auswirkungen des Sturms zu spüren bekommen.

Luftdruck, Niederschlag
Anhand der Isobaren nicht zu übersehen: Tief "Juliette" östlich von Korsika und Sardinien.

An den Küstengebieten Italiens, inklusive der Hauptstadt Rom, kommt es zu ergiebigen Niederschlägen und sogar zu Gewittern. Auch mit Sturmböen von bis zu 95 km/h ist zu rechnen.

Morgen biegt der Sturm weiter nach Nordwesten ab und zieht auf Korsika zu. Auch hier ist mit Starkregen, Gewittern und stürmischen Winden zu rechnen. Auf den bis zu 2706 m hohen Bergen der Insel kommt es sogar zu kräftigen Schneefällen.

Wind, Sturm
Erstaunlich symmetrisch für ein extra-tropisches System: Das Windfeld von Julietta ist sehr gleichmäßig. Frontale Strukturen gibt es kaum.

Wird Juliette zum Medicane?

Diese Frage lässt sich klar beantworten: Nein. Auch wenn "Juliette" kräftige Niederschläge, Gewitter und Orkanböen erzeugt, wäre eine Einordnung als Medicane falsch. Der Begriff Medicane setzt sich aus Mediterranean und Hurricane zusammen und beschreibt einen Sturm im Mittelmeer mit tropischen Eigenschaften. Notwendige Bedingungen hierfür sind unter anderem eine geschlossene eyewall inklusive dem charakteristischen nahezu wolkenlosem Auge. Den letzten Medicane gab es im Herbst 2021. Für die Bildung eines tropischen Wirbelsturmes bedarf es im Regelfall hohe Wasseroberflächentemperaturen von ca. 28 °C, die üblicherweise nur im Spätsommer und Herbst vorhanden sind - im Mittelmeer herrschen derzeit nur 14 bis 16 °C.

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