Oslo forciert die Elektrifiizierung des öffentlichen Verkehrs
In Norwegens Hauptstadt Oslo hat es die Stadtregierung geschafft, innerhalb von nur vier Jahren alle Taxis auf E-Autos umzurüsten. Dies gilt auch für die ebenfalls elektrisch betriebenen Fähren am Fjord - und in den kommenden Jahren für kommunalen Busverkehr.

Norwegen und seine skandinavischen Nachbarn zeigen Europa, wie man pragmatisch die Wege einer Elektrifizierung des öffentlichen Verkehrs beschreitet, die aus der fossilen Welt hinausführen.
Keine Angst vor Kälte
Kritiker der Elektromobilität weisen permanent darauf hin, wie schwierig es ist Elektroautos an oder unter der Null-Grad-Grenze zu betreiben. Insofern erstaunt die Konsequenz, mit der unsere Nachbarn im hohen Norden Europas die Elektrifizierung des privaten und öffentlichen Verkehrs vorantrieben.
Richtig ist, dass Elektroautos im Winter etwa 15-25 Prozent ihrer Reichweite verlieren. Am Beispiel Norwegens sieht man jedoch, dass diese Tatsache weder die Öffentlichkeit noch die politischen Entscheider davon abhalten, ihren Weg des Abschieds von Verbrennungsmotoren weiter zu verfolgen.
In Norwegen sind aktuell rund 96 Prozent aller neu zugelassenen Pkws batterieelektrisch betrieben. Die Elektrifizierung der öffentlichen Fahrzeugflotten geht weit über private Autos hinaus. Nahezu komplett werden auch Taxis und Busse von Diesel und Benzin auf Batterien umgestellt.
Oslo - Sentralstasjon - der elekfizierte Taxistand
Sehr gut kann man die Entwicklung der konsequenten Elektrifizierung an der Taxisschleife hinter dem Osloer Hauptbahnhof sehen. Batteriebetriebene Kombis und SUVs der Marken Tesla, BYD sowie der EQ-Klasse von Mercedes warten dort auf ihre Kunden.
Im Jahr 2017 habe es wegen lokaler Emissionen eine sehr schlechte Luftqualität in Oslo gegeben. Seinerzeit habe sich das Land der Elektromobilität verpflichtet, wie der norwegische Elektroauto-Verband Elbilforening gegenüber der österreichischen Tageszeitung DER STANDARD erklärte.
Nach der Luftbelastung des Jahres 2017 wurden Taxis, die ihre Wartezeiten mit laufenden Motoren überbrückten, für die Stadtverwaltung schnell ein Dorn im Auge. Diese wollte ihre Taxilizenzen nur an emissionsfreie Autos vergeben. Das zuständige Ministerium verlangte vor der Entscheidung der Flottenumstellung ein Gutachten, das die Wirtschaftlichkeit und Umsetzbarkeit nachwies. Dieses war im November 2020 fertig – und bestätigte die Umstellungsabsicht der Stadtverwaltung Oslos. Ab diesem Zeitpunkt bekamen die Taxibetreiber vier Jahre Zeit, um ihre gesamte Flotte umzustellen. Dies betraf nicht nur neu angemeldete Fahrzeuge.
Vorreiterrolle
Damit eilt man anderen Städten Europas sehr deutlich voraus. Wie DER STANDARD schrieb, werden zwar in Wien seit Jahresbeginn nur noch emissionsfreie Taxis zum Betrieb zugelassen. Der Bestand der Fahrzeuge darf aber weiter mit Verbrennern und Hybriden fahren.
Schätzungen gehen davon aus, dass es ca. sieben bis zehn Jahre dauert, bis die gesamte Wiener Taxiflotte getauscht ist. Die Wiener Stadtpolitik sieht das Beibehalten der Verbrenner und Hybriden als Entgegenkommen gegenüber den Taxibetreibern.
Skepsis zu Beginn
Auch in Oslo zweifelten die Betreiber der rund 800 Taxis zu Beginn des Wechsels zu e-Taxis an der zeitlichen Umsetzung der Pläne. Bis kurz vor der Ziellinie am 1. November 2024 waren etwa zehn Prozent der Flotte noch nicht elektrifiziert. Danach habe es einen Schlusssprint zur Ziellinie, der dazu geführt hat, dass in den Osloer Taxiständen qualmende Auspuffe Geschichte sind.
Der Branchenverband Elbilforening lobte die große Bereitschaft der Taxibetreiber, die Umsetzung der Osloer Planungen abzuschließen.
Elektrifizierung auch im Oslo-Fjord
Auch bei den Fähren, die die Bewohner der Inseln und Halbinseln des Osloer Fjord ans Festland bringen, schreitet die Elektrifizierung voran. Die Bestandsflotte wurde angepasst und mit wechselbaren Batterien ausgestattet. Dies hat den unschätzbaren Vorteil, dass die Fähren praktisch keinen ladebedingten Stillstand haben. Die leere Akkus werden einfach durch separat vollgeladene Module ausgetauscht.
Elektrobusse – das nächste Ziel
Die bei den Taxiunternehmen umgesetzte Konsequenz will die Osloer Stadtregierung nun auch bei den Bussen umsetzen. Dies sei ebenfalls eine Folge der schlechten Luftqualität. Die ersten Elektrobusse wurden schon zwischen 2017 bis 2019 ausgiebig getestet.
Die kommunale Behörde RUTER beauftragt die Busbetreiber mit der Erbringung einer Leistung, meist über einen Zeitraum von zehn Jahren. Über die Größe der Busflotte entscheidet der jeweilige Betreiber selbst.
Diese Verträge wären auch der Hebel zur Flottenumstellung, so ein Sprecher von RUTER. Ab dem Jahr 2022 sollte nach den Vorgaben zumindest jeder vierte neu angemeldete Bus emissionsfrei sein. Das überraschende Resultat läge aber bei 100 Prozent. Daraus wäre ersichtlich, dass auch die Busunternehmer selbst eine vollständig emissionsfreie Busflotte haben wollen.
Im Ergebnis waren Ende 2024 bereits 680 der 1400 Busse in Oslo vollelektrisch - und mit jedem auslaufenden Vertrag stiege laut RUTER der Anteil.
2030 soll schließlich die gesamte Flotte getauscht sein. Der RUTER-Sprecher dazu im STANDARD:
Neben Emissionsreduktionen sei auch die Wartung einfacher und der Betrieb deutlich günstiger. Es gab zu Beginn durchaus Probleme ganz im Norden des Landes, also in Gegenden mit sehr großer Kälte. Mittlerweile haben sich die Betreiber angepasst, indem sie Batterie und Fahrzeug gezielt vorheizen, das Personal im Umgang mit den Besonderheiten der e-Mobilität besser schulen und das Lade-Management optimiert haben.