Neue DUH-Daten zeigen: Hochwassergefahr steigt – zehn Bundesländer besonders bedroht

DUH schlägt Alarm: Die verheerende Flutkatastrophe im Ahrtal kann sich jederzeit wiederholen. Viele Bundesländer sind unzureichend vorbereitet – es geht uns alle an, jetzt zu handeln!

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Hochwasser bedroht immer mehr Städte – Schutzmaßnahmen müssen dringend verstärkt werden.“

Hochwasser betrifft nicht nur Menschen an großen Flüssen. Neue Daten der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zeigen: Das Risiko schwerer Überschwemmungen ist in ganz Deutschland real – und wächst.

Zehn von 16 Bundesländern weisen bereits heute einen hohen oder sogar extremen Hochwasser-Risikograd auf.

Hochwasser – das unterschätzte Risiko vor unserer Haustür

Das geht aus einer groß angelegten DUH-Abfrage unter allen Bundesländern hervor. Ausgewertet wurden zudem Daten des Gesamtverbands der Deutschen Versicherer (GDV) sowie der Bundesanstalt für Gewässerkunde. Das Ergebnis: Mehr als 300.000 Wohnadressen liegen in potenziellen Überschwemmungsgebieten.

Diese vier Bundesländer sind besonders gefährdet

Am höchsten ist das Risiko in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Dort treffen große gefährdete Flächen und viele betroffene Wohnadressen zusammen. Allein in Bayern liegen über 65.000 Wohnadressen in Risikozonen.


Auch die Fläche zählt: In Nordrhein-Westfalen machen potenzielle Hochwassergebiete 6,8 Prozent der Landesfläche aus, in Brandenburg 6,2 Prozent und in Sachsen-Anhalt 5,9 Prozent.

Was das bedeutet? Bei einem sogenannten Jahrhunderthochwasser, das statistisch nur alle 100 Jahre auftritt, drohen immense Schäden. Doch durch die Klimakrise und jahrzehntelange Landschaftsveränderungen treten solche Pegel deutlich häufiger auf. Was früher selten war, wird zur neuen Realität.

Schutz mit der Natur – doch kaum genutzt

Die DUH stellt fest: Die Bundesländer investieren weiterhin überwiegend in technische Schutzmaßnahmen wie Deiche, Rückhaltebecken oder Polder.

Zwischen 2015 und 2021 flossen dafür 452 Millionen Euro, während für naturbasierte Maßnahmen wie Auenrenaturierung nur 263 Millionen Euro ausgegeben wurden.


Dabei sind gerade diese naturbasierten Lösungen kostengünstiger, ökologisch sinnvoller – und oft wirksamer. Denn sie schaffen nicht nur Rückhalteräume für Wasser, sondern fördern auch Biodiversität, Bodengesundheit und Dürreschutz.

Rückbau? In vielen Ländern Fehlanzeige

Ein zentrales Problem ist der mangelhafte Rückbau in Überschwemmungsgebieten. Die DUH zeigt: Nur Bayern und Sachsen-Anhalt können konkrete Mittel dafür nachweisen.

Berlin und Hessen haben in zehn Jahren kein einziges Rückbauprojekt gefördert, andere Länder wie Bremen oder Schleswig-Holstein gaben an, solche Maßnahmen gar nicht zu kennen.


Dabei entstehen weiterhin jährlich bis zu 2.400 neue Wohnhäuser in Risikozonen – ein gefährlicher Trend.

Was jetzt passieren muss

Die DUH nennt fünf Stellschrauben für einen zukunftsfähigen Hochwasserschutz:

  • Kommunen müssen gezielt für Extremwetter gewappnet werden.
  • Naturbasierte Lösungen brauchen politischen Vorrang.
  • Rückbaumaßnahmen müssen gefördert und umgesetzt werden.
  • Die Datengrundlage in den Ländern muss verbessert werden.
  • Der länderübergreifende Austausch zu Best Practices muss intensiviert werden.

Das betrifft uns alle

Diese Erkenntnisse gehen uns alle an. Hochwasser ist kein abstraktes Extremereignis – es ist Teil unseres Alltagsrisikos in Zeiten der Klimakrise.
Wenn wir heute handeln, können wir Schaden verhindern. Wenn wir weiter abwarten, wird es teuer – finanziell, menschlich und ökologisch.

Quelle

Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH). „Vier Bundesländer mit extrem hohem Hochwasser-Risikograd: Große Hochwasser-Abfrage der Deutschen Umwelthilfe verdeutlicht deutschlandweit Nachholbedarf.“ Pressemitteilung, 10. Juli 2025.