Großglockner-Hochalpenstraße: Ein Pass der Superlative!

Der Großglockner ist mit 3798 Metern nicht nur der höchste Berg in Österreich, auch die nach ihm benannte Hochalpenstraße hat jede Menge Superlative zu bieten. Es ist eine Reise durch vier Klimazonen, vom Hochsommer im Tal bis zum (noch) ewigen Eis und Schnee im Hochgebirge!

Großglockner-Hochalpenstrasse
Spektakulär verläuft die Großglockner-Hochalpenstraße und überquert auf 48 Kilometern den Alpenhauptkamm (Foto Markus Köss vom 08.07.23)

Im letzten Artikel habe ich über die immer schneller schmelzenden Gletscher im Zuge des Klimawandels unterhalb des Großglockners geschrieben. Dank der Hochalpenstraße lässt sich die Situation am höchsten Berg Österreichs für jeden aus nächster Nähe begutachten. Beim Überqueren des Alpenpasses durchfährt man vier Klimazonen der Erde innerhalb kurzer Zeit. Doch es gibt noch mehr Superlative!

Die Großglockner-Hochalpenstraße ist insgesamt 48 Kilometer lang und hat 36 Kehren. Die Passstraße befindet sich im mit 1800 Quadratkilometern größten Nationalpark Österreichs, den Hohen Tauern. Der höchste Punkt liegt an der Edelweißspitze mit 2572 Höhenmetern. Etwa 300 Dreitausender umgeben den 3798 Meter hohen Großglockner.

Die Geschichte

Den Weg über das 2504 Meter hohe Hochtor wagten Menschen schon vor 3500 Jahren. Um Handel zu treiben, nutzten Kelten und Römer diese Nord-Süd Verbindung am Alpenhauptkamm. Doch die Bedingungen im Hochgebirge waren hart für die Wanderer. Selbst im Sommer führten plötzliche Wetterumschwünge zu Schneefällen und Kälte und kosteten so manchem das Leben.

Die ersten Pläne von österreichischen Experten zum Bau einer Passstrasse im Jahr 1922 ernteten überwiegend Spott, denn zu dieser Zeit gab es nur wenige Autos und Motorräder. In Italien, Österreich und Deutschland waren zu dieser Zeit zusammen nur 2000 Kilometer asphaltierte Überlandstraßen vorhanden. Ein weiterer Grund lag in den wirtschaftlich katastrophalen Folgen des Ersten Weltkriegs auch für Österreich.

Dank der Durchsetzungskraft des damaligen Salzburger Landeshauptmannes Franz Rehrl nahm die Umsetzung zum Bau der Gebirgsstraße dann doch noch Fahrt auf. Auch dem Bauingenieur Franz Wallack ist es zu verdanken, dass am 30. August 1930 die erste Sprengung den Bau der Alpenstraße einläutete.

Fünf Jahre später, am 3. August 1935, wurde die Großglockner-Hochalpenstraße von Rehrl, Wallack und dem damaligen Bundespräsidenten Wilhelm Miklas feierlich eröffnet. In der hochalpinen Region konnte wegen der enormen Schneemengen im Winterhalbjahr nur zwischen Mai und November überhaupt gearbeitet werden und so betrug die Bauzeit insgesamt nur 26 Monate. Insgesamt wirkten rund 3200 Menschen beim Bau mit.

Vier Klimazonen

Die Großglockner-Hochalpenstraße ist mittlerweile eine der Hauptsehenswürdigkeiten in Österreich und verbindet am Alpenhauptkamm die Bundesländer Salzburg und Kärnten miteinander. Insgesamt führt eine Fahrt vom Tal ins Hochgebirge durch vier Klimazonen, was einer Fahrt von Salzburg nach Spitzbergen entspricht. Durch die extremen Bedingungen im Hochgebirge, sowie der großen Lawinengefahr ist der Pass nur im Sommerhalbjahr (in der Regel von Mai bis November) befahrbar.

Während im Tal teilweise hochsommerliche Temperaturen vorherrschen, gibt es in den Hochlagen der Gebirgsstraße häufig noch große Schneewände zu "bewundern". Durch massive Schneeverwehungen im Winter können diese im Frühjahr bis zu 12 Meter hoch sein. Selbst im Sommer kann es hier zu Schneefällen kommen, so dass Schneepflüge auch zu dieser Zeit am Straßenrand für den Fall der Fälle bereit gehalten werden.

Die etwa 900 000 Besucher jährlich mit etwa 270 000 Fahrzeugen bleiben allerdings nicht ohne Folgen, denn neben dem Schadstoffausstoß sorgt auch die Lärmbelästigung bei Naturschützern für Unmut. "In Zeiten des Klimawandels und der Bedrohung unserer Artenvielfalt braucht es eine Abkehr von der Fixierung auf motorisierte Fahrzeuge und mehr Hinwendung zum Naturerlebnis", erläutert beispielsweise Josef Scheinast, Landtagsabgeordneter und Verkehrssprecher der Salzburger Grünen. Die derzeitige Nutzung der Passtrasse stehe nicht im Einklang mit den Zielen des Nationalparks Hohe Tauern. Besonders ärgerlich sei, dass namhafte Automobilhersteller dort immer noch Bremstests mitten im Nationalpark veranstalteten.