Timmelsjoch: Ein Alpenpass zwischen Frühsommer und Schneemassen!

Die Timmelsjoch-Hochalpenstraße ist ein spektakulärer Grenzpass zwischen Österreich und Italien. Die Passhöhe liegt auf 2474 Höhenmetern. Damit bietet eine Überquerung besonders im Juni den riesigen Kontrast zwischen Frühsommer im Tal und oft noch großen Schneemengen auf dem Pass!

Timmelsjoch
Meterhohe Schneewände gab es am Timmelsjoch im Juni 2019 (Foto Markus Köss)

Das Timmelsjoch ist ein Grenzpass zwischen dem österreichischem Bundesland Tirol und der italienischen Provinz Bozen in Südtirol. Vom Passeier, einem Gebirgstal nördlich von Meran, schraubt sich die Passstraße auf rund 30 Kilometern in 44 Kehren hinauf auf den Berg bis auf 2474 Metern Höhe. Auf dem Passschild wird zwar eine Höhe von 2509 Metern angegeben, doch es kursieren verschiedene Angaben über die tatsächliche Höhe. Die amtliche Österreichische Karte taxiert den Übergang auf 2474 Meter. Auch die Betreibergesellschaft gibt diese Höhe mittlerweile auf ihrer Homepage an.

Auf österreichischer Seite führt die Timmelsjoch-Passstraße ins Tiroler Ötztal nach Hochgurgl, Obergurgl (1930 m) über Sölden und Längenfeld bis ins Inntal. Das Timmelsjoch ist dabei die tiefste unvergletscherte Kerbe im Alpenhauptkamm zwischen dem Brenner- und dem Reschenpass.

Geschichte des Straßenbaus

Über das Timmelsjoch drangen die ersten Siedler aus Passeier in das innere Ötztal vor. Im Mittelalter und der frühen Neuzeit waren es die Ötztaler Kraxenträger, die regen Handel mit den Südtirolern betrieben und den Pass mit ihren Tauschwaren überquerten.

Im Herbst 1955 starteten dann die Bauarbeiten für eine Straßenverbindung. Die angedachte Nord-Süd-Verbindung sollte laut dem Tourismuspionier Angelus Scheiber "mittags Skilauf auf den Ötztaler Gletschern und nachmittags Entspannung unter Palmen in Meran" ermöglichen.

Unter schwersten Bedingungen errichteten die Arbeiter Grund- und Oberbau des gesamten Wegs. Unimogs, Bagger, Lastwagen und Planierraupen läuteten den Übergang zum technisierten Straßenbau ein. Aufgrund der Höhenlage konnten die Bauarbeiten nur zwischen Mai und November durchgeführt werden.

Doch auch im Sommer kam es im Hochgebirge immer wieder mal zu einem markanten Wintereinbruch. Trotzdem wurde innerhalb von nur vier Jahren die Straße bis zum Joch fertiggestellt werden. Dann dauerte es allerdings neun weitere Jahre, bis der Anschluss nach Südtirol erfolgte. Im September 1968 konnte die Nord-Süd-Verbindung erstmals für den Verkehr freigegeben werden.

Von Palmen bis zu meterhohen Schneewänden

Doch weg von der Geschichte, hin zu der klimatischen Faszination rund um den Timmelsjoch Pass. Vom fast mediterranen Klima mit Palmen und Weinbergen in Südtirol rund um Meran bis zu den (noch) zahlreichen Gletschern der Stubaier und Ötztaler Alpen werden fast alle verfügbaren Klimazonen innerhalb der rund 60 Kilometer durchlaufen.

Besonders eindrucksvoll ist dabei die Zeit kurz nach der Eröffnung des Passes im Frühsommer. Aufgrund der exponierten Hochgebirgslage ist die Hochalpenstraße nur für wenige Monate im Jahr geöffnet. Abhängig von der Schneelage des vorangegangenen Winters kann der Pass frühstens Ende Mai oder aber auch erst Mitte Juni für den Verkehr freigegeben werden.

In der Regel wird schon im April mit der Schneeräumung begonnen. Nach schneereichen Wintern müssen teils Schneehöhen von 10 Metern in Angriff genommen werden. Daher ist natürlicherweise zum Zeitpunkt der Eröffnung des Passes der Kontrast zwischen dem schon sommerlichen Meran und den noch vorhandenen Schneemassen im Hochgebirge besonders eindrucksvoll.

Es liegt auch hier in der Natur der Sache, dass es im Juni der einzelnen Jahre enorme Unterschiede bezüglich des noch vorhandenen Schnees auf dem Timmelsjoch gibt, je nach der Witterung des vergangenen Winter und Frühjahrs. Zwischen nur noch wenigen Schneeresten und bis zu 10 Meter hohen Schneewänden ist dabei alles möglich.

Auch der Autor des Artikels durfte schon häufiger die unterschiedliche Schneelage im Juni dort begutachten. Nach einer Schneeballschlacht oder dem Schneemannbau auf der Passhöhe kann man nur kurze Zeit später unter Palmen und bei oft schon hochsommerlichen Temperaturen in der Kurstadt Meran einen Cappuccino oder ein gutes Glas Wein genießen.