Läuft der Gardasee über? Nach den Dürrejahren jetzt viel Regen und Schnee in Norditalien!

Vor nicht allzu langer Zeit machte der Gardasee noch Schlagzeilen, weil er einen extrem niedrigen Wasserstand hatte. Extreme Dürre erlebte die Region im Frühjahr des letzten Jahres und im Frühsommer 2022. Mittlerweile kämpft Norditalien aber mit jeder Menge Regen und Schnee! Droht der Gardasee nun überzulaufen?

Gardasee
Der Gardasee erreicht nach massiven Regen- und Schneefällen wieder einen Pegelhöchststand (Foto Markus Köss, Bardolino im Sommer 2023)

Der Gardasee gilt für viele Deutsche als der Lieblingssee für den Urlaub in Italien. Kein Wunder also, dass sein Wasserstand die Schlagzeilen in vielen Medien bestimmt. Nach den Dürren in den vergangenen Jahren, hieß es sogar, der See drohe auszutrocknen, was natürlich angesichts einer Wassertiefe von bis zu 346 Meter absurd war.

Jetzt drehen sich die Schlagzeilen in das genaue Gegenteil um und in einigen Medienberichten ist die Rede davon, dass der Gardasee nun überlaufen würde. Was ist da dran? Wir ordnen die Dinge mal möglichst unaufgeregt und sachlich ein!

Zwei schneearme Winter in den Südalpen

Fakt ist, dass es vor zwei der Winter 2021/22 auf der Alpensüdseite extrem niederschlags- und schneearm war. Damit fehlte im Frühjahr in Norditalien und damit auch am Gardasee das Schmelzwasser aus den Bergen. Was die Lage zusätzlich verschärfte war, dass auch das Frühjahr 2022 extrem trocken war.

In der Poebene kam es zur schlimmsten Dürre seit 70 Jahren und bei Italiens größtem Fluss, dem Po, lag der Pegel bis zu sieben Meter unter Normal. Die Auswirkungen für die Landwirtschaft waren enorm, da das Wasser zur Bewässerung der Felder fehlte.

Probleme gab es auch bei der Stromproduktion (Wasserkraft) und beim Trinkwasser. Der Lago Maggiore an der Grenze zur Schweiz war nur noch zu 22 Prozent gefüllt, ein historischer Tiefststand. In den Medien präsent war aber der Gardasee und einige berichteten von der drohenden Austrocknung des beliebten Sees im Norden Italiens.

Dabei ist der Gardasee vergleichsweise glimpflich davon gekommen. Zwar lag der Pegel bei seinem Tiefststand im Oktober 2022 bei gerade mal 22 Zentimeter, doch bei 0 Zentimeter ist der See nicht leer! Vielmehr ist der Gardasee durchschnittlich 160 Meter und an seiner tiefsten Stelle sogar 346 Meter tief.

Im vorigen Jahr gab es nach einem erneut schneearmen Winter wieder ein zunächst extrem trockenes Frühjahr. Landwirte zitterten erneut, ob das Wasser für eine Bewässerung im Sommer ausreichen würde. Glücklicherweise änderte sich die Wetterlage aber Anfang Mai 2023 und es gab vor dem Hochsommer noch heftige Regenfälle, die die Lage deutlich entspannte.

Viel Regen und Schnee in diesem Jahr

Und in diesem Jahr? Mehrere Mittelmeertiefs in Kombination mit einer ausgeprägten Südstaulage brachten Norditalien teilweise unwetterartige Regen- und in den Bergen Schneefälle. Die Folgen sind Überflutungen und hohe Wasserstände an Flüssen und Seen und teilweise beeindruckende Schneemassen in den höheren Lagen der Südalpen. Eine Lawine hat im Aostatal eine Straße begraben, so dass Einwohner und Touristen eingeschlossen waren.

In vielen Medien wird aber erneut nur über den Gardasee berichtet, der natürlich auch von den großen Niederschlagsmengen profitiert hat. Der Pegel liegt etwa 135 Zentimeter über dem hydrometrischen Nullpunkt von Peschiera (Stand Ende Februar 2024) und damit über einem Meter höher als im letzten Jahr. Es ist der höchste Anstieg innerhalb eines Jahres seit Beginn der Messungen.

Damit läuft der See aber nicht über, denn es ist normal, dass Wasser in die Flüsse abgeführt wird. Die Ableitung in das Bewässerungssystem ist aktuell nach den ergiebigen Regenfällen nur besonders groß. Dass der Gardasee "voll" ist, kommt häufiger im Frühjahr nach der Schneeschmelze in den Bergen vor. Die ungewöhnliche Dürre in den letzten zwei Jahren hat aber dazu geführt, dass Wassermanagement in der Region deutlich verbessert wurde.