Erster Heuler der Saison: Deutsche Behörden bitten Urlauber an der Nordsee um Rücksicht
Sommer an der Nordsee – Erholung, Natur, Meer. Doch was viele Urlauber nicht wissen: Ihr Verhalten am Strand kann über Leben und Tod junger Seehunde entscheiden. Wissen schützt Tierleben.

Die Nordseeküste ist für viele Urlauber ein besonderer Ort – nicht nur wegen der frischen Luft und der weiten Strände, sondern auch wegen ihrer einzigartigen Tierwelt.
Dieses Jahr hat die Seehundstation Friedrichskoog den ersten Seehundnachwuchs der Saison aufgenommen: die kleine Seehündin „Ariel“. Spaziergänger fanden das wenige Tage alte Jungtier auf der Insel Nordstrand und informierten die Station.
Ariel ist erst wenige Tage alt, trägt noch das weiche, weiße Embryonalfell und wiegt 9,4 Kilogramm. Sie wird derzeit in einem gesonderten Quarantänebereich versorgt, fernab von Besuchern.
Geburtensaison im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer
Die Hauptgeburtensaison der Seehunde dauert von Mai bis August. In dieser Zeit kommen viele Jungtiere, sogenannte „Heuler“, zur Welt, die für ihre ersten Wochen völlig auf ihre Mütter angewiesen sind.
Die Geburts- und Liegeplätze liegen in streng geschützten Schutzzonen des Nationalparks, die nicht betreten werden dürfen.
Die Seehundstation warnt eindringlich davor, diese Schutzgebiete zu betreten oder Jungtiere anzufassen – das kann fatale Folgen haben.
Warum Abstand lebenswichtig ist
Die jungen Seehunde sind zwar bezaubernd und regen viele Besucher zum Näherkommen an – doch genau das kann lebensgefährlich sein.
Die Folge: Das Tier muss in einer Aufzuchtstation betreut werden – mit oft ungewissem Ausgang. Ohne die Fürsorge der Mutter haben die kleinen Heuler kaum Überlebenschancen.
So verhalten sich Urlauber richtig
Besucher sollten deshalb mindestens 300 Meter Abstand halten und den Fundort sofort verlassen, damit die Mutter ihr Jungtier ungestört erreichen kann.
Nur erfahrene Fachkräfte können beurteilen, ob ein Jungtier wirklich Hilfe benötigt. In solchen Fällen sollten Polizei, Seehundjäger ( speziell ausgebildete Fachkräfte, die im Auftrag von Naturschutzbehörden oder Seehundstationen arbeiten) oder die Seehundstation informiert werden.
Füttern oder Anfassen ist streng verboten.

Anstieg der aufgenommenen Jungtiere und Appell zur Rücksichtnahme
Im Jahr 2024 nahm die Seehundstation Friedrichskoog insgesamt 276 junge Seehunde (Heuler) auf – ein deutlicher Anstieg gegenüber den Vorjahren.
Die Ursachen hierfür liegen vor allem in natürlichen Faktoren wie Stürmen und hohem Wellengang, die viele Jungtiere von ihren Müttern trennten.
Besonders in den Ferien- und Feiertagswochen, wenn viele Touristen die Küste besuchen, steigt jedoch das Risiko, dass die Tiere zusätzlich durch Störungen beeinträchtigt werden.
Die Seehundstation appelliert deshalb eindringlich an alle Besucher, Rücksicht zu nehmen, Abstand zu halten und die Tiere nicht zu stören, um ihre Überlebenschancen nicht zu gefährden.
Gemeinsam die Nordsee bewahren
Die Nordseeküste ist ein Lebensraum voller besonderer und schützenswerter Tiere. Urlauber können ihren Beitrag leisten, indem sie die Schutzregeln beachten und die Tiere aus der Ferne beobachten.
Nur so können Seehundbabys wie „Ariel“ eine Chance auf ein gesundes Aufwachsen bekommen und auch künftige Generationen diese faszinierende Natur erleben.