Eisige Nächte in Deutschland - Wetterexperte Köss erklärt, was es mit den Eisheiligen wirklich auf sich hat

Recht verbreitet gab es in den vergangenen Nächten nochmal Frost oder zumindest Bodenfrost in Deutschland. Bei eisigen Nächten im Mai ist in den Medien dann schnell von den Eisheiligen die Rede. Gibt es wirklich Mitte Mai eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Kälte und Frost?

Eisheilige
Frostige Temperaturen gab es im Nordosten Deutschlands in den vergangenen Tagen. Waren dies schon die verfrühten Eisheiligen?

Und jährlich grüßt das Murmeltier! Eine uralte Bauernregel besagt, dass es zu den Eisheiligen Mitte Mai nochmal richtig kalt werden soll mit Nachtfrösten und Schäden an den Pflanzen. Jedes Jahr springen die Medien wieder auf dieses Thema an, oft wird dabei Kleingärtnern empfohlen, erst nach den Eisheiligen frostempfindliche Pflanzen nach draußen zu stellen.

Gibt es, wie in diesem Jahr, schon früh im Mai noch Spätfröste, ist gerne von den "verfrühten" Eisheiligen die Rede, kommt es Ende Mai nochmal zu einem Kälteeinbruch, sind es halt die "verspäteten" Eisheiligen und bleiben sie ganz aus und stattdessen gibt es feinstes Frühsommerwetter, bietet sich das Wortspiel mit den "Heißheiligen" an. Frei nach dem Motto: "Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt."

Minus 3 Grad in Berlin-Eiskeller

Bevor wir die Eisheiligen meteorologisch genauer unter die Lupe nehmen, schauen wir zunächst auf die aktuelle Wetterlage und die aktuell kalten Nächte. Die Großwetterlage ist im Moment sehr eingefahren und ein riesiger Atalntikblock sorgt dafür, dass wir mit einer nordöstlichen Strömung in kalter Polarluft liegen und in dieser Woche auch weiter verbleiben werden.

Unter klarem Himmel und bei wenig Wind kann die Luftmasse dann entsprechend auskühlen und so kann es dann selbst im Mai noch für Nachtfrost reichen. In der Nacht zum Dienstag gab es besonders in der Nordosthälfte Deutschlands verbreitet Frost. Die Wetterstation Berlin-Eiskeller machte ihrem Namen mal wieder alle Ehre, hier gab es eine Tiefsttemperatur von -3,2 Grad Celsius.

Waren das jetzt schon die verfrühten Eisheilige? Als Eisheilige werden die Tage vom 11. bis 15. Mai bezeichnet. Dabei gelten im Norden Deutschlands die Tage vom 11.-13. Mai als Eisheilige (Mamertus, Pankratius und Servatius), in Süddeutschland der Zeitraum vom 12.-15. Mai. "Mamertus" fällt hier weg, dafür gesellen sich noch "Bonifatius" und die "Kalte Sophie" dazu. Eine Erklärung für die Differenz ergibt sich aus der Dauer, die die Kaltluft von Norden auf dem Weg in den Süden benötigt.

Der Haken an der Sache ist, dass es im Jahr 1582 eine Kalenderreform des Papstes Gregor XIII. gab. Damals wurden die Tage um 11 Tage vorgestellt. Damit müssten die Eisheiligen heutzutage eigentlich vom 22. bis 26. Mai sein. Fakt ist zudem, dass der Mai meteorologisch ein Übergangsmonat vom Frühling in den Sommer ist und es daher ganz normal ist, dass es noch zu Kaltlufteinbrüchen aus dem hohen Norden kommen kann.

Eisheilige: Keine höhere Wahrscheinlichkeit für Kälte

Kein Wunder ist es daher auch, dass die Wahrscheinlichkeit für Nachtfröste zu Monatsbeginn höher ist als zum Monatsende, die Frostgefahr nimmt also statistisch gesehen im Maiverlauf ab. Das bedeutet, das im Mittel die Tiefsttemperatur im Mai kontinuierlich ansteigt und die Frostgefahr abnimmt. Es gibt keine signifikante Häufung in der Zeit der Eisheiligen, ob nun Mitte oder Ende Mai.

Die natürliche Variabilität beim Wetter führt dazu, dass es in manchen Jahren gar keine Kaltlufteinbrüche im Mai gibt, in anderen dagegen mehrere und bis in den Juni hinein. Aber auch hier gibt es keine signifikante Häufung von Kaltlufteinbrüchen im Zeitraum der Eisheiligen.

In diesem Jahr führt die aktuelle Großwetterlage dazu, dass es noch zu Kaltlufteinbrüchen kommt und auch in nächster Zeit kommen kann. Die Nachtfrostgefahr bleibt in ungünstigen Lagen besonders in der Nordosthälfte Deutschlands bis über das Wochenende hinaus weiter bestehen. Mit der alten Bauernregel der Eisheiligen hat das alles aber nichts zu tun. Es gibt zu dieser Zeit keine erhöhte Wahrscheinlichkeit für kalte Tage und Nächte, auch wenn viele Medien es sich noch so sehr wünschen!