Diese Insel ist ein Stück Friesland wie aus dem Bilderbuch - und dazu ein Leinwand-Star

Mit Wald, puderweißen Stränden und prachtvollen Friesenhäusern besitzt die Nordseeinsel Amrum jede Menge Trümpfe. Derzeit ist sie der Star eines neuen deutschen Films, der soeben in Cannes präsentiert wurde.

Amrum
Schon die Dünen Amrums sind außergewöhnlich - und das ist längst nicht alles, was die Nordsee-Schönheit zu bieten hat.

Malerische Friesenhäuser und die Inselkirche St. Clemens, deren Wurzeln tief in die Geschichte reichen, machen das Dorf Nebel zu einem Stück Friesland wie aus dem Bilderbuch. Dabei liegt es keinesfalls ständig unter Nebelschleiern. Sein Name verweist nicht auf die klimatischen Verhältnisse, sondern hat sich aus der friesischen Entsprechung für „neue Siedlung" entwickelt. Einst waren Norddorf und Süddorf die einzigen Orte auf Amrum. Dann wurde infolge einer Streitigkeit zwischen beiden Dörfern, die beide Anrecht auf die Inselkirche zu haben glaubten, im 13. Jahrhundert das Gotteshaus auf halber Strecke zwischen ihnen erbaut wurde - hier.

Friesische Gemütlichkeit und nordische Rekorde

So entstand die neue Siedlung, in der wohlhabende Kapitäne großzügige Häuser erbauten. Ihre kleinen Fenster sperren Stürme aus, ihre Reetdächer sind heute Sinnbild friesischer Gemütlichkeit.

Rings um die - bis auf den Turm - ebenfalls reetgedeckte Kirche St. Clement erzählen „sprechende Grabsteine" die Geschichten früherer Dorfbewohner: In sie sind neben den Lebensdaten auch die Biografien Verstorbener gemeißelt. Junge Insulanerinnen erscheinen in dieser Kirche zu ihrer Konfimation erstmals in Tracht. Nur Frauen tragen die teuren, aus Samt gefertigten und mit Silberschmuck dekorierten Trachten, die oft über Generationen weitervererbt werden.

Das idyllische Dorf ist längst nicht das einzige Wunder dieser Insel. Die älteste, 1771 erbaute Mühle Nordfrieslands, die noch bis 1963 betrieben wurde, erhebt sich am Rande Nebels. Der auf einer fünfundzwanzig Meter hohen Düne positionierte Amrumer Leuchtturm ist mit 41,8 Metern der höchste begehbare an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins.

Titel-Star von Fatih Akins neuem Film

Die schöne Frieseninsel ist derzeit Titelheldin von Fatih Akins Film „Amrum", der soeben bei den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurde. Der Film des Hamburger Regisseurs erzählt darin in überwältigenden Bildern, wie ein Zwölfjähriger die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs auf der Insel erlebt.

Es ist nicht der erste Auftritt der Insel auf der Leinwand. Schon 1998 wurde hier der Krimi „Tod auf Amrum" gedreht, 2009 folgte „Mörder auf Amrum", 2019 dann das Insel-Porträt „Luv & Lee".

Gräber aus der Bronze-Zeit

Denn die Insel besitzt bei übersichtlicher Größe erstaunlich viele Facetten. So kann man auf Amrum nicht nur am Strand, sondern auch in einem Wald wandern - und sogar in die Prähistorie. In der Dünenlandschaft neben dem Wald Nebel wurden Gräber aus der Bronzezeit und Überreste eines Dorfs aus der Eisenzeit gefunden. Insgesamt 140 Grabhügel, die zwischen 2500 und 500 vor Christus angelegt wurden, lassen darauf schließen, dass Amrum in dieser fernen Vergangenheit schon ziemlich dicht besiedelt war. Erst zur Zeit der Völkerwanderungen versank die Insel in tiefem Schlummer; später siedelten sich dann Menschen an, die aus Skandinavien und vom friesischen Festland kamen.