Die Zukunft der weltweiten Skigebiete: Wird bald kaum noch Wintersport möglich sein?

Die Universität Bayreuth hat die großen Skiregionen der Welt in Bezug auf deren Schnee-Perspektiven untersucht. Das Fazit: alle müssen sich auf einen Mangel an Schnee einstellen. Bei effektivem Klimaschutz fällt der Rückgang aber nur moderat aus.

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WIntermärchen - wie lange noch?

Eine globale, wissenschaftliche Bewertung sowie die Untersuchung möglicher Auswirkungen auf Bergökosysteme durch die Klimaveränderungen hatte bis vor kurzem gefehlt. Es gab lediglich Befürchtungen, wonach der anhaltende Klimawandel auch die Schneefallmuster mit schwerwiegenden Folgen für die Skigebiete weltweit verändern würde.

Neue Studie der Universität Bayreuth

Ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Bayreuth unter der Leitung von Veronika Mitterwallner haben sich in einer aktuellen Studie mit den Auswirkungen der Erderwärmung auf die großen Skigebiete beschäftigt.

Zunächst die gute Nachricht: sollte die Menschheit ihren CO2-Ausstoß drastisch reduzieren, würde sich dies positiv auf den drohenden Schneemangel auswirken. In diesem Fall fiele keines der sieben untersuchten Skigebiete unter die Grenze von im Schnitt weniger als 100 Tagen mit Schneebedeckung im Jahr, so die Berechnung aus der Studie.

Allerdings machten Mitterwallner und ihr Team im Fachmagazin »PLoS ONE« auch deutlich, dass bei hohen und sehr hohen Emissionsszenarien die Zahl der Tage mit Schneebedeckung in Teilen der Skigebiete drastisch zurückgehen wird.

Große Veränderungen sind möglich

Nach der Berechnung Studie könnten 13 Prozent der weltweiten Skigebiete ihre natürliche Schneedecke bis zum Jahr 2100 komplett verloren haben.

Die Studie betrachtete zukünftige Trends bei der natürlichen Schneebedeckung in sieben großen globalen Skigebieten bis zum Jahr 2100. Für alle Gebiete laufen die Berechnungen auf einen deutlichen Rückgang hinaus. Auch auf die Bevölkerung und die heutige Besiedelung kämen Veränderungen zu.

Nach Berechnung der Forscherinnen und Forscher werden sich künftige Skigebiete auf weniger besiedelte Gebiete konzentrieren, und zwar durch Veränderung in Richtung kontinentaler Regionen bzw. innerer Teile der Gebirgsketten. Da die Skigebiete der Zukunft folglich in größerer Entfernung zu dicht besiedelten Gebieten liegen werden, geht die Studie auch von einem Ausbau der Infrastruktur und zunehmenden Eingriffen, wie künstliche Beschneiung, oder konzentrierte Pistenpräparierung aus, um die für den Skisport nutzbare Schneedauer zu verlängern.

Die Wissenschaftler sehen ihre Forschungsergebnisse sowohl für den Freizeit- und wirtschaftlichen Wert des Skifahrens als auch für die Artenvielfalt in den Bergen mit großer Besorgnis, da gefährdete Arten in Höhenlagen durch Flächenreduzierungen bei der Erweiterung der Skigebiete bedroht sein könnten.

Wenig überraschend ist das Ergebnis, dass sich der Rückgang nicht auf alle Regionen innerhalb eines Skigebiets gleich stark auswirke. So seien tiefere Lagen deutlich stärker vom Schneeschwund betroffen, auch im optimistischen Szenario einer wirksamen Reduktion des CO₂-Ausstoßes.

Ökologische Belastungen durch Veränderungen

Der Skibetrieb müsse dadurch in die noch weniger erschlossenen Hochlagen vordringen. Alle notwendigen Veränderungen zur Aufrechterhaltung des touristischen Faktors Wintersport belaste die Umwelt der Berge und etwaige noch intakte Ökosysteme. Hier dürde nicht vergessen werden, dass auch der Mensch von deren Funktion abhängig ist.

Mitterwallner und ihr Team betrachteten neben den europäischen Alpen auch Gebirgszüge in Australien, Neuseeland, Japan und Nordamerika, wie die Rocky Mountains oder Appalachen. Auch die südamerikanischen Anden wurden in die Untersuchungen einbezogen.

Bei der Methodik gingen die Wissenschaftler von einem dreistufigen Emissionsansatz aus. Bei einem Szenario mit hohen Emissionen könnten Skigebiete in der südlichen Hemisphäre (Anden und Australische Alpen) sowie in den japanischen Bergregionen und den Appalachen am stärksten vom Klimawandel betroffen sein. Achtzehn Prozent der Anden-Skigebiete würden um 100 Prozent und weitere 31 Prozent um 50 Prozent oder mehr zurückgehen. Ähnliche Werte finden sich in den Appalachen und den japanischen Bergregionen, wo 14 % bzw. 17 % der Skigebiete vollständig- und etwa ein Viertel um mehr als 50 % zurückgehen werden. In den Australischen Alpen könne es mit 78 % zu noch stärkeren Rückgängen kommen.

Skigebiete mit sicheren künftigen Schneeverhältnissen (0 bis -50 % Änderung der Schneehöhenabweichung) in den europäischen Alpen und den japanischen Bergregionen und den Anden würden sich auf höher gelegene Teile der Gebirgszüge konzentrieren.

Die jährlichen Schneebedeckungstage in Skigebieten in den südlichen und küstennahen Bergregionen Nordamerikas seien stärker vom Klimawandel betroffen und würden um 50 bis 100 % zurückgehen. In kontinentaleren und nördlicheren Skigebieten wie zum Beispiel in den Rocky Mountains sei der jährliche SCD-Verlust weniger ausgeprägt.

Wintersport - ein touristischer Faktor

Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen auf den Wintertourismus erscheinen auf den ersten Blick im Gesamtkontext der Klimaveränderungen als wenig bedeutsam. Dabei darf nicht unbeachtet bleiben, dass in vom Wintertourismus stark abhängigen Ländern wie Österreich der Tourismus mehr als 10% des jährlichen Brutto-Inlands-Produktes (BIP) beisteuert. Für zahlreiche andere Länder ist Wintersport und dessen touristische Bedeutung ebenfalls ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Dort, wie auch generell, muss die gute Nachricht aus der Studie Beachtung finden: sollte die Menschheit ihren CO₂-Ausstoß drastisch reduzieren, würde sich dies positiv auf den drohenden Schneemangel – und damit auch auf massive Veränderungen in der Tourismusbranche auswirken.

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