Wie toll ist doch der Wald – Teil 1!

Man kann den Wald nicht genug wertschätzen. In vielfältiger Weise bereichert er unser Leben, bzw. ohne ihn ist ein Leben auf der Erde eigentlich nicht denkbar oder gar möglich. Doch in ganz so existentielle Tiefen wird in dieser kleinen Wald-Serie nicht hinabgestiegen. Hier sollen ‚nur‘ ein paar humanbiometeorologische Wirkungen vorgestellt und ein wenig mehr diskutiert werden.

Waldlandschaft
Ein Wald hat für uns Menschen eine bedeutsame Erholungsfumktion. U.a. sorgt er für eine deutliche Lärmdämpfung, wobei vor allem der Waldboden und die unteren Baumbereiche effektiv den Lärm dämpfen.

Es gibt zahlreiche Beschreibungen über die positiven Eigenschaften und die Bedeutung von Wäldern. Ein sehr lesenswerter Artikel (von Helmut Mayer, 1986*) identifiziert drei Hauptfunktionen:

Zunächst ist es die Produktionsfunktion. Der Wald erzeugt vor allem Holz, der ein vielfältig wichtiger Rohstoff ist. Der Wald hat somit einen direkten wirtschaftlichen Wert. Die zweite wichtige Wald-Funktion ist die Schutzwirkung. Auch diese ist vielfältig und umfasst beispielsweise den Hochwasser- und Lawinenschutz, sowie Boden- und Immissionsschutz. Die dritte Funktion erleben wir, wenn wir zum Beispiel am Wochenende einen Waldspaziergang unternehmen.


Es ist die Erholungsfunktion, die nicht nur das einfache, die Sinne bewegende Erlebnis umfasst, sondern auch tiefer in unser seelisches und körperliches Wohlbefinden einwirkt und letztlich sich förderlich für unsere Gesundheit erweist. Dabei ist anzumerken, dass diese positive Bedeutung schon von uns instinktiv erfasst wird. Wem überkommt beim Eintritt in das grüne Blätterdach nicht sofort ein gutes Gefühl und rasch sind die Alltagssorgen recht weit weg.

'Wohlfahrtswirkungen' des Waldes

Im Zusammenhang mit der Erholungsfunktion lassen sich nun nach einer Aufstellung von Helmut Mayer und Peter Höppe einige Eigenschaften identifizieren, die eben die Erholung bei uns bewirken. Konkret umfassen die von Mayer und Höppe so bezeichneten „Wohlfahrtswirkungen“:

  • die Dämpfung von Lärm
  • den Schutz gegen Luftverschmutzungen
  • ein schonendes Lichtklima
  • den Schutz vor Niederschlägen
  • und die für uns und unseren Körper günstige Beeinflussung der Lufttemperatur und Luftfeuchte

Dabei ist anzumerken, dass diese Wirkungen von den unterschiedlichen Bereichen des Waldes verursacht und beeinflusst werden, wobei sich hier der Kronenraum, der Stammraum, der Waldboden und der Waldrandbereich abgrenzen lassen.

Jetzt wäre eine vollständige Beschreibung der einzelnen Wirkungen ein wenig zu viel für einen kleinen, bescheidenen Artikel. Daher entschied sich der Verfasser das in eine dreiteilige Artikelserie zu verpacken und an dieser Stelle erst einmal nur ein wenig auf die Dämpfung von Lärm einzugehen.

Die Lärmdämpfung

Lärm macht krank und die viel beschriebene Waldesruh ist ein bedeutender Faktor, der uns eine tiefgehende Wald-Erholung verschafft. Wer stand nicht schon einmal still im Wald und nur das Rauschen des Windes in den Baumwipfeln war zu hören - lediglich ab und an durchbrochen von einem Kuckucksruf - und hatte dabei so ein entspanntes Gefühl einfach nur bei sich zu sein. Nun, der Lärm- oder genauer, der Schallschutz ist auf zwei Effekte zurückzuführen. Zum einen gibt es den sogenannten Platzhalter-Effekt. Der bedeutet einfach, dass wo es keine Lärmquelle gibt, dort gibt es auch keinen Lärm. Kurzum, im Wald befinden sich in der Regel keine Lärmquellen bzw. werden durch den Wald auf Abstand gehalten. Daneben bewirken der Waldboden, die Blätter, Nadeln, Zweige, Äste und Stämme eine weitere Lärmdämpfung.

Jetzt gibt es aber einige interessante Aspekte, auf die hier in aller Kürze noch kurz eingegangen werden soll.

Straße im Wald
TSraßen sind in Bezug auf Schall oder auch Lärm sogenannte Linienquellen (auch wenn sie teilweise in Serpentienen gewunden sind;). Der Lärm von Linienquellen wird durch den Wald weniger stark gedämpft als Lärm von einer einzigen Punktquelle.

Lärm einer sogenannten Linienquelle (also von Landstraßen und Autobahnen) wird weniger gut gedämpft als der Lärm einer einzelnen Punktquelle (z.B. von einer Industrieanlage).

Die Schallabsorption erfolgt vor allem im Bereich des Waldbodens, während die Blätter, Nadeln, und Zweige eher eine Streuung (also Ablenkung in unterschiedliche Richtungen) der Schallwellen bewirken. Die Schallabsorption des Waldbodens nimmt dabei mit der Unregelmäßigkeit der Waldbodenoberfläche zu, sodass dies auch eindeutig für einen naturbelassenen (Ur-)Wald spricht. Dazu gilt, dass junge Baumbestände mit Ästen, ausreichend nahe dem Boden, die besten ‚Schalldämpfer‘ und hierbei wiederum vor allem sogenannte Nadelschattbäume (wie Fichte und Tanne) und großblättrige Baumarten (wie z.B. Eiche) geeignet sind.

Hinsichtlich der unterschiedlichen Frequenzen wurde festgestellt, dass die stärkste Schalldämpfung bei tiefen und hohen Tönen auftritt (d.h. bei etwa 250 Hz und 2000 bis 4000 Hz), während bei Schallfrequenzen um 500 Hz die Dämpfung durch den Wald deutlich geringe ausfällt. Jetzt bleibt es dem werten Leser (quasi als Hausaufgabe) überlassen, welchen Verursachern die verschiedenen Schallfrequenzen zugeordnet werden können, bzw. für wen eben gilt, dass wie er in den Wald hineinruft, es auch so hinausschallt und bei wessen Rufen der Schall doch ordentlich gedämpft wird.

In diesem Sinne genießen und schützen sie den Wald, er ist es wert.

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* Helmut Mayer, "Erholungsfunktion von stadtnahen ind innerstädtischen Wäldern" in "Wetter - Klina - menschliche Gesundheit" herausgegeben von Volker Faust, Hippokrates Verlag, Stuttgart, 1986.

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