Vulkanismus in der Eifel: Wissenschaftler führen größtes Vulkanexperiment Deutschlands durch
In der Eifel haben Wissenschaftler das dortige Vulkanfeld neu kartiert und dabei unter anderem tausende von Mikrobeben festgestellt. Mit den neuen Messungen soll künftig die Gefahrenabschätzung verbessert werden.

Unter der scheinbar ruhigen Landschaft der Eifel verbirgt sich ein komplexes vulkanisches System – das Wissenschaftler nun so detailliert wie nie zuvor sichtbar gemacht haben. Dabei wurden die Regionen unter den Eifelvulkanen neu untersucht, was die bisherige Vorstellung der Vulkanlandschaft grundlegend verändert hat.
Forschende des GFZ Helmholtz-Zentrums für Geoforschung gewannen erstmals hochauflösende Bilder des Untergrunds, und zwar auf Grundlage des größten Vulkan-Experiments, das es in Deutschland je gegeben hat und dessen erste drei Auswertungen nun veröffentlicht wurden.
Größtes Vulkanexperiment Deutschlands
Das Experiment wurde zwischen September 2022 und August 2023 durchgeführt. Mehr als 500 seismische Messstationen wurden in der Eifel installiert, ergänzt durch ein neuartiges Verfahren entlang eines 64 Kilometer langen Glasfaserkabels. Damit wollten die Forschenden besser nachvollziehen können, wie verteilte Vulkanfelder entstehen und wie aktiv sie sind.
Die Eifel ist ein klassisches Beispiel für ein solches Feld. Mehrere Hundert Vulkane und Maare liegen hier verstreut, ähnlich wie im französischen Massif Central, in Arizona oder im Raum Auckland in Neuseeland. Für eine realistische Gefahreneinschätzung müssen die unterirdischen Magmasysteme jedoch genau kartiert werden.
Das sogenannte Large-N-Experiment, benannt nach der großen Anzahl eingesetzter Sensoren, machte besonders dichte Messnetze möglich. Teilweise lagen die Stationen weniger als zwei Kilometer auseinander, wodurch die bisher größte Auflösung bei einer solchen Untersuchung erreicht wurde.
Ein Schwerpunkt lag auf dem Laacher See, dessen Ausbruch vor rund 13.000 Jahren zu den größten Vulkankatastrophen Mitteleuropas zählt. Die neue seismische Tomographie zeigt erstmals klar Lage und Ausdehnung des damaligen Magmareservoirs.

Dabei wurde festgestellt, dass das Reservoir deutlich tiefer liegt als bisher angenommen – bis in etwa zehn Kilometer Tiefe. Zudem ist es nicht vertikal ausgerichtet, sondern neigt sich schräg in Richtung des Neuwieder Beckens.
Tausende von Mikrobeben festgestellt
Die Schräglage war unerwartet und passt zu einem weiteren Befund, nämlich dass sich in eben diesem Bereich zahlreiche Mikrobeben konzentrieren. Über tausend solcher kleinsten Erschütterungen konnten innerhalb eines Jahres genau lokalisiert werden.
Die Beobachtung könnte auf erhöhte Temperaturen oder besondere Materialeigenschaften in diesen Zonen hindeuten. Solche Hinweise sind wichtig, um das Verhalten des vulkanischen Systems besser zu verstehen.
„Ungewöhnlich sind auch die starken Reflexionen seismischer Wellen an Schichtgrenzen in der oberen und unteren Kruste unter dem Neuwieder Becken“, sagt Torsten Dahm, der Leiter des Eifel-Large-N-Experiments. Die Stärke der Reflexionen deute darauf hin, dass sich Fluide in diesen Schichten angesammelt haben.
Die neuen Ergebnisse bestätigen zwar einige frühere Annahmen, stellen andere jedoch grundlegend infrage. Vor allem liefern sie eine solide Grundlage, auf der vulkanische Prozesse in der Eifel künftig genauer untersucht werden können. Langfristig könnten dadurch potenzielle Risiken realistischer eingeschätzt werden.
Quellenhinweis:
Dahm, T., Isken, M., Milkereit, C., Sens-Schönfelder, C., et al. (2025): A seismological large-N multisensor experiment to study the magma transfer of intracontinental volcanic fields: The example of the Eifel, Germany. Seismica, 4, 2.
Zhang, H., Dahm, T., Haberland, C., Isken, M. P., Lauman, P., & Buyukakpinar, P. (2025): The upper crustal structure of the Eifel volcanic region (southwest Germany) from local earthquake tomography using Large-N seismic network data. Journal of Geophysical Research: Solid Earth, 130, 11, e2025JB031338.
Laumann, P., Dahm, T., Petersen, G., Buyukakpinar, P., Zhang, H., Isken, M., & Schmidt, B. (2025): Microseismicity Reveals Fault Activation and Fluid Processes Beneath the Neuwied Basin and Laacher See Volcano, East Eifel, Germany. Geophysical Journal International, ggaf475.