Sturm oder Sonnenschein: Von der Nutzung und dem Nutzen des Barometers!

In vielen Wohnzimmern hängt immer noch eine edle Messingdose auf der einige Zahlen, wahlweise die Einheit hPa (wenn es sich um ein neueres Gerät handelt, mb oder gar mmHg, sowie einige der Wetterbeschreibungen ‚heiter‘, ‚wolkig‘, ‚Regen‘ oder ähnliches abgedruckt sind und als zentrales sichtbares Teil ein länglicher Zeiger.

Barometer
Bei der Benutzung eines Barometers zur kurzfristigen Wettervorhersage kommt es vor allem auf die Luftdruckänderungen an und nicht so sehr auf den absoluten Wert (Foto: Malte Neuper)

Der werte Wetterkundige wird es schon direkt erraten. Es handelt sich um ein Barometer, weitgehend in der Abwandlung eines Aneroidbarometers. Allerdings wie ist das mit den Wetterbeschreibungen und wie nutze ich es besser? Zu diesem Punkten versuchen nun die folgenden, bescheidenen Zeilen ein wenig Aufschluss zu geben, wobei die Thematik natürlich prinzipiell doch umfassender ist, als sie hier behandelt werden kann (typisch Meteorologie eben)

Barometergrundlagen

Zunächst gilt, dass das Barometer mittels einer teil evakuierten (d.h. fast luftleeren) Dose über ein Hebelmechanismus den Luftdruck anzeigt. Nun, der Luftdruck ist definiert als die (Gewichts-)Kraft, die die darüberliegende Luftsäule auf eine Flächeneinheit ausübt. Mit anderen Worten, er ist abhängig davon wie viel Luft über dem Beobachtungsort liegt und wie schwer diese ist. Dabei gilt natürlich, nebenbei bemerkt, dass warme Luft eine geringere Dichte hat als kalte Luft. In früheren Zeiten war für den interessierten Naturbeobachter das wichtigste und populärste Hilfsmittel zur Deutung der Wettervorgänge – neben der Wetterkarte, die u.a. Erklärungen der augenblicklichen und jüngst vergangenen Wetterlage bringt – das Barometer.


Auch eine gewisse Prognose lässt die richtige Nutzung zu. Allerdings führen die am Barometer abgedruckten Beschreibungen oft in die Irre. Bei hohem Luftdruck herrscht zwar wirklich oft heiteres und sonniges, bei tiefem trübes, regnerisches Wetter; aber es kann auch umgekehrt sein. Aussagekräftiger ist die Entwicklung des Luftdrucks, also ob er während einer gewissen Zeitspanne steigt oder fällt. Zunächst hier die wichtigste Regel: Eine Luftdruckänderung von 10 hPa über drei Stunden ist selten und bedeutet meist schweren Sturm. Ansonsten herrscht bei steigendem Luftdruck oft heiteres, bei fallendem trübes Wetter. Aber diese eben nicht immer, denn oft herrscht bei ständig fallendem Druck dauernd Sonnenschein, während tagelang anhaltender Druckanstieg doch keine Aufheiterung bringt.

Gedanken zum Ort der Luftdruckänderungen

Dazu nun mehr. Wie geschrieben, ist der Luftdruck am Boden eine Wirkung, die von sämtlichen über dem Beobachtungsort lagernden Luftmassen hervorgerufen wird (er ist ja eigentlich die Gewichtskraft pro Fläche der Luftsäule). Damit hat die Luft in großen Höhen, sagen wir mal über 10 km, ebenso einen Einfluss, wie die Luftmassen, die nahe der Erdoberfläche liegen. In Bezug auf die für die Barometernutzung so wichtigen Luftdruckänderungen gilt, dass, wenn der Luftdruck fällt, also kalte, schwere Luft durch warme, leichtere Luftmassen ersetzt werden, diese auf den Luftdruck wirkenden Veränderungen oder Umlagerung ebenso gut in geringer als in großer Höhe vor sich gehen können. Oder es kann bei steigendem Luftdruck eine Abkühlung der Luftmassen in hohen oder tiefen Atmosphärenschichten auftreten. Wo die räumliche Ursache Luftdruckschwankungen ist, kann man aus der bloßen Beobachtung des Barometers allein nicht erkennen.

Allerdings haben die Luftmassenänderungen in den verschiedenen Höhen sehr unterschiedlich Einflüsse auf den Ablauf des Wetters. Wenn sich die Luft oberhalb von 10 km, also mehr oder weniger schon in der Stratosphäre, wo es keine bzw. - richtigerweise - kaum Wolken gibt, abkühlt oder erwärmt, dann ist der Effekt auf das Wetter ein andere, als wenn beispielsweise bodennah eine warme Luftmasse eine kalte ersetzt und dadurch dann Wolken- und folgend womöglich Niederschlagsbildung auftritt.

Sonnenunterganng in der Bretagne
Bewölkungsaufzug geht oft mit sinkendem Luftdruck einher. Es kann aber auch anders sein (Foto: Malte Neuper)

Aber auch bei dieser Trennung sind die Verhältnisse nicht so eindeutig. Denn eine wirkliche Trennung der Vorgänge existiert nicht. Es ist nämlich bei weitem nicht so, dass bei einer Veränderung oben, unten die Luftmassen ungestört bleiben und umgekehrt. Die Veränderungen gehen vielmehr Hand in Hand gleichzeitig vor sich. Meist ist es sogar der Fall, dass eine Erwärmung unten mit einer Abkühlung in den oberen Luftschichten und eine Temperaturabnahme unten mit einer Temperaturzunahme oben einhergehen.

Unterschiedliche Luftdruckänderungen sorgen fürverschiedene Wettertypen

Jetzt ist das Interessante und Relevante aber, welche Wirkung der verschiedenen Höhenbereiche überwiegt. Je nachdem, ob der Effekt der oberen oder unteren Luftmassenänderungen dominant ist, so wird dadurch der Wetterablauf bestimmt.

Dabei geht es im Folgenden einfach darum, ob Luftdruckanstieg mit heiterem und Luftdruckfall mit trübem oder ob – andersherum – Anstieg mit wolkig trübem und das Sinken des Luftdrucks mit heiterem Wetter verbunden ist.

Aus der Erfahrung weiß man seit der ersten Hälfte des 20ten Jahrhunderts, dass hier die hohen Atmosphärenschichten sehr unterschiedliche Rollen spielen. D.h., dass je nachdem, wie sich die oberen Schichten verändern, bodennah der eine oder andere genannte Wetterablauf auftritt, wobei sich außerdem die beiden betrachteten Wettertypen durch die Geschwindigkeit unterscheiden, mit der sich das Wetter verändert.

Im einen, dem bekannteren Fall, sind die Änderungen rascher. Es gilt oft, dass wenn fallender Luftdruck trübes Wetter bringt, bald auch ein Druckanstieg mit Aufheiterungen bzw. Sonnenschein auftritt, bevor anschließend alsbald erneut Eintrübung und Luftdruckfall einsetzt und so weiter und so fort. Im anderen Fall zeigt sich dagegen, dass wenn fallender Luftdruck mit heiterem Wetter einhergeht, dann ein Luftdruckanstieg oft wolkigeres Wetter und im Sommer evtl. sogar Gewitter bringt. Hierbei geht Entwicklung geht langsamer vonstatten, als beim anderen Typ. Das Steigen des Luftdrucks oder der Rückgang kann zum Teil mehrere Tage oder auch bis zu einer Woche andauern und erst dann tritt die Änderung ein. Letzteres ist aber für Vorhersagezwecke nicht ganz unnützlich, da der letzte Wettertyp eine recht hohe Erhaltungsneigung besitzt.

Doch so spannend die Wetterbeobachtung mittels Barometer ist, in der Meteorologie gibt es so viele Einflussfaktoren und Besonderheiten, da dass man gut daran tut, sich her nach den mittlerweile hervorragenden Computerberechnungen zu richten, wie sie vielfach im Netz frei verfügbar sind. Allerdings auch hier gilt es keine voreiligen Schlüsse zu ziehen und die notwendige Sorgfalt walten zu lassen

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