Seerauch – "rauchende" winterliche Gewässer!

Der heimische Winter ist ja nicht unbedingt durch traumhafte Schneelandschaften geprägt. Lebt man, wie die meisten unserer Mitmenschen in diesem, unserem Lande, so zeigt sich die Natur eher grau oder braun als weiß. Aber auch dann gibt es einige bezaubernde Wetterphänomen. Ein häufig auftretendes Schmuckstück davon ist der See- oder - im Umfeld von fließenden Gewässern - der Flussrauch.

Seerauch
Seerauch über die Epplesee in Neuburg am Rhein in der Südpfalz. 5°C frische Luft streicht im Herbst über das noch 14.1°C warme Seewasser (Foto: Malte Neuper)

Beim See- oder Flussrauch (selten auch als Frostrauch bezeichnet) handelt es sich niedrige Nebelschwaden über einer offenen Wasserfläche. Es besteht der Eindruck als würde das Wasser regelrecht schwadenförmig rauchenden Wasserfläche.

Grundlagen

Die grundlegende Voraussetzung ist, dass das Wasser wärmer als die darüberliegende Luft ist. Dies ist häufig der Fall, wenn im Spätherbst und Frühwinter die Gewässer noch – aufgrund der relativ hohen Wärmekapazität - eine recht hohe Wassertemperatur besitzen, aber beispielsweise in Folge eines Einströmens polarer Luftmassen die Temperatur der Luft deutlich kühler ausfällt.

In diesem Fall entsteht dieses Phänomen, dass grob den Nebelerscheinungen zuzuordnen ist. Letztlich muss zur Tröpfchen- und Wolkenbildung in der Luft diese mit Wasserdampf gesättigt sein. Zum einen kann dies durch Zufuhr von Wasserdampf erfolgen. Zum anderen, da kühlere Luft (wenn man jetzt mal etwas die wissenschaftliche Genauigkeit vernachlässigt) weniger Wasserdampf beinhalten kann als warme Luft, kann es auch durch Abkühlung der Luft eine Wasserdampfsättigung und im Anschluss Wolken- oder Nebelbildung erfolgen. Beim Seerauch findet beides statt. Und das geht so:

Enstehung des See- und Flussrauchs

Von der recht warmen Wasseroberfläche findet zunächst eine lebhafte Verdunstung statt. Der Luftschicht im unmittelbaren Kontakt bzw. nahe der Wasseroberfläche wird dadurch logischerweise Wasserdampf zugeführt. Daneben erwärmt sich diese Luftschicht aber – durch den Kontakt - ungefähr auf die (recht warme) Wassertemperatur. Nun haben wir es dann aber mit einer labilen Schichtung zu tun. Denn die untere Luftschicht ist jetzt nicht nur wärmer als die umgebene Kaltluft, sondern auch - grob gesagt - spezifisch leichter. Das ergibt dann einen Auftrieb und die erwärmte Luft beginnt in Form von Blasen (wie kleine Heißluftballons) aufzusteigen. Dabei dringt sie jedoch in die kältere Luft über ihr ein und mischt sich mit ihr. Durch diese Mischung senkt sich die Temperatur und es wird letztlich der Taupunkt unterschritten. Sättigung setzt ein. Der Wasserdampf kondensiert zu feinen Tröpfchen. Es entstehen die kleinen Nebelsäulchen, die den See- oder Flussrauch ausmachen.

Seerauch-Schema
Schematische Seerauchentstehung, wenn Kaltluft über warmes Wasser weht (Skizze: Malte Neuper)

Nach einer gewissen Höhe ist die Einmischung der trockeneren Kaltluft aber dann oft so umfangreich, dass der Taupunkt wieder unterschritten wird und die Tröpfchen wieder rasch verdunsten. Daher erstreckt sich in diesem – bei uns oft vorkommenden Fall - der Seerauch nicht allzu hoch und es sieht wirklich nach einem regelrechten Rauchen des Sees oder des Flusses aus ohne dass sich umfangreicher Nebel bildet.

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