Neue Studie: Pflanzenbetonte Ernährung verlängert Lebenserwartung bei Typ-2-Diabetes

Düsseldorfer Forschende haben untersucht, wie sich pflanzenbetonte Ernährung auf die Lebenserwartung von Menschen mit Typ-2-Diabetes auswirkt. Dabei wurde zwischen ungesunder vegetarischer und gesunder vegetarischer Kost unterschieden – mit überraschendem Ergebnis.

Welche Form der pflanzenbasierten Ernährung ist für Typ-2-Diabetiker besonders vorteilhaft?
Welche Form der pflanzenbasierten Ernährung ist für Typ-2-Diabetiker besonders vorteilhaft? Bild: Daria-Yakovleva/Pixabay

Dass Obst, Gemüse und Vollkornprodukte gesund sind, ist längst bekannt. Doch ob die gesundheitsfördernde Wirkung auch bei Menschen mit Typ-2-Diabetes eintritt, war bisher nicht eindeutig belegt. Nun liefert eine groß angelegte Untersuchung aus Düsseldorf den endgültigen Nachweis dafür.

Typ-2-Diabetes ist ein Subtyp der Stoffwechselstörung Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit). Die Krankheit geht mit einem Insulinmangel bzw. einer Insulinresistenz einher und tritt oft erst im Alter auf (Altersdiabetes).

Ein Forschungsteam des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ), der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) konnte zeigen, dass eine pflanzenbetonte Ernährung das Sterberisiko von Typ-2-Diabetikerinnen und -Diabetikern deutlich senken kann. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Diabetes Care veröffentlicht.

Qualität der Ernährung entscheidend

Die Analyse belegt, dass nicht allein der Verzicht auf Fleisch und Milchprodukte ausschlaggebend ist. Vielmehr kommt es auf die Qualität der pflanzlichen Lebensmittel an. Wer hauptsächlich Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse und Vollkornprodukte verzehrt, lebt mit einer um 21 Prozent geringeren Wahrscheinlichkeit, frühzeitig zu sterben.

Eine gegenteilige Wirkung zeigte sich allerdings bei ungesunden pflanzlichen Lebensmitteln. Wurde der Speiseplan stark von gezuckerten Getränken, raffinierten Getreideprodukten oder frittierten Snacks geprägt, stieg das Sterberisiko sogar um 24 Prozent.

Unsere Studie zeigt, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes von einer pflanzenbetonten Ernährung profitieren können – vorausgesetzt, die Ernährung ist qualitativ hochwertig.

„Pflanzenbetont heißt also nicht automatisch gesünder“, erklärt Prof. Michael Roden, wissenschaftlicher Geschäftsführer und Sprecher des DDZ und Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. „Wichtig ist, bewusst auf nährstoffreiche Lebensmittel zu setzen.“

Datenbasis aus der UK Biobank

Grundlage der Untersuchung waren die Daten von 4829 Personen mit Typ-2-Diabetes aus der britischen UK Biobank, einer der größten Gesundheitsstudien weltweit. Über einen Zeitraum von mehr als elf Jahren verfolgten die Forschenden den Gesundheitszustand der Teilnehmenden und werteten deren Ernährungsgewohnheiten aus.

Wie erwartet nimmt das Sterberisiko ab, wenn die Ernährung größtenteils aus Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Nüssen und Vollkornprodukten besteht.
Wie erwartet nimmt das Sterberisiko ab, wenn die Ernährung größtenteils aus Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Nüssen und Vollkornprodukten besteht. Bild: RitaE/Pixabay

Die Ergebnisse unterstreichen, dass Ernährung ein zentraler Einflussfaktor für die Prognose bei Diabetes ist. Menschen mit dieser Erkrankung haben ohnehin ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Leiden und sterben im Schnitt früher als Personen ohne Diabetes.

Wirksam bei ungünstigen Stoffwechselwerten

Das Forschungsteam untersuchte auch, ob sich die Effekte je nach Subtyp von Typ-2-Diabetes unterscheiden. Hierbei zeigte sich ein besonders starker Nutzen für Patientinnen und Patienten mit erhöhtem HbA1c-Wert, größerem Bauchumfang oder einer frühen Diabetesdiagnose.

„Das deutet darauf hin, dass pflanzenbetonte Ernährungsformen besonders bei Menschen mit ungünstigen Stoffwechselwerten oder erhöhtem Risiko wirksam sind und einen wichtigen Beitrag zu einer personalisierten Ernährungsmedizin leisten können.“

– Dr. Sabrina Schlesinger, stellvertretende Direktorin des Instituts für Biometrie und Epidemiologie am DDZ und Seniorautorin der Studie

Auch Edyta Schaefer, Erstautorin der Studie, sieht hierin großes Potenzial: „Bisher gibt es für Menschen mit Diabetes vor allem allgemeine Ernährungsempfehlungen – personalisierte Empfehlungen wären daher ein neuer und vielversprechender Ansatz.“

Ernährungsformen im Überblick

Unter einer pflanzenbetonten Ernährung versteht man, dass pflanzliche Lebensmittel im Mittelpunkt stehen. Fleisch, Fisch oder Milchprodukte sind nicht zwingend ausgeschlossen, spielen aber eine Nebenrolle. Entscheidend ist, ob gesunde Varianten wie Vollkorn, Gemüse und Nüsse dominieren – oder ob Weißbrot, Süßwaren und frittierte Produkte überwiegen.

Bei ungesunden pflanzlichen Lebensmitteln erhöht sich das Sterberisiko sogar um 24 Prozent.
Bei ungesunden pflanzlichen Lebensmitteln erhöht sich das Sterberisiko sogar um 24 Prozent. Bild: la-fontaine/Pixabay

Vegetarierinnen und Vegetarier verzichten auf Fleisch und Fisch, essen jedoch in der Regel Milchprodukte und Eier. Je nach Ausrichtung gibt es Untergruppen, etwa Ovo-Lacto-Vegetarier oder Ovo-Vegetarier. Vegane Ernährung geht noch einen Schritt weiter: Sie schließt alle tierischen Produkte, einschließlich Milch, Eiern und Honig, aus.

Die Düsseldorfer Forschenden sagen, dass weitere Studien nötig seien, um konkrete Ernährungsempfehlungen für unterschiedliche Diabetes-Subtypen abzuleiten. Schon jetzt lasse sich jedoch festhalten: Wer bei Typ-2-Diabetes bewusst zu hochwertigen pflanzlichen Lebensmitteln greift, verbessert seine Chancen auf ein längeres Leben.

Quellenhinweis:

Schaefer, E., Barbaresko, J., Roden, M., Kuß, O., & Schlesinger, S. (2025): Plant-Based Dietary Patterns Associated With Reduced Risk of All-Cause Mortality in Diabetes Subgroups: A Prospective Cohort Study From the UK Biobank. Diabetes Care.