Nanoplastik reichert sich in Zellen von Nutztieren an: Experten warnen vor möglichen Folgen

Unsere Umwelt wird immer mehr durch Kunststoff belastet, zunehmend auch Lebensmittel. Nun haben Forscher nachgewiesen, dass sich Nanoplastik auch in Zellkulturen von Rindern und Schweinen anreichert. Was das für unsere Gesundheit bedeutet, kann bereits erahnt werden.

Forschende haben Nanoplastikpartikel in den Zellen von Rindern und Schweinen nachgewiesen.
Forschende haben Nanoplastikpartikel in den Zellen von Rindern und Schweinen nachgewiesen. Bild: Andres Zunino/Pixabay

Plastikabfälle aus Verpackungen, Tüten oder Bechern zerfallen über die Jahre zu immer kleineren Partikeln. Die winzigen Teilchen gelangen in Böden, Gewässer und schließlich auch in die Nahrungskette. Während die Gefahren, die von Mikroplastik ausgehen, bereits länger bekannt sind, waren die noch kleineren Nanoplastikpartikel bisher weitgehend unerforscht.

Nanoplastik ist die Bezeichnung für Kunststoffpartikel mit Größenordnung im Nanometerbereich. Mikroplastik hingegen hat eine Größenordnung im Mikro- und Millimeterbereich.

Der entscheidende Unterschied: Nanoplastik ließ sich mit bisherigen Methoden nur schwer nachweisen. Dennoch vermuteten Fachleute, dass sich die Partikel in Organismen anreichern.

Forschende des Forschungsinstituts für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf und der Universität Udine haben nun erstmals nachgewiesen, dass Nanoplastikpartikel in Zellen von Rindern und Schweinen eindringen können. Die Studie wirft neue Fragen zu Tiergesundheit, Fleischerzeugung und Ernährungssicherheit auf. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal Science of The Total Environment veröffentlicht.

Nachweis in Rinder- und Schweinezellen gelungen

Die Forschenden untersuchten Zellkulturen von Rindern und Schweinen: Rinder-Granulosazellen, die für die Fortpflanzung der Tiere wichtig sind, sowie Schweine-Myoblasten, aus denen sich Muskelgewebe entwickelt. Schon geringe Mengen an Nanoplastik lagerten sich sichtbar ab, was nach Einschätzung der Forschenden sowohl die Fruchtbarkeit der Tiere als auch die Qualität tierischer Produkte beeinflussen könnte.

Dabei zeigte sich, dass Nanoplastikpartikel aus Polystyrol tatsächlich in die Zellen eindringen und dort Veränderungen hervorrufen, was langfristig die Zellfunktion und Gesundheit der Tiere beeinträchtigen könnte.

Da wir über Nanoplastik noch viel zu wenig wissen und der Nachweis schwierig ist, sind unsere Ergebnisse besonders wichtig, um die Risiken besser abschätzen zu können.

„Als wir sahen, dass Nanoplastik in die Zellen eindringt, wussten wir, dass dies weitreichende Folgen haben könnte“, kommentiert Dr. Anja Baufeld von der Arbeitsgruppe Zellphysiologie und Reproduktion am FBN.

Risiken für Verbraucher

Da Nutztiere Teil der menschlichen Nahrungskette sind, lässt sich ein möglicher Einfluss auf die menschliche Gesundheit nicht ausschließen. „Unsere Forschung zeigt, dass Nanoplastik nicht nur ein Umweltproblem ist, sondern potenziell auch direkte Folgen für die Gesundheit von Nutztieren haben könnte“, sagt Baufeld.

Kombinierte Hellfeld- und Fluoreszenzmikroskopie von Rinderzellen: Zellkerne (blau), Cytoskelett (rot) und aufgenommene Polystyrol-Nanoplastikpartikel (grün, 100 nm).
Kombinierte Hellfeld- und Fluoreszenzmikroskopie von Rinderzellen: Zellkerne (blau), Cytoskelett (rot) und aufgenommene Polystyrol-Nanoplastikpartikel (grün, 100 nm). Bild: FBN

Abgesehen von der weiteren Anreicherung im menschlichen Körper, gibt es eine Reihe von Folgeerkrankungen, die mit der Aufnahme von Mikro- und Nanoplastik in Verbindung gebracht werden. Ein Bericht des WWF und der University of Birmingham aus dem Juli 2025 nennt vor allem:

  • hormonbedingte Krebserkrankungen (inkl. Brust- und Hodenkrebs),
  • verminderte Fruchtbarkeit,
  • chronische Atemwegserkrankungen (z. B. Asthma),
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Schlaganfall, Herzinfarkt),
  • Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes),
  • neurologische Erkrankungen (z. B. ADHS, Autismus, Demenz).

Die Studie liefert darum eine wichtige erste Grundlage, um besser zu verstehen, wie sich Nanoplastik in Nutztieren verbreitet und auswirkt. Das FBN kündigte an, künftig mehr zur Plastikbelastung und den Folgen für Mensch und Tier zu forschen – um frühzeitig Risiken zu erkennen und die Landwirtschaft zu entlasten.

Quellenhinweis:

Corte Pause, F., Baufeld, A., Urli, S., Crociati, M., Stradaioli, G., Vanselow, J., & Kalbe, C. (2025): Exploring the influence of polystyrene-nanoplastics on two distinct in vitro systems in farm animals: A pilot study. Science of The Total Environment, 976, 179378.