Aberglaube: Gießen zur Mittagshitze schädigt die Pflanzen nicht!

Bloß nicht zur Mittagszeit die Pflanzen gießen. Wer kennt diese Mahnung nicht? Doch ist da überhaupt etwas dran? Forscher sind dieser Frage nun nachgegangen, mit einem für eher erstaunlichem Ergebnis.

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Die Pflanzen bloß nicht in der Mittagszeit gießen. Das ist schädlich. Ist an diesen Aussagen tatsächlich etwas dran?

Schon die Großmutter kannte die goldene Regel eines jeden Gärtners: Gieße die Pflanzen nie zur Mittagszeit, wenn die Sonne am höchsten steht. Wenn man es doch tut, dann sollten die Blätter der Pflanzen buchstäblich verbrennen. Die Wassertropfen sollten demnach in der Sonne wie ein Brennglas wirken und das wiederum würde die Blätter der Pflanzen schädigen.

Die vielen "Regeln" des Gartenbaus, die sich über Jahrhunderte hinweg bewährt haben, wurden so oft wiederholt, dass sie wie unumstößliche Wahrheiten erscheinen. Und das, obwohl wissenschaftliche Studien gezeigt haben, dass viele von ihnen kaum eine Grundlage haben, sodass ihre Befolgung bestenfalls unnötig ist und schlimmstenfalls zu minderwertigen Ergebnissen führen kann.

Brennglas-Effekt ist Aberglaube

Der Gedanke dahinter ist, dass die Wassertropfen auf dem Laub die Sonnenstrahlen verstärken - ähnlich wie ein Vergrößerungsglas - und die Blätter verbrennen. Es stellt sich heraus, dass diese weit verbreitete Annahme nicht stimmt! Vor einigen Jahren hat eine Gruppe von Wissenschaftlern in Europa eine Reihe von Experimenten durchgeführt, die diese uralte Theorie widerlegten. Zunächst untersuchten sie die Wirkung von Wassertropfen auf glatten Blättern in der Mittagssonne.

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In den nächsten Tagen fällt im Südosten viel Regen, sonst kommt nur wenig Niederschlag zusammen. Besonders trocken ist es im Nordosten. Hier muss man viel gießen.

Sie beobachteten zwar einen Lichtfokus auf dem darunter liegenden Blatt, aber die entstehende Wärme wurde an den Wassertropfen zurückgegeben, und als das Wasser sich erwärmte, verdampfte es und verschwand, ohne Brandspuren zu hinterlassen. Es wurden auch behaarte Blätter beobachtet. Die Haare hielten das Wasser vom Blatt ab, sodass es die Wärme nicht vom Blatt absorbieren konnte, aber die winzigen Tröpfchen verdampften trotzdem schnell oder wurden vom Wind abgeschüttelt. Außerdem: Nach einem Regenschauer zur Mittagszeit kommt in der Regel auch immer wieder rasch die Sonne raus. Sollte das mit dem Brennglas stimmen, hätten die Pflanzen ständig Schäden!

Bitte gießen - auch zur Mittagszeit!

Wenn Ihr also an einem heißen Tag auf Euer Blumenbeet guckt und seht, dass Eure Pflanzen nach einer Erfrischung schreien... lasst sie bitte nicht leiden! Sie können sie in der Mittagszeit gut wässern, ohne Angst haben zu müssen, dass das Laub Schaden nimmt. Aber das Gießen am Mittag sollte dennoch nicht zu einer alltäglichen Routine werden, denn es ist eine ganz schön starke Wasserverschwendung. Mittags ist die Verdunstungsrate am höchsten, sodass viel Feuchtigkeit verloren geht, bevor sie die Wurzeln erreicht.

Das ist eine schrecklich ineffiziente Nutzung des Wassers. Wenn es heiß ist, sollten Sie Ihre Beete am späten Nachmittag oder sehr früh am Morgen wässern. So bleibt genügend Zeit, damit die Feuchtigkeit tief in den Boden eindringen und von den Wurzeln aufgenommen werden kann, bevor die verdunstende Wirkung der heißen Sonne einsetzt.

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