Komplett schwarz: Forscher fanden den womöglich dunkelsten Fluss der Welt!

Limnologen erforschen die Binnengewässer unserer Erde. Eher zufällig stieß ein Schweizer Forschungsteam auf den bisher unerforschten Fluß Ruki im Kongobecken. Seine schwarze Farbe liefert Aufschlüsse zur CO2-Speicherung.

Der Rio Negro gilt als eines der dunkelsten Flüsse der Welt. Nun scheint der Begriff dunkler Binnengewässer durch die wissenschaftliche Entdeckung eines Flusses im Kongobecken eine neue Dimension bekommen zu haben. Das träge dahinfließende Wasser des Flusses Ruki sei nach Aussage der dort forschenden Limnologen so schwarz, dass man die eigene Hand nicht sehe, wenn man sie eintauche.

Zufällige Entdeckung

Die eigentliche Intention des internationalen Forschungsteams galt ursprünglich der Untersuchung des Kohlenstoffkreislaufs im Kongobecken. Dabei entdeckten sie das Ökosystem des bisher nicht erforschten Ruki, einem Nebenfluss des Kongos. Der Erstautor der am 13.10.23 im Fachmagazin »Limnology and Oceonography« veröffentlichten Studie unter dem Titel Hydrology drives export and composition of carbon in a pristine tropical river, Travis Drake von der ETH Zürich, zeigte sich »…von der Farbe des Flusses tief beeindruckt.«

Das Ruki-Becken liegt mitten in der Demokratischen Republik Kongo. Das Flussnetz im Ruki-Becken umfasst zahlreiche Nebenflüsse. Nach Einschätzung der Forschenden sei der 105 Kilometer lange Ruki möglicherweise der schwärzeste aller großen Schwarzwasserflüsse der Erde. Zu dieser Schlussfolgerung kamen sie nach einem Vergleich mit anderen tropischen Strömen. Er sei auf alle Fälle dunkler als der berühmte Rio Negro im Amazonasgebiet, dessen Name schon auf seine schwarze Färbung hinweist.

Als Schwarzwasserflüsse bezeichnet die Limnologie üblicherweise Flüsse mit einer bräunlichen bzw. schwarzen Färbung. Das Wasser von Weißwasserflüssen erscheint dagegen lehmfarben. Klarwasserflüsse haben eine gelb- bis olivgrüne Färbung. Alle drei Flusstypen dominieren die Flussarten der Tropengebiete.

Dunkle Abgründe

Die Farbe eines Flusses – abgesehen von seiner Tiefe und der Bedeckung des Himmels – hängt vor allem von dem ab, was er mitführt. Nähr- und Schwebstoffe sowie Sedimentpartikel können das einfallende Sonnenlicht reflektieren. Organische Substanzen färben hingegen das Wasser dunkler.

Um herauszufinden, warum der Ruki so schwarz ist, nahmen die Forscher ein Jahr lang Wasserproben und maßen Pegelstände und Abflussmengen. Der Fluss, der mitten in einem ursprünglichen Regenwald liegt und mit einer Breite von einem Kilometer in den Kongo mündet, ist zwar seit den 1930er-Jahren bekannt, wurde jedoch noch nie wissenschaftlich untersucht.

Die Untersuchungen ergaben, dass das Wasser deshalb so dunkel ist, weil der Fluss aufgrund seines geringen Gefälles kaum Sedimente mitführt. Anstelle dessen enthält er große Mengen an gelösten organischen Stoffen. Den Analysen des Forschungsteams zufolge enthält der Ruki viermal mehr gelöste organische Kohlenstoffverbindungen als der Kongo und anderthalbmal mehr als der Rio Negro.

Wie die Forschenden in ihrer Studie berichten, gelangen die kohlenstoffhaltigen Substanzen vor allem mit dem Regenwasser in den Fluss. Der Regen in den Tropengebieten fällt auf abgestorbene Dschungelvegetation und löst dabei organische Verbindungen aus totem Pflanzenmaterial. Die Besonderheit des Ruki besteht darin, dass der Fluss in der Regenzeit den Wald überflutet. Das Wasser stehe dann oft wochenlang hüfttief über dem Waldboden und fließe nur sehr langsam ab. Dabei reichert es sich mit großen Mengen organischer Substanzen an. Drake dazu: »Der Ruki ist eigentlich ein Dschungeltee.« Seiner Meinung nach sei der Ruki »…ein guter Kandidat dafür, eines der unberührtesten und homogensten großen tropischen Wassereinzugsgebiete der Erde zu sein.«

Der Ruki und die Moore an seinen Ufern

Auch die Bedeutung der großen Torfmoore entlang des Ruki werden in der Studie hervorgehoben. Diese enthalten abgestorbenes, nicht zersetztem Pflanzenmaterial, das wir unter dem Begriff »Torf« kennen. Moore gelten bekanntlich als die bedeutendsten Kohlenstoffspeicher an Land.

Die Forscher stellten positiv fest, dass nach ihren Analysen derzeit nur sehr wenig organisches Material in den Ruki abgegeben wird, da die Moore fast das ganze Jahr hindurch unter Wasser liegen und somit keinen Sauerstoffkontakt haben. Ein Teil des Torfkomplexes dieser Moore liege in Gebieten, die gemäß der Ramsar-Konvention als »Feuchtgebiete internationaler Bedeutung« ausgewiesen seien. Allerdings sei es von großer Bedeutung, diese Gebiete zukünftig aktiv zu schützen, denn der Torfkomplex sei durch Klima- und Landnutzungsänderungen bedroht. Reduzierte Niederschläge, höhere Verdunstungsraten, Änderungen im Niederschlagszeitpunkt, Entwässerung für die Landwirtschaft und Holzeinschlag sind Elemente, die zur Austrocknung der Torfmoore führen könnten. Diese würde zu deren Austrocknung und durch Bakterieneinfluss einer verstärkten Zersetzung von Torf führen. Dabei werde nach Aussage des Forschungsteams potentiell sehr viel CO2 freigesetzt.

Matti Barthel, Mitautor der Studie, gab dazu folgenden Kommentar: »Die Torfmoore im Kongobecken speichern rund 29 Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Für das Klima ist es besser, wenn sie nass bleiben.«

Fazit

Diese Studie schließt nahtlos an meinen Artikel zum Thema Moore an. Sie beweist, was wir alles auf der Erde noch nicht erforscht haben, denn eine wissenschaftliche Entdeckung eines Flusses im Jahre 2023 erinnert eher an Forschungsreisen in Afrika aus dem 18. oder 19. Jahrhundert.

Die Studie unterstreicht die Bedeutung unserer Ökosysteme für den Kohlenstoffkreislauf unserer Erde. Ihr Schutz, also das Bewahren von Mooren und Flüssen wie dem Ruki, sind ein wichtiger Beitrag für das Erreichen der weltweiten Klimaziele. Die CO₂-Emissionen in Afrika werden durch die Entwicklung der Volkswirtschaften ansteigen. Umso wichtiger sind für den Kontinent das Bewahren von Mooren und Flüssen wie dem Ruki als Kohlenstoffsenken bzw. -speicher.

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