Mitten im Winter: Eingeschlafene Hände und Füße - Neurologen verraten, wann es gefährlich wird
Kribbeln, Taubheit sind manchmal nur ein Zeichen für eine ungünstige Sitzposition. Doch wenn die Hände oder Füße einschlafen, kann das auch Warnsignal des Körpers sein.

Man sitzt, liest, tippt und plötzlich prickelt es. Die Hand, die gerade noch sicher auf der Tastatur lag, fühlt sich taub an. Oder der Fuß, der quer unter dem Stuhl verschwindet, wirkt wie getrennt vom Rest deines Körpers. Eingeschlafene Hände oder Füße kennt fast jede:r. Meistens steckt nichts Dramatisches dahinter. Aber es gibt auch Fälle, in denen der Körper laut um Hilfe ruft.
Bei Menschen ab 50 tritt das Problem häufiger auf
Häufig steckt einfach eine ungünstige Haltung dahinter: Beine zu lange übereinandergeschlagen, Arm aufgelegt auf einer Tischkante oder nächtliches Liegen mit abgeknicktem Handgelenk. Dann drücken Nerven und Blutgefäße, die Versorgung gerät ins Stocken. Das Ergebnis: Taubheit, Kribbeln, dieses unangenehme Ameisenlaufen. "Das, was jeder kennt, ist für sich genommen nicht gefährlich", erklärt Prof. Claudia Sommer, die im Uniklinikum Würzburg als Neurologin und Schmerzforscherin tätig ist, der "Welt". Ein kurzes Bewegen, Strecken, Schütteln und schon ist das Problem verschwunden. Besonders bei jüngeren Menschen passiert das, ohne dass man sich Sorgen machen müsste.
Anders sieht das bei Menschen ab etwa 50 Jahren aus. Bei ihnen ist das Bindegewebe weniger straff, was schneller zu Problemen führen kann. "Wenn man dann einen Arm an der Tischkante anlegt, führt das dazu, dass Nerven schneller gequetscht werden, weil es nicht mehr so viel Widerstand im Gewebe gibt", betont Prof. Claudia Sommer.
"Das Taubheitsempfinden darf nicht zu lange andauern"
Problematisch wird es aber erst dann, wenn das Taubheitsgefühl bestehen bleibt. Und zwar ohne klar erkennbaren Auslöser. Dann kann mehr dahinterstecken als nur eine ungünstige Sitzhaltung. Denn wer ständig mit eingeschlafenen Gliedmaßen kämpft, riskiert, dass Nerven dauerhaft geschädigt werden oder Venen und Arterien die Versorgung einschränken. Wichtig ist also darauf zu achten, wie lange die Symptome anhalten. "Das Taubheitsempfinden darf nicht zu lange andauern“, betont Claudia Sommer. "Wenn wir gesund sind, schüttelt man sich und alles ist wieder gut. Aber wenn man merkt, dass man dauerhaft ein eingeschlafenes Gefühl hat, sollte man der Ursache auf den Grund gehen."
Was noch als Ursache in Frage kommt
Doch was kann noch hinter eingeschlafenen Füßen und Händen stecken? Als mögliche Ursache kommt ein Bandscheibenvorfall in Frage, der auf die Wirbelsäule drückt. Dann schlafen Hände oder Beine ein, je nachdem ob die Hals- oder Lendenwirbelsäule betroffen ist. Auch das bekannte Karpaltunnelsyndrom, ausgelöst durch wiederholte Bewegungen oder falsche Haltung am Computer — mit typischem Kribbeln in Daumen, Zeige- und Mittelfinger, kann eine mögliche Ursache sein. In manchen Fälle ist es aber auch eine Durchblutungsstörung, die zum Beispiel durch eine Thrombose oder Arterienverkalkung ausgelöst wird. Dann drohen nicht nur Nervenschäden, sondern auch ernsthafte gesundheitliche Folgen.