Der doppelte Schutz des Feuersalamanders: Darum gefährden veränderte Waldstrukturen das Überleben der Amphibie

Feuersalamander sind mit ihrer gelb-schwarzen Färbung auffällige Amphibien. Forschende haben nun untersucht, wie sich unterschiedliche Hautmuster auf die Zahl der Raubtierangriffe auswirken – bei ihrer Untersuchung kamen sie zu einem überraschenden Ergebnis.

Feuersalamander
Feuersalamander sind aposematische Amphibien, das heißt, sie benutzten mehrere Signale, um Fressfeinde abzuschrecken. Bild: Tomasz Proszek/Pixabay

Der Europäische Feuersalamander hat eine doppelte Verteidigungsstrategie gegen Fressfeinde: Seine markante gelb-schwarze Warnfärbung signalisiert Gefahr, derweilen ein giftiges Hautsekret tatsächlich abschreckt. Doch wie wirksam ist dieser doppelte Schutzmechanismus wirklich?

Aposematismus ist eine verbreitete Abwehrstrategie gegen Raubtiere. Dabei werden primäre mit sekundären Warnsignalen gekoppelt, beispielsweise optische mit chemischen. Der Europäische Feuersalamander (Salamandra salamandra) ist eine solche aposematische Amphibie.

Eine neue Studie des Konrad-Lorenz-Instituts für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) der Veterinärmedizinischen Universität Wien zeigt, dass die auffällige Färbung zwar schützt, aber allein nicht ausreicht. Entscheidend ist offenbar der Lebensraum, genauer gesagt, ob dieser bewirtschaftet oder naturbelassen ist.

Feuersalamander
Beispiele für (a) geschützte und (b) bewirtschaftete Waldgebiete und für Feuersalamander mit (c) großen und (d) kleinen Markierungen. (e) Plastilinmodelle, die junge Feuersalamander mit kleinen und großen Markierungen darstellen, (f) Vogelangriff auf den Kopf eines Feuersalamandermodells, (g) Tierangriff auf den Körper des Modells, Nagetierbissmarken auf (h) einem Tonmodell. Bild: Hagnier, Dittrich, Van den Bos, & Rojas, 2025

Ort der Untersuchung war der Biosphärenpark Wienerwald, ein wichtiger Lebensraum des Feuersalamanders. Mithilfe von Modellen aus Knetmasse, die echten Salamandern nachempfunden waren, verglich das Forschungsteam die Häufigkeit von Raubtierangriffen (Prädationsrate). Dabei konzentrierten sich die Forscherinnen auf die auffällige Farbe.

„Ihre ausgeprägte gelb-schwarze Warnfärbung sowie Hautgifte schützen sie vor Fressfeinden, wobei der Gelbanteil auf ihrem Rücken negativ mit Fressversuchen korreliert. Je gelber sie sind, desto besser sind sie also geschützt.“

– Carolin Dittrich, Co-Autorin der Studie

Die künstlichen Tiere unterschieden sich lediglich in der Anordnung ihrer gelben Muster voneinander: Entweder wiesen sie viele kleine oder wenige große Markierungen auf. Ergebnis war, dass die Modelle gleichermaßen angegriffen wurden, unabhängig von der Form der Markierungen.

Karte
Karte der Untersuchungsgebiete in Niederösterreich, innerhalb des Biosphärenparks Wienerwald. Die Schutzzonen sind orange schattiert, die einzelnen Waldstücke orange. Die bewirtschafteten Zonen und deren Waldstücke sind blau dargestellt. Bild: Hagnier, Dittrich, Van den Bos, & Rojas, 2025

Entscheidend scheint jedoch die Struktur des Waldes zu sein: In naturbelassenen Zonen mit hoher Baumvielfalt und komplexem Unterwuchs sind Fressfeinde offenbar seltener oder verhalten sich anders. Die Forscherinnen vermuten, dass solche Gebiete als Jagdrevier weniger attraktiv für bestimmte Raubtiere sind bzw. deren Orientierung erschweren.

Geschützte Gebiete notwendig

„Wir vermuten, dass die Waldstruktur und -komplexität zu Unterschieden in der Häufigkeit oder der Zusammensetzung der Raubtiergemeinschaften führen kann, was wiederum die Angriffsraten beeinflussen könnte“, erklärt Studienleiterin Bibiana Rojas. Das sei an den Angriffen auf die Salamandermodelle zu erkennen.

Wir beobachteten keine Unterschiede aufgrund der Größe der Markierungen, da alle Modelle ähnlich oft angegriffen wurden. Allerdings waren die Angriffe durch Vögel in bewirtschafteten Waldgebieten häufiger als in geschützten Gebieten.

Die Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig ungestörte Lebensräume für bedrohte Tierarten sind. Gleichzeitig wird gezeigt, dass evolutive Abwehrstrategien, Ökologie und menschliche Landnutzung zusammenhängen.

„Unsere Studie unterstreicht die Notwendigkeit eines integrierten Ansatzes für die Waldbewirtschaftung, der das komplexe Gleichgewicht natürlicher Ökosysteme berücksichtigt“, schließt Rojas. Der Feuersalamander bleibt also ein Symbol dafür, wie eng Artenschutz und naturnahe Lebensraumgestaltung miteinander verknüpft sind.

Quellenhinweis:

Hagnier, D., Dittrich, C., Van den Bos, M., & Rojas, B. (2025): Habitat alteration impacts predation risk in an aposematic amphibian. Journal of Zoology.