Attraktivität: Schönheit zahlt sich im Berufsleben aus – unabhängig vom Beruf

Schönheit zahlt sich aus: Menschen, die als attraktiv gelten, erzielen höhere Löhne –Beruf oder Geschlecht sind dabei egal. Eine Studie der Bergischen Universität Wuppertal belegt, dass äußere Erscheinung reale wirtschaftliche Auswirkungen hat.

Attraktivität macht sich auch finanziell bemerkbar.
Attraktivität macht sich auch finanziell bemerkbar. Bild: KI-generiert von TheDigitalArtist/Pete Linforth/Pixabay

Menschen, die als attraktiv gelten, verdienen mehr Geld, und zwar ganz unabhängig davon, in welchem Beruf sie arbeiten. Das zeigt eine aktuelle Studie. Danach erzielen sowohl Frauen als auch Männer mit ansprechendem Äußeren durchschnittlich zwei bis drei Prozent höhere Stundenlöhne als weniger attraktive Personen. Der Schönheitsbonus gilt selbst dann, wenn jemand in einem Beruf tätig ist, der für sein Geschlecht eher unüblich ist.

„Unser Ergebnis widerspricht der verbreiteten Annahme, dass Attraktivität in einem für das jeweilige Geschlecht untypischen Beruf zum Nachteil werden kann.“

– Prof. Dr. Reinhard Schunck, Studienleiter, Bergische Universität Wuppertal

Bisher war man eher davon ausgegangen, dass attraktive Personen stärker mit geschlechtstypischen Rollenbildern assoziiert werden, etwa dass schöne Frauen als besonders feminin und gutaussehend wahrgenommen werden, oder attraktive Männer als besonders maskulin. Solche Zuschreibungen könnten theoretisch jenen Berufsfeldern widersprechen, die als geschlechtsuntypisch gelten.

Unabhängig von Rollenklischees

Doch die neue Untersuchung, die in der European Sociological Review veröffentlicht wurde, zeigt, dass attraktive Frauen in männerdominierten Berufen oder gutaussehende Männer in frauentypischen Tätigkeiten keineswegs weniger verdienen. „Im Gegenteil: Die positive Wirkung von Attraktivität bleibt stabil“, erklärt Studienleiter Prof. Dr. Reinhard Schunck der Bergischen Universität Wuppertal. Schönheit zahlt sich also auch jenseits traditioneller Rollengrenzen aus.

Attraktive Männer und Frauen verdienen durchschnittlich zwei bis drei Prozent mehr als weniger attraktive Personen.
Attraktive Männer und Frauen verdienen durchschnittlich zwei bis drei Prozent mehr als weniger attraktive Personen. Bild: moerschy/Pixabay

Für die Studie wurden Daten des German Family Panel (pairfam) genutzt, einer repräsentativen Langzeitstudie mit über 12.000 Teilnehmenden. Sie enthält umfangreiche Informationen über Einkommen, Beruf, Bildungsstand und Gesundheit. Besonders daran war, dass die Interviewerinnen und Interviewer das Aussehen der Befragten auf einer Skala von „sehr attraktiv“ bis „weniger attraktiv“ bewerteten.

Die Einschätzungen wurden anschließend durch offizielle Berufsstatistiken der Bundesagentur für Arbeit ergänzt, um festzustellen, wie stark einzelne Berufe von Männern oder Frauen dominiert sind.

Im Rahmen der Analyse berechnete das Forschungsteam insgesamt 6912 verschiedene statistische Modelle, um die Unabhängigkeit von einer bestimmten Untersuchungsmethode sicherzustellen. „Damit wollten wir zeigen, wie stabil der sogenannte Schönheits-Effekt tatsächlich ist“, erläutert Co-Autorin Dr. Johanna Gereke vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB). Ihr Fazit: „Attraktive Menschen verdienen etwas mehr, egal in welchem Beruf sie tätig sind.“

Stabile Werte trotz vieler Einflüsse

Attraktive Frauen verdienen durchschnittlich zwei Prozent mehr als ihre weniger attraktiven Kolleginnen, attraktive Männer etwa drei Prozent mehr als ihre Mitstreiter. Auch wenn andere Faktoren wie Alter, Bildung, Berufserfahrung, Arbeitszeit oder Gesundheit mit reinspielen, bleibt der Einkommensvorteil bestehen.

Schönheit mag oberflächlich erscheinen, doch sie kann reale Konsequenzen haben.

Neben der sozialen Wahrnehmung beeinflusse die Attraktivität also auch ökonomische Chancen, schlussfolgert Schunck, und das selbst in einem regulierten Arbeitsmarkt wie dem deutschen, in dem Löhne weniger vom Ermessen einzelner Arbeitgeber abhängen als in anderen Ländern.

„Das Zusammenspiel von körperlichem Erscheinungsbild, Geschlechtsnormen und Arbeitsmarktergebnissen“ sei zwar noch „weiter zu erforschen“, wie Emily Hellriegel zugibt. Insgesamt belegt die Studie jedoch, dass sich das äußere Erscheinungsbild messbar ökonomisch auswirkt. Schönheit ist demnach kein oberflächliches Phänomen – sie hat handfeste wirtschaftliche Folgen.

Quellenhinweis:

Schunck, R., Gereke, J., & Hellriegel, E. (2025): Gendered beauty inequalities? A multiverse analysis of physical attractiveness, occupational gender-typicality and earnings in the German labour market. European Sociological Review.