Anthropogene Klimaerwärmung und Waldbrände

Kanada erlebt derzeit eine der schlimmsten Waldbrandsaison überhaupt. Es brennen zigtausende Hektar Wald. Und die Frage steht im Raum, wie wird sich das in einer sich erwärmenden Welt entwickeln?

Waldbrand Rauchfahne
Die Rauchfahnen von Waldbränden können nicht nur lokal, sondern auch weiter entfernte Gegenden betreffen. Die anthropogene Klimaerwärmung wird die Auftrittswahrscheinlichkeiten ändern.

Die Rauchfahnen der Waldbrände in Kanada erreichten vor kurzem auch die Millionenmetropole New York. Die Aerosole hüllten die Stadt in eine Kulisse, die man eher in einem Science-Fiction Film verorten würde.

Im Osten und Westen von Kanada verbrannten seit dem letzten Monat riesige Waldflächen. Die Brände halten noch weiter an. Bis jetzt ist es eine der verheerendsten Waldbrandsaisons in Kanada. Und daher keimt die Frage auf, wie ist das innerhalb der anthropogenen Klimaerwärmung einzuordnen.

Ob das aktuelle Ereignis durch den anthropogenen Klimawandel wahrscheinlicher wurde, muss erst durch Attributionsstudien untersucht werden. Auch durch welche Ursachen die einzelnen Feuer entstanden sind, muss abschließend geklärt werden. Neben der häufigsten Ursache Mensch ist in Kanada der Blitzeinschlag eine wesentliche Ursache für Brände.

Feuerwetter

Bis ein großer Waldbrand entsteht, spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Fangen wir beim Wetter an. Im englischsprachigen Raum wird vom „fire weather“ gesprochen. Bleiben wir beim Deutschen, dem Waldbrandgefahrenindex. Dieser beschreibt das meteorologische Potential für die Gefährdung von Waldbrand. Hier wird ein Index erstellt, anhand dessen Skala schnell eingeschätzt werden kann, wie hoch die Waldbrandgefahr ist. Hier spielen z.B. Trockenheit, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Wind eine Rolle. Kurz gesagt, wie sind die meteorologischen Bedingungen ausgeprägt, damit diese besonders gut für einen Waldbrand beisteuern können.

Das erscheint auch sehr schnell logisch, wenn man schon mal versucht hat nasses Holz anzuzünden. Der Wassergehalt muss erst aus dem Holz, bevor das Holz selbst so richtig zum brennen anfängt. Im Falle des Waldes übernimmt das Wetter die Arbeit und trocknet im Wald z.B. Totholz aus. Das können kleinere Äste bis größere Stämme sein. Hier ist also Trockenheit das Schlagwort. Ausbleibender Regen ist das eine, Verdunstung ist das andere. Letztere wird maßgeblich von der Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Windgeschwindigkeit reguliert. Je höher die Temperatur, geringer die Luftfeuchtigkeit und stärker die Winde, desto schneller verdunstet das Wasser. Dies gilt auch für die Böden, die immer weiter austrocknen können. So können schnell günstige Waldbrandbedingungen erreicht werden, unter Umständen auch in relativ kurzer Zeit.

Erreicht man über längere Zeit günstige Waldbrandbedingungen können Feuer sich sehr schnell verbreiten. Starker Wind begünstigt die Ausbreitung von Feuer. Die Feuer entstehen meistens durch den Mensch. In abgelegenen Gegenden, wie boreale Wälder, kann allerdings auch Blitzschlag vorwiegend ursächlich für ein größeres Feuer sein.

Vorbeugung und Klimaerwärmung

Allein aus den Waldbrandindices wissen wir, dass heiße und trockene Bedingungen die Trockenheit des brennbaren Materials erhöht und damit eine erhöhte Waldbrandgefahr einhergeht. Eine Studie konnte den Beleg erbringen, dass die Trockenheit des brennbaren Materials stark mit der verbrannten Fläche korreliert. Daraus kann man die Verbindung zur anthropogenen Klimaerwärmung herstellen. In einer wärmeren Welt, die heißere und trockenere Zeitabschnitte produziert, erhöht dies entsprechend die Waldbrandgefahr und damit auch die potentielle verbrennende Fläche. Eine weitere Studie konnte die ungewöhnliche Waldbrandsaison von 2017 auf extrem warme und trockene Bedingungen zurückführen, welche wiederum durch die anthropogene Klimaerwärmung zwei bis vier mal wahrscheinlicher und die verbrannte Fläche sieben bis elf mal größer wurde.

Die Änderungen in der Zukunft werden sich regional nicht gleich verteilt manifestieren, da sie von der Änderung von Temperatur, Niederschlag und Brandmaterial abhängen werden. In Teilen der Tropen wird man eventuell eine geringere verbrannte Fläche in Zukunft erwarten können. Aber die stärkste Verbindung zwischen extremen Waldbränden und anthropogener Klimaerwärmung wird sich eher in den hohen Breiten (Sibirien, Kanada, Alaska, Nordeuropa) abspielen. Also genau dort, wo momentan die heftigen Waldbrände stattfinden.

Das heißt natürlich nicht, dass mit einer sich weiter erwärmenden Welt mit Sicherheit einfach viel mehr Feuer ausbrechen werden. Die meteorologischen Bedingungen sind nämlich das eine, die werden sich verschärfen. Das andere sind die Auslösefaktoren für Brände.

Blitze wird man nicht so leicht kontrollieren können, allerdings kann die Bevölkerung weiter aufgeklärt werden und präventiv angehalten werden in gefährlichen Zeiten besonders vorsichtig im Wald zu sein. Auch wird man sich, neben der Reduktion von Treibhausgasen, auch damit beschäftigen müssen, das Management von Wäldern zu verbessern, inklusive kontrolliertem Abbrennen. Totholz im Wald ist mit Sicherheit ein ökologischer Mehrwert, aber in Zeiten mit erhöhter Waldbrandgefahr ein gefährlicher Brandbeschleuniger.

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