Ladefrust auf der Autobahn – Deutschlands E-Tankstellen im ADAC-Stresstest: 50 % „mangelhaft“

Wer mit dem Elektroauto über die Autobahn fährt, braucht derzeit mehr Geduld als Energie. Ein aktueller ADAC-Test zeigt, dass Deutschlands Ladeinfrastruktur für Langstrecken noch weit von Alltagstauglichkeit entfernt ist.

E-Auto, ADAC, Deutschlands Autobahn-Ladenetz, lückenhaft, unkomfortabel, technisch veraltet
Der ADAC deckt auf: Deutschlands Autobahn-Ladenetz ist lückenhaft, unkomfortabel und oft technisch veraltet.

Von 50 überprüften Rastanlagen und Autohöfen entlang der 15 längsten Autobahnen schnitt mehr als die Hälfte „mangelhaft“ oder „sehr mangelhaft“ ab.

Nicht eine einzige Anlage erhielt die Bestnote. Nur 13 Standorte konnten überhaupt mit „gut“ bewertet werden – und die lagen allesamt an Autohöfen, nicht an Raststätten.

Tempo-Limit beim Laden

Erschreckend: 22 Prozent der getesteten Standorte bieten lediglich 50 Kilowatt Ladeleistung – das entspricht eher dem Tempo einer Steckdose als einem Schnelllader. Für eine echte Pause auf der Langstrecke bräuchte es mindestens 150 Kilowatt, doch das ist vielerorts noch Zukunftsmusik.

Zwar verfügen 62 Prozent der Anlagen bereits über 300-Kilowatt-fähige Säulen, doch viele davon werden künstlich gebremst.

Der Grund: eine juristische Hängepartie zwischen der Autobahn GmbH, Tank & Rast und dem Anbieter Fastned. Wegen des laufenden Verfahrens dürfen zahlreiche neue Schnelllader vorerst nur mit 100 Kilowatt betrieben werden.

Autohöfe schlagen Raststätten

Privat betriebene Autohöfe schneiden im Vergleich klar besser ab. Dort finden Fahrer häufiger leistungsstarke Ladepunkte, teils sogar mit 400 Kilowatt. Der Euro Rastpark Schweitenkirchen an der A9 und der Aral Autohof Königslutter an der A2 gehören zu den Spitzenreitern. An klassischen Rastanlagen dagegen dominiert Mittelmaß – teilweise gibt es gar keine Ladesäulen.

Null Komfort, null Schutz

Trotz technischer Fortschritte bleibt der Komfort auf der Strecke und insbesondere Sicherheit:

  • Keine einzige der 50 Anlagen bot eine Überdachung – wer lädt, steht im Regen.
  • Nur 17 Prozent verfügten über einfache Wartungsservices wie Staubsauger oder Luftdruckprüfer.
  • Für Fahrer mit Anhänger oder Campern ist das Laden häufig ein Hindernislauf: An fast allen Stationen müssen Gespanne abgekuppelt werden.
  • Beleuchtung, Sitzgelegenheiten und Gastronomie fehlen vielerorts oder liegen weit entfernt.

Bezahlen bleibt Glücksspiel

Auch beim Bezahlen herrscht Wildwuchs. Nur die Hälfte der Anlagen akzeptiert Kartenzahlung, und gerade einmal 44 Prozent zeigen den tatsächlichen Endpreis an. Der Rest versteckt ihn hinter Apps, Tarifen und Kleingedrucktem – ein Unding, das bei klassischen Tankstellen undenkbar wäre.

ADAC fordert klare Regeln

Der Automobilclub zieht klare Konsequenzen: Ladepunkte an Autobahnen sollen künftig mindestens 150 Kilowatt bieten, flächendeckend Kartenzahlung ermöglichen und die Preise vollständig offenlegen.

Außerdem fordert der Club Überdachungen, sichere Beleuchtung und die Öffnung des Marktes für mehrere Anbieter, um Monopole zu verhindern.

Die Energiewende hat Ladehemmung und zwar massiv!

Was als Symbol moderner Mobilität gedacht war, entpuppt sich auf der Autobahn noch zu oft als Geduldsprobe. Bis Schnellladen so selbstverständlich funktioniert wie Tanken, ist noch ein weiter Weg. Der Wille zur E-Mobilität ist da – die Infrastruktur muss endlich nachziehen.

Quelle

ADAC-Test „Ladeinfrastruktur an Raststätten und Autohöfen“, veröffentlicht am 04. November 2025.