Tanz der Teilchen – Ein starker Sonnensturm lässt in dieser Nacht Polarlichter über Deutschland möglich werden

Ein kräftiger Sonnensturm trifft auf das Magnetfeld der Erde. In dieser Nacht könnten Polarlichter auch in Deutschland sichtbar werden – wenn Wetter und Timing stimmen.

Wer heute Nacht nach Norden blickt, könnte Zeuge eines seltenen Schauspiels werden. Zarte grünliche Schleier könnten über den Himmel tanzen – Polarlichter, wie man sie sonst nur aus Skandinavien kennt.

Sonnensturm erreicht die Erde

Hinter dem möglichen Lichtspiel steckt ein geomagnetischer Sturm mittlerer Stärke. Auf der Sonne hat sich vor wenigen Tagen ein sogenannter koronaler Massenauswurf (CME) ereignet.

Dabei schleudert die Sonne Milliarden geladener Teilchen ins All. Trifft dieser Strom auf das Magnetfeld der Erde, geraten dessen Linien in Schwingung – und in den oberen Atmosphärenschichten beginnen Gase zu leuchten.

Einstufung: Stark, aber nicht außergewöhnlich

Das Space Weather Prediction Center (SWPC) der US-Behörde NOAA klassifiziert die aktuelle Aktivität als G3-Sturm – „stark“, aber nicht extrem. Solche Ereignisse treten einige Male im Jahr auf, können jedoch, wenn die Bedingungen günstig sind, Polarlichter bis nach Mitteleuropa bringen. Entscheidend ist die Orientierung des interplanetaren Magnetfeldes: Zeigt die sogenannte Bz-Komponente nach Süden, gelingt den Sonnenpartikeln der Eintritt in die Magnetosphäre besonders gut.

Chancen für Deutschland

Auch wenn Deutschland nicht zu den klassischen Polarlichtregionen zählt, sind die Voraussetzungen in dieser Nacht bemerkenswert günstig. Die Plattform „Polarlicht-Vorhersage.de“ des Arbeitskreises Meteore e.V. spricht von erhöhter Aktivität, vor allem in den späten Abendstunden.

Wer die Lichter sehen möchte, braucht vor allem eines: einen klaren Himmel, einen dunklen Standort fern von Städten – und Geduld. Die besten Beobachtungszeiten liegen zwischen 21 Uhr und Mitternacht.

Die Wissenschaft hinter dem Leuchten

Für die Berechnung solcher Ereignisse nutzt die NOAA Modelle wie WSA-ENLIL, mit denen Sonnenwind-Strukturen simuliert werden. Parameter wie Sonnenwindgeschwindigkeit, Teilchendichte und Kp-Index (eine Art Aktivitätsskala) bestimmen, wie wahrscheinlich Polarlichter in mittleren Breiten sichtbar sind. Steigt der Kp-Index auf Werte über 6, lohnt sich auch hierzulande der Blick nach Norden.

Tipps für Himmelsbeobachter

1. Standort und Vorbereitung

  • Ideal ist ein Standort mit freier Sicht Richtung Norden, fern von Straßenlaternen, Gebäuden oder anderen Lichtquellen. Höhere Lagen, offene Felder oder ruhige Seeufer bieten die besten Bedingungen.
  • Damit sich die Augen vollständig an die Dunkelheit gewöhnen, sollte man mindestens 15 bis 20 Minuten ohne helles Licht verbringen.
  • Taschenlampen am besten mit rotem Filter benutzen, um die Nachtsicht nicht zu beeinträchtigen.
  • Geduld ist entscheidend: Oft zeigt sich die Aurora nur für kurze Zeit und in fließenden, zarten Bewegungen.

2. Kamera- und Handy-Einstellungen

  • Für Fotografien empfiehlt sich ein stabiles Stativ und ein Weitwinkelobjektiv.
  • ISO-Werte sollten hoch angesetzt werden (zwischen 800 und 3200, abhängig vom Gerät), um die schwachen Lichtschleier einzufangen.
  • Die Belichtungszeit liegt idealerweise zwischen 10 und 20 Sekunden; längere Belichtungen können Bewegungsunschärfen erzeugen, kürzere Zeiten hingegen weniger Licht einfangen.

Wer die Kamera am Handy nutzt, sollte den Nachtmodus oder einen manuellen Modus wählen, Belichtung und ISO anpassen und einen Fernauslöser oder Selbstauslöser verwenden, um Verwacklungen zu vermeiden.

Mehrere Fotos mit leicht variierenden Einstellungen erhöhen die Chance auf ein gelungenes Bild.

Wenn Natur und Technik sich begegnen

Sonnenstürme sind mehr als nur ein Schauspiel. Ihre Energie kann Funk- und Navigationssysteme stören oder Satelliten belasten. Für Europa besteht derzeit kein Grund zur Sorge, doch das Ereignis erinnert daran, wie empfindlich moderne Technik auf die Dynamik des Alls reagiert.

Ein seltener Moment

Wenn Wetter und Sonnenwind mitspielen, könnte die Nacht auf Mittwoch ein Ereignis werden, das man so schnell nicht vergisst. Vielleicht leuchtet der Himmel – still, grünlich, fließend – über deutschen Dächern. Ein kurzer Tanz der Teilchen, der uns zeigt, wie nah das Universum manchmal ist.

Quellen

National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) / Space Weather Prediction Center (SWPC):
Report and Forecast of Solar and Geophysical Activity, aktuelle Sturmwarnungen und Kp-Index-Prognosen.

Arbeitskreis Meteore e.V. / Polarlicht-Vorhersage.de:
Aktuelle Einschätzung der Polarlichtwahrscheinlichkeit für Mitteleuropa, Stand 12. November 2025.

SpaceWeather.com – Echtzeitdaten zu Sonnenwind, Magnetfeld (Bz) und CME-Beobachtungen.

Ergänzende Daten aus dem NOAA-Modell WSA-ENLIL zur CME-Simulation und Sonnenwind-Vorhersage.