Zwischen Einsturz und Eleganz – Deutschlands Brücken zwischen Krise und Kunst
Deutschlands Brücken stehen sinnbildlich für zwei Extreme: maroder Kollaps im Alltag und atemberaubende Baukunst in der Geschichte. Zwischen Verkehrschaos und Schönheit lohnt sich ein genauerer Blick.

Während sich Autofahrer täglich durch marode Überführungen quälen und der Schwerlastverkehr Umwege in Kauf nehmen muss, stehen Deutschlands Brücken sinnbildlich für eine Infrastruktur am Limit.
Der Zustand vieler Verkehrsadern ist alarmierend: Tausende Bauwerke gelten als sanierungsbedürftig, manche mussten gar gesperrt oder abgerissen werden. Besonders Autobahnbrücken geraten zunehmend in den Fokus, da ihr Verfall den Alltag vieler Menschen beeinträchtigt.
Der Teil-Einsturz der Carolabrücke in Dresden steht stellvertretend für das strukturelle Versäumnis der vergangenen Jahrzehnte – zu wenig Wartung, zu viel Belastung, zu spät reagiert. Die Modernisierung kommt vielerorts zu langsam voran.
Die andere Seite: Brücken, die verzaubern statt verzögern
Doch es gibt auch eine andere Seite der Brückenlandschaft: eine, die nicht mit Staus und Sanierungskosten, sondern mit Schönheit, Geschichte und beeindruckender Baukunst verbunden ist.
Diese Bauwerke erzählen Geschichten, sie verbinden nicht nur Orte, sondern auch Zeiten. Deutschland besitzt eine bemerkenswerte Vielfalt an Brücken, die den schlechten Ruf ihrer maroden Kollegen zumindest etwas mildern können.
Sie laden zum Verweilen ein, inspirieren Fotografen und begeistern Architekturfreunde aus aller Welt.
Historische Ikonen der Hauptstadt und des Handels
Ein Wahrzeichen Berlins ist die Oberbaumbrücke – eine Mischung aus U-Bahn-Trasse, Fußgängerüberweg und architektonischem Monument. Mit ihren Türmen erinnert sie an mittelalterliche Festungen.
In Erfurt zieht die Krämerbrücke mit ihren durchgehend bebauten Fachwerkhäusern Besucher in ihren Bann – eine lebendige Brücke voller Handwerkskunst.
Sagen, Fachwerk und stille Wunder
Im Bergpark Wilhelmshöhe bei Kassel schlängelt sich die sogenannte Teufelsbrücke in eleganter Bogenform über den Höllenteich – heute ein Ort der Ruhe, einst von düsteren Mythen umweht.
In Bad Kreuznach ruhen jahrhundertealte Fachwerkhäuser direkt auf der Alten Nahebrücke – eine bauliche Kuriosität, die aus der Not heraus entstand.
Märchenhafte Spiegel und königlicher Glanz
Ein fast surrealer Anblick ist die Rakotzbrücke im Kromlauer Park, deren Spiegelbild im Wasser einen perfekten Kreis formt – ein stiller Beweis für die Kraft ästhetischer Gestaltung.
In Schwerin führt eine Ziegelbrücke mit königlichem Flair auf die Insel des märchenhaften Schlosses. Ein perfektes Fotomotiv zu jeder Jahreszeit.

Meisterwerke der Technik und Romantik
Technisch und optisch beeindruckend ist die Göltzschtalbrücke – ein gigantisches Bauwerk aus Millionen Ziegelsteinen. In Würzburg erhebt sich die Alte Mainbrücke mit barocken Heiligenfiguren über den Fluss.
Die Sandsteinbrücke in der Sächsischen Schweiz scheint direkt aus einem Gemälde Caspar David Friedrichs entsprungen zu sein.
Und schließlich führt in Bad Säckingen eine überdachte Holzbrücke aus dem Mittelalter bis heute über den Rhein – ein hölzernes Stück Geschichte, das zwei Länder verbindet.
Ästhetik als Gegenentwurf zur Krise
So zeigen diese Brücken: Wo der Alltag durch Verfall geprägt ist, eröffnet sich zugleich ein Panorama architektonischer Meisterwerke, die zu den schönsten Europas zählen.
Ihre Erhabenheit und Vielfalt erinnern daran, dass Brücken weit mehr sein können als Verkehrswege – sie sind Ausdruck von Kultur, Kreativität und Kontinuität.