Hassloch: Kein Gewitter, aber trotzdem ein Tornado. Wie kann das sein?
Am vergangenen Wochenende kam es im Rheinland-Pfälzischen Haßloch zu einem Tornado. Der Tornado entwickelte sich im Zusammenhang mit einem harmlos anmutenden Regenschauer, der weder großräumige Rotation, noch Blitzaktivität zeigte. Bei dem Ereignis, das mittlerweile als Tornado bestätigt wurde, handelt es sich um einen Typ-2 Tornado. Zu Schäden ist nichts bekannt.
Während sich schon seit Samstag in Südostdeutschland und den angrenzenden Nachbarstaaten eine Dauerregenwetterlage einstellt, kommt es im Rest von Deutschland in der kalten Höhenluft nur vereinzelt zu Schauer und lokalen Gewittern. Ein solcher Regenschauer zog am Sonntag über Haßloch in Rheinland-Pfalz hinweg. Der vermeintlich harmlose Regenschauer zeigte weder Blitzaktivität noch eine sichtbare Rotation, dennoch bildete sich am südlichen Ende de Niederschlagsektors eine Trichterwolke aus, die mittlerweile sogar als Tornado bestätigt ist.
Wer unsere Reihe zu den verschiedenen Gewittertypen gelesen hat, der weiß dass Tornados häufig im Zusammenhang mit Superzellen auftreten. Die Rotation der Mesozyklone kann hier in einen kleinen Durchmesser kanalisieren. Wie bei einem Eiskunstläufer oder einer Eiskunstläuferin sorgt der Pirouetten-Effekt durch die reduzieren des Durchmessers für eine erhebliche Beschleunigung der Rotation, die zerstörerische Ausmaße annehmen kann. Diese Tornados nennt man Typ-1 Tornados.
Wo es einen Typ-1 gibt, muss es auch einen Typ-2 geben: Typ-2 Tornados treten ohne eine dazugehörige rotierende Mesoyzklone auf, also nicht im Zusammenspiel mit einer Superzelle. Typ-2 Tornados sind üblicherweise weniger stark als Typ-1 Tornados. Die Windgeschwindigkeiten können aber dennoch bis in den Bereich eines F2-Tornados heranreichen und das Phänomen ist damit alles andere als ungefährlich.
Doch wie entstehen diese Typ-2 Tornados? Als Grundzutaten gelten eine hohe Labilität, also eine starke Temperaturabnahme mit der Höhe, eine hohe Luftfeuchtigkeit und vertikale Windscherung in den bodennahen Luftschichten. Durch Aufwinde z.B. unterhalb einer harmlos anmutenden Cumuluswolke - es muss kein Gewitter und nicht einmal ein Regenschauer sein - kann die Entstehung des Tornados getriggert werden.
Die starke vertikale Temperaturabnahme kann wie auch beim aktuellen Tornadofall durch den Eintrag kalter Höhenluft aus Nordwesten ermöglicht werden. Doch auch im Hochsommer kann starke Sonneneinstrahlung die bodennahe Schicht so stark erhitzen, dass ein Typ-2 Tornado ausgelöst wird. Über dem Meer ist es hingegen sehr warmes Wasser, das von kalter Luft überstrichen wird, wodurch die Labilität zustande kommt. Umgangssprachlich werden Typ-2 Tornados häufig auch Windhose oder Wasserhose genannt. Häufig werden auch Begriffe wie "Mini-Tornado" verwendet, die aber aus meteorologischer Sicht keine Gültigkeit haben.
Neben den beschriebenen Tornados gibt es weitere Arten von Wirbelwinden. Dazu gehören die bei Schönwetter entstehenden Staub-, Heu- oder Schneeteufel. Diese Phänomene werden unter dem Begriff der Kleintromben zusammengefasst. In den meisten Fällen sind diese Entwicklungen harmlos, doch insbesondere auf Festivals oder ähnlichen sommerlichen Veranstaltungen geht selbst von Kleintromben eine erhebliche Gefahr aus, wenn ungesicherte Klappstühle, Zelte oder ähnliches herumgewirbelt werden.