Klimawende ausgebremst: Neuer Bericht zeigt, wie weit die Welt vom 1,5-Grad-Pfad entfernt ist

Zehn Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen zieht der Bericht State of Climate Action 2025 eine ernüchternde Bilanz: Kein einziger der 45 bewerteten Indikatoren befindet sich auf Kurs, um die 1,5-Grad-Ziele bis 2030 zu erreichen.

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Das Warnschild erinnert an die dringende Notwendigkeit von Klimaschutzmaßnahmen. Der Bericht ‚State of Climate Action 2025‘ zeigt, dass trotz Fortschritten viele Zielvorgaben noch nicht erreicht sind und deutlich mehr Tempo nötig ist

Obwohl mehr als drei Viertel der Indikatoren in die richtige Richtung zeigen, verläuft der Fortschritt in fast allen Bereichen viel zu langsam.

Fünf Kennzahlen bewegen sich sogar rückwärts, und bei weiteren fünf fehlen ausreichende Daten für eine Bewertung.

Der Bericht wurde am 22. Oktober 2025 vom Systems Change Lab veröffentlicht – einem Zusammenschluss aus dem World Resources Institute, dem Bezos Earth Fund, Climate Analytics, den Climate High-Level Champions und der ClimateWorks Foundation.

Er übersetzt das Pariser Temperaturziel in messbare Etappenziele für 2030, 2035 und 2050 und analysiert die Entwicklung in den Sektoren Energie, Industrie, Verkehr, Gebäude, Landnutzung und Ernährung sowie bei CO₂-Entfernung und Klimafinanzierung.

Stillstand bei Kohle und Waldschutz

Besonders problematisch bleiben der ungebremste Einsatz von Kohle und die anhaltende Entwaldung.

Der Anteil der Kohle an der weltweiten Stromerzeugung sank zwischen 2019 und 2024 nur leicht von 37 auf 34 Prozent. Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müsste er bis 2030 auf vier Prozent fallen – was der Stilllegung von rund 360 Kraftwerken jährlich entspricht.

Noch dramatischer ist der Verlust von Wäldern:

2024 gingen weltweit etwa 8,1 Millionen Hektar verloren – das entspricht 22 Fußballfeldern pro Minute. Damit stagniert der Fortschritt zum dritten Mal in Folge.

Entwaldung trägt allein mehr als zehn Prozent zu den globalen Treibhausgasemissionen bei und gefährdet die biologische Vielfalt.

Lichtblicke bei Finanzierung und Technologie

Trotz des insgesamt düsteren Bildes gibt es Fortschritte. Die private Klimafinanzierung stieg von rund 870 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 auf 1,3 Billionen US-Dollar im Jahr 2023 – ein Rekordwert, getragen von China und Westeuropa. Dennoch bleibt die öffentliche Finanzierung weit hinter den Anforderungen zurück.

Auch die Elektromobilität zeigt Wachstum: 2024 waren etwa 22 Prozent der weltweit verkauften Pkw elektrisch.

Doch während China boomt, hat sich die Dynamik in Europa und den USA abgeschwächt – bedingt durch sinkende Subventionen, eine unzureichende Ladeinfrastruktur und steigende Fahrzeugpreise.

Was jetzt geschehen muss

Der Bericht fordert eine massive Beschleunigung der globalen Klimaschutzmaßnahmen: Der Kohleausstieg muss zehnmal, die Verringerung der Entwaldung neunmal, der Ausbau öffentlicher Verkehrssysteme fünfmal und die Entwicklung technischer CO₂-Entfernung zehnmal schneller voranschreiten als bisher.

Zudem müsse die Klimafinanzierung jährlich um rund eine Billion US-Dollar steigen – etwa zwei Drittel dessen, was derzeit noch in fossile Brennstoffe fließt.

Zeitfenster schließt sich rasch

Die Autorinnen und Autoren betonen, dass die Transformation technisch machbar und wirtschaftlich sinnvoll ist – doch sie erfordert sofortiges Handeln auf allen Ebenen. Jede Verzögerung erhöht die Risiken: Häufigere Extremwetterereignisse, Dürren, Überschwemmungen und irreversible Schäden an Ökosystemen. Der Bericht macht deutlich: Ohne eine beispiellose Beschleunigung droht das 1,5-Grad-Ziel außer Reichweite zu geraten.

Quelle

World Resources Institute / Systems Change Lab (2025): State of Climate Action 2025. Autoren: Clea Schumer, Sophie Boehm u. a. Veröffentlicht am 22. Oktober 2025