Hundstage - oder wie wir auf den Hund gekommen sind!

Heute ist es wieder so weit. Nach dem Volksglauben beginnen die sogenannten Hundstage, die genau einen Monat, bis zum 23. August, andauern. Sie sollen die heißeste Zeit des Jahres kennzeichnen. Aber stimmt das und wieso gerade Hundstage?

Hund im Sommer
Hund und Hundstage? Nein, eine direkte Verbindung gibt es hier - auch wenn sie noch so süß wäre - nicht.

Nun, wahrscheinlich war der heißeste Tag des Jahres in diesem Jahr schon an diesem Mittwoch, dem 20. Juli, also knapp vor Beginn der Hundstage. Es wurden häufig um, bzw. zum Teil knapp über 40 Grad Celsius gemessen, in einigen Bundesländern wurden auch neue Bundeslandtemperaturrekorde erzielt. Dass das Mitte Juli passiert, also vor den eigentlichen Hundstagen, ist mittlerweile nicht so unüblich ist.


Nachdem im 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts die heißesten Tage noch – getreu dem Hundstagen-Mythos - Anfang August auftraten, liegt nämlich - statistisch gesehen - seit der Mitte des 20. Jahrhunderts die heißeste Zeit des Jahres im Bereich Mitte Juli. Nichtsdestotrotz wirklich in Stein gemeißelt ist dies nicht. In manchen Jahren fallen die heißesten Tage weiter in die Zeit der Hundstage und auch dieses Jahr kommen noch sicherlich einige heiße Tage in den Hundstagen vor. So sieht es beispielsweise für den kommenden Montag schon wieder zum Teil sehr heiß aus.

Der Ursprung der Hundstage

Aber der Reihe nach. Ihren Namen verdanken die Hundstage nicht unmittelbar dem besten Freund des Menschen, der Hitze oft mit heraus gestreckter Zunge hechelnd sichtbar macht. Nein, der Name leitet sich vom Sternbild "Großer Hund"(Canis Major) ab, dessen hellster Stern der Doppelstern Sirius (A und B) ist. Während der Hundstage geht bzw. in Wirklichkeit ging der Sirius (umgangssprachlich auch Hundsstern genannt) mit der Sonne auf und unter. Also die Bezeichnung hat erst einmal rein astronomische Gründe und so noch nichts mit dem Wetter zu tun.

Sommer im Mittelmeerraum
Die heißeste Zeit des Jahres wurde schon von den Römern als Hundstage bezeichnet (Foto: Malte Neuper)

Im Römischen Reich – als in etwa wirklich der Sirius mit der Sonne auf- und unterging - stellten man fest, dass in diesem Zeitraum meist eben die heißeste Zeit des Jahres vorkam. Wie oft in der Menschheitsgeschichte konstruierte man scheinbare Zusammenhänge und fertig war der Hitze-Mythos der Hundstage.

Subtropischer Hochdruckgürtel

Nun, recht hatten sie ja auch und dazu gibt es einen guten Grund. Sonnenhöchststand und die heißeste Zeit des Jahres liegen aus vielerlei Gründen zeitlich etwas hintereinander. Ein Grund für die heißeste Jahreszeit im Mittelmeerraum, wo durch die Römer der Hundstage-Hitze-Zusammenhang aufgestellt wurde, ist der subtropischer Hochdruckgürtel. Der wandert dem Sonnenstand folgend mal etwas mehr nach Norden, mal etwas nach Süden. Wo er jetzt gerade zum Liegen kommt, sorgt er mit Absinken für das Vorherrschen recht trockener und warmer Luft und reichlich Sonnenschein. Diese Konstellation mündet dann in der besagten Zeitspanne auch – nachvollziehbarerweise – in heiße Tage und eben oft die heißeste Zeit des Jahres.

Jedoch nicht nur für den Mittelmeerraum gilt das, auch in anderen europäischen Regionen ist das so, sodass beispielsweise auch in Spanien, Frankreich, Russland, England und bei uns die Bezeichnung Hundstage (natürlich in der jeweiligen Sprache) für die heißesten Tage übernommen wurde. In Frankreich und Spanien werden für Hitzewellen sogar meteorologisch offiziell die Begriffe ‚la canicule‘ bzw. ‚la canícula‘ , also ‚Hundstage‘ verwendet.

Zeitliche Veränderungen

Der gemeine (‚gemein‘ im Sinne von ‚umfassend‘) Astronom wird nun aber sicherlich anmerken, dass sich seit den Römern (aufgrund der Präzession, d.h. der Kreiselbewegung der Erdachse auf ihrer Ekliptik (Sonnenbahn-Ebene)) der Aufgang des Sirius verschoben hat und heutzutage erst ab etwa dem 30. August sichtbar ist. Ja, mittlerweile haben sich das meteorologische und astronomische Ereignis zeitlich voneinander getrennt, sodass letztlich nur die Begrifflichkeit für die heiße Jahreszeit geblieben ist. Aber letztlich ist es doch auch ganz schön einfach, so einen griffigen Begriff zu haben und, wenn es so heiß ist, wer kann nicht einem hechelnden Hund nachempfinden, auch wenn das eine mit dem anderen in Wirklichkeit nichts zu tun hat?