Hochwasser 2023 - eine Einordnung

Vom 19. Dezember 2023 bis 5. Januar 2024 fielen im nördlichen Teil Deutschlands erhebliche Mengen Niederschlag, die vor allem die Bundesländer Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt betroffen hatten. Eine erste hydrologische Einschätzung.

Hochwasser Sandsäcke Einsatzkräfte
DEinsatzkräfte mussten vielerorts mit Sandsäcken aushelfen (Quelle: Adobe Stock)

Das Jahr endete im Norden Deutschlands mancherorts mit Hochwasser. Schuld daran waren ausgiebige Niederschläge. Dies führte unter anderem dazu, dass mehrere Ortschaften evakuiert werden mussten. Einzelne Talsperren waren vollständig gefüllt, wodurch Wasser über Notabläufe abgegeben werden musste. Zig Helfer waren in den Hochwassergebieten aktiv. Der DWD hat nun eine vorläufige Einordnung zur Hochwassersituation abgegeben. Werfen wir ein paar Blicke darauf.

Besonders betroffen waren die Bundesländer Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt. Die anhaltend starken Niederschläge sorgten für eine großräumige Hochwassersituation im Bereich der Flüsse Ems, Elbe und Weser, sowie ihrer Nebenflüsse. Ausgangspunkt war eine vorherrschende westliche Strömung, die kontinuierlich Tiefdruckgebiete, sowie feuchtwarme Luft vom Atlantik nach Mitteleuropa brachte. Auch wenn nur wenige lokale Allzeitrekorde gebrochen wurden, prägten die Dauer von 18 Tagen mit wenigen Regenunterbrechungen und die relativ große Fläche das Extremereignis.

Teils extreme Niederschlagsmengen

Der Herbst war in weiten Teilen Deutschlands äußerst nass. In Niedersachsen war es zum Beispiel der zweitnasseste Herbst seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1881. Der Dezember war ebenfalls bereits äußerst nass. Dies führte dazu, dass die Böden kaum noch Wasser aufnehmen konnten. Nahezu überall in Deutschland hatten die oberen Böden zum Beginn der ergiebigen Niederschläge am 19. Dezember kaum noch Kapazitäten Wasser aufzunehmen. Wenn kein oder kaum noch Bodenwasserspeicher frei ist, ist mit vermehrtem Oberflächenabfluss zu rechnen. Dies kann wiederum zu Hochwasser führen.

Um die enormen Mengen einzuordnen, vergleicht man diese am besten mit den üblichen Monatssummen (1991 - 2020). In weiten Teilen Deutschlands kamen mehr als 125 mm zusammen. In den besonders stark betroffenen Bundesländern fielen innerhalb der knapp drei Wochen (19. Dezember 2023 - 5. Januar 2024) das Doppelte und teils mehr als die sonst üblichen einmonatigen Summen der Monate Dezember und Januar. Niedersachsen zum Beispiel kam auf eine Summe von 154 mm, üblich sind für Dezember und Januar rund 71mm!

Besonders die erste Phase im Dezember war von teils sehr hohen Niederschlagsmengen geprägt. Einzelne Stationen erreichten über 6 Tage hinweg mehr als 200 mm Niederschlag (z.B: Schmücke in Thüringen und Braunlage in Niedersachsen). Für die Dauerstufe von 7 Tagen ergibt sich für diese extremen Niederschlagsmengen ein mehr als 100-jähriges Ereignis. In der zweiten Phase der Niederschläge traten nur noch selten solche extreme Ereignisse auf. Die Wiederkehrzeiten für 6 Tage lagen nur noch in wenigen Gebieten zwischen 10 und 20 Jahren.

Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass die beobachteten Niederschlagsmengen zwar groß waren, aber nur punktuell wirklich extrem. Denn ansonsten lagen die Wiederkehrzeiten der Niederschlagsmengen eher im Bereich von 5 bis 20 Jahren. In der zweiten Phase eher sogar zwischen 1 und 10 Jahren.

Der Winter im Zuge des Klimawandels

Begünstigt wurde das Extremereignis neben der westlichen Strömung auch von der hohen Meeresoberflächentemperatur im Nordatlantik. Dort wurde 2023 ein Rekordniveau erreicht. Höhere Meeresoberflächentemperaturen führen zu einer verstärkten Verdunstung und somit zu mehr Feuchte in der Atmosphäre, die wiederum als Regen niedergehen kann. Je weiter die Temperaturen der Meeresoberflächen ansteigen, desto mehr Wasser steht der Atmosphäre zur Verfügung.

Dies zeigt sich auch in den Daten des DWD, die eine Zuhnahme der winterlichen Niederschlagssummen aufzeigen. Winter sind also tendenziell nasser geworden. Eine vorläufige Attributionsstudie lieferte zudem Hinweise, dass der anthropogen verursachte Klimawandel das Auftreten vergleichbarer Monatssummen für die betroffenen Regionen wahrscheinlicher gemacht hat.

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