Geister und Gottheiten: Seit jeher markiert Halloween in Irland den Beginn des Winters
Wenn die Tage kürzer werden, bevölkern unheimliche Gestalten irische Nächte. Ihre Wurzeln haben sie in der Jahrtausende alten Mythologie der Kelten. Mit Kürbissen und Kostümen allein gibt man sich hier nicht zufrieden.

Wenn Ende Oktober die dunkle Zeit des Jahres beginnt, wird die Grenze zwischen Diesseits und Jenseits in Irland hauchdünn wie ein zarter Schleier. Wesen aus der Dunkelheit, Geister und geheimnisvolle Lichter lassen sich nun noch häufiger sehen als sonst.
Schon in keltischen Zeiten markierten Feste das Ende der Erntezeit und den Beginn des Winters. Als während der Hungersnot in Irland ungezählte Menschen die Insel verließen, reisten ihre alten Geschichten und Gebräuche mit und verbreiteten sich in der ganzen Welt.
Früher trug man in Kürbissen Kohle nach Hause
So erklärt sich, dass Kürbisse mit geschnitzten Gesichtern heute außer Hauseingängen in Amerika auch saisonale Hotelbuffets in Asien schmücken. Ihren Ursprung haben die leuchtenden Fratzen indes in ausgehöhlten Kürbissen, in denen die Iren einst Kohle nach Hause transportierten.
Neben den herbstlichen Bräuchen sind auch die Gottheiten der keltischen Mythologie auf der grünen Insel noch sehr lebendig. Boann, Morrígan, Fear Dearg oder Púca prägen Rituale, Festumzüge und Legenden.
Eine Flussgöttin und die Herrin des Schicksals
Boann, Personifizierung des Flusses Boyne, ist die Quell- und Flussgöttin. Sie symbolisiert Fruchtbarkeit und Schöpfungskraft. Als Kriegsgöttin und Herrin des Schicksals gilt Morrígan. Sie zeigt sich als schöne Frau, hässliche Alte oder erscheint gar als Krähe oder Rabe.

Ihre Spezialität: Magie und düstere Vorahnungen. Sie verwüstet in Begleitung schauriger Bestien das Land und bringt den Winter - ursprünglich zu Samhain, dem Vorläufer des Halloween-Fests, das einst die Grenze zwischen Erntezeit und Winter markierte.
Ein roter Wanderer spielt gruselige Streiche
Der koboldartige Fear Dearg scheint die Furcht schon im Namen zu tragen, doch bedeutet der schlicht „Roter Mann". Er erscheint als unheimlicher, rot gekleideter Wanderer, der Menschen mit makaberen Scherzen oder Trugbildern in Angst versetzt. Er ist einsam, nachtaktiv und spielt Streiche mit hohem Gruselfaktor.
Auf sogenannten Fairy Trails können Reisende sich auf der Insel auf die Spuren dieses Koboldes begeben - in aller Regel ohne übernatürliche Begegnungen.
Ein Fest für Púca und das größte Halloween-Festival Europas
Púca ist ein Feenwesen, das als Mensch, Tier oder Zwischenwesen erscheint. Zu seinem Repertoire gehören harmlose Streiche, manchmal leistet er aber auch Hilfe.
Beim Púca-Festival im County Meath stehen vom 30. Oktober bis zum 2. November seine Wandlungsfähigkeit, seine Bedeutung als Symbol für die herbstliche Übergangszeit und die Verbindung zur Anderswelt im Mittelpunkt.
Halloween ist auf der grünen Insel nie nur ein Kostümfest. In Erzählungen, beim Feuerschein und bei Festen zeigen sich die Gestalten als Teil lebendiger Volkskultur. In Derry in Nordirland wird der Beginn der dunklen Jahreszeit vom28. bis zum 31. Oktober gefeiert - mit dem größten Halloween-Festival Europas.