Wann kommt endlich der Frühling? Er ist schon längst da!
Immer wieder wird in den (sozialen) Medien bei dem aktuellen wechselhaften und kühlen Wetter die eine Frage gestellt: Wann kommt denn endlich der Frühling? Doch das typisch mitteleuropäische Frühlingswetter ist schon längst da!
Auch wir Meteorologen hören in diesen Tagen häufig die Frage, wann es denn endlich Frühling werde. Gemeint damit ist natürlich frühlingshaftes Wetter oder das, was sich die meisten darunter vorstellen, nämlich warme Temperaturen bei viel Sonne. Und bei dem wechselhaften Wetter der vergangenen Wochen empfinden viele das aktuelle Wetter als wenig frühlingshaft.
Der März war zu warm
Entgegen dem Gefühl von vielen war der erste meteorologische Frühlingsmonat tatsächlich zu warm in Deutschland. Das Temperaturmittel lag im März 2023 nach Angaben des Deutschen Wetterdienst (DWD) mit 5,7 Grad Celsius um 2,2 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung immer noch +1,1 Grad.
Typisch für den Monat war eine wahre Achterbahnfahrt der Temperaturen. Besonders der Monatsbeginn war sehr kalt mit Temperaturen bis -14,2°C am 1.März in Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge. Andererseits gab es aber auch schon frühsommerliche Wärme, denn am 13. wurden in Rheinfelden 23,9°C erreicht.
Dabei ist es natürlich verständlich, dass sich viele Menschen nach dem langen Winter nach sonnigen und warmen Tagen sehnen. Doch in Zeiten der fortschreitenden Erwärmung als Folge der Klimakrise ist anscheinend bei vielen eine völlig unrealistische Vorstellung vorhanden, wie ein typischer deutscher Frühling normalerweise aussieht.
Dazu gehören auch ganz klassischerweise sowohl wiederholte Regenfälle als auch noch Kaltluftvorstöße aus Nordeuropa mit Schneefällen und frostigen Nächten bis ins Flachland! In der Tat war dieser März (endlich!) mal deutlich zu nass. Es fielen mit über 90 Litern pro Quadratmeter (l/m²) fast 60 Prozent mehr Niederschlag als im Schnitt (56,5 l/m²) der Referenzperiode 1961 bis 1990. Damit dürfte der März 2023 mit Niederschlägen an 2/3 aller Tage der nasseste erste Frühlingsmonat seit 2001 sein.
Und dies ist aufgrund der Trockenheit in den letzten Jahren gerade auch im Frühjahr eine gute Nachricht. In den oberen Bodenschichten ist damit in diesem, im Gegensatz zum letzen Jahr endlich einmal ausreichend Feuchtigkeit vorhanden.
Auch wenn es jetzt in den Alpen und in einigen Mittelgebirgen nochmal einiges an Schnee gab, so sollte das nicht über den sehr schneearmen, vergangenen Winter hinwegtäuschen. Einen entsprechenden Artikel hat der Autor dieses Artikels gerade erst erstellt.
2,39 Meter Schnee im Sauerland
Denn früher gab es auch häufiger noch viel mehr Schnee Ende März und Anfang April. Dabei war es keine Seltenheit, dass auch in den Hochlagen der Mittelgebirge häufig noch über ein Meter der weißen Pracht lag. Heutzutage fast unvorstellbar sind die im März 1970 gemessenen 2,39 Meter Schnee auf dem 841 Meter hohen Kahlen Asten im Hochsauerland (Nordrhein-Westfalen).
Es ist daher genau das Wesen des mitteleuropäischen Frühlings, dass es im Normalfall nicht schon dauerhafte Wärme und Sonne gibt. Stattdessen ist im März und April von Nachtfrösten und Schneefall bis zum Sommertag über 25°C alles im Bereich der natürlichen Varianz. Und dass in diesem Frühjahr bisher genügend Niederschlag gefallen ist, sollte nicht nur Landwirte freuen. Dabei sind die späten Kaltlufteinbrüche nicht nur für die Alpengletscher eine zumindest vorübergehende, wohltuende Atempause vor dem allzu raschen Wegschmelzen.
Daher sollte man auch nicht allzu enttäuscht sein und mit dem großen Jammern beginnen, wenn an Ostern und sonst wann im Frühling eben nicht immer eitel Sonnenschein und Frühlingswärme gegeben ist. Auch Schneeregen und Nachtfröste gehören zum ganz normalen Frühlingswetter in Deutschland. Also wann kommt endlich der Frühling? Er ist schon längst da! Es kommt nur drauf an, was wir daraus machen.