Die Zukunft der Bahn: Künstliche Intelligenz, Cobots und Baustellen bis 2030

Von der anstehenden Generalsanierung hochbelasteter Bahnstrecken über neue Zweierabteile in ICEs bis zum vermehrten Einsatz von Robotern und KI - hier ist ein Überblick darüber was die Deutsche Bahn vorhat.

ICE-Zweierabteil und spontane Sitzplatzreservierungen sind einige der Neuerungen, die die DB kürzlich angekündigt hat. Foto: Markus Mainka - stock.adobe.com

Kürzlich gab die Deutsche Bahn einige Neuheiten auf ihrer Eigenmesse „DB Mobilität erleben“ (DBME 2024) bekannt, die das Angebot zukünftig verbessern und neue Kunden gewinnen sollen. Der Konzern betonte, dass man sich generell um eine Modernisierung des Produktangebots bemüht und eingegangenes Kundenfeedback bei der Entwicklung mancher der vorgestellten Neuerungen berücksichtigt hat.

Generalsanierung von hochbelasteten Strecken bis 2030 geplant

Das für Bahnfahrer:innen wohl wichtigste und heikelste Thema der Messe ist die ab 15. Juli, direkt nach der Fußball-Europameisterschaft EURO 2024 beginnende Generalsanierung der wichtigen Arterie der Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt am Main.

Der seit Langem von der Bahn vernachlässigte Unterhalt der Infrastruktur trug seins zu den aktuellen großen Problemen fehlender Pünktlichkeit bei, was die DB nun zwingt zu drastischen Maßnahmen wie der geplant bis in das Jahr 2030 dauernden Generalsanierung von 40 hochbelasteten Bahnstrecken sowie hunderter Bahnhöfe greifen zu müssen.

Bei dem ersten Bauvorhaben, der Erneuerung der Riedbahn, sollen u.a. 70 Kilometer Gleisstrecke, 152 Weichen und 140 Kilometer Oberleitung komplett erneuert werden. Für diese Bauarbeiten sind offiziell fünf Monate Bauzeit angesetzt, mit Ausfällen und Beeinträchtigungen ist zu rechnen. Eine aktualisierte Übersicht über die betroffenen Strecken und Bahnhöfe und die für einzelne Linien prognostizierten verlängerten Fahrzeiten in Minuten findet man hier. Unter dem gleichen Link, findet sich ganz oben außerdem ein Reiseauskunft-Formular, in das spezifische Ziele und Reisetage eingetragen werden können. Dieses Auskunftformular ist in das Buchungssystem integriert und sollte immer auf dem Laufenden sein. Zusätzlich empfiehlt die DB, am Reisetag auch die digitale Reisebegleitung der hauseigenen App DB Navigator mit ihren automatischen Benachrichtigungen zu Änderungen gebuchter oder gemerkter Reisen zu nutzen.

ICE Zweierabteil, Carsharing via DB App buchen, spontan Sitzplatz sichern, mehr KI und Cobots

Während die DB die wichtige Nachricht über die beginnende Generalsanierung der Strecken verkündete, die sich gravierend auf das tägliche Leben von betroffenen Pendlern und auch vieler Langstrecken-Reisender auswirken wird, waren es eher andere Themen und die Einführung anderer Innovationen, die die Pressemitteilung über die DBME 2024 Messe dominierten.

Unter dem DBME 2024 Veranstaltungsmotto “Mehr Bahn für alle”, gab die DB einen Einblick in die neuesten Entwicklungen des Konzerns und präsentierte auch bereits einige Prototypen, wie z.B. dem des angeblich auf Basis von Kundenfeedback entwickelten neuen ICE Zweierabteil Konzepts, das zukünftig einen persönlichen Raum mit mehr Privatsphäre bieten soll. Der Termin für die Integration dieser und mancher der anderen vorgestellten Innovationen ist noch offen, laut einer Anmerkung des DB-Vorstands Personenfernverkehr Dr. Michael Peterson, kann jedoch “wer sich in das Modell des ICE-Zweierabteils setzt” schon jetzt erahnen “wie sich Bahnfahren bald anfühlen kann”.

Außerdem kündigte die Deutsche Bahn neue und erweiterte Funktionen der DB Navigator App an, die eine nahtlosere Reise von Tür zu Tür ermöglich sollen. Reisende sollen in Zukunft die Möglichkeit haben, bereits bestehende, die Bahn komplementierende Mobilitätsangebote wie Leihräder, Carsharing, Express- und On-Demand-Busse, vereint unter einem Dach bzw. vollständig durch die DB Navigator App buchen zu können.

Um mit den notwendigen Wartungsarbeiten an der stetig wachsenden ICE-Flotte Schritt halten zu können, verstärkt das Unternehmen in Zukunft den Einsatz von KI und Robotern in der Fehlersuche und Versorgung der Züge. Das Verfahren, bei dem KI mit Kameras die Fahrwerke inspiziert und Mitarbeiter über mögliche Abweichungen informiert und sogenannte “Cobots” eigenständig die Wasserversorgung der Waggons übernehmen, läuft unter dem Namen E-Check bereits in Köln und soll in den nächsten Jahren auf Werke in Berlin, Dortmund, Hamburg und München ausgeweitet werden.

Eine Echtzeit-Belegungsanzeige, die ab diesem Sommer in einem Teil der Flotte zum Einsatz kommen soll, wird es Reisenden ohne vorherige Sitzplatzreservierung bald ermöglichen ihren Sitzplatz spontan durch einen digitalen Check-In am Platz für die gesamte Reise zu sichern. Nach dem Check-in wird in der LED Reservierungsanzeige am Sitzplatz dann für alle sichtbar „Besetzt bis <Zielbahnhof>“ angezeigt, so dass sich Reisende frei im Zug bewegen und garantiert zum gleichen Platz zurückkehren können. Auch macht diese Funktion es zusteigenden Passagieren natürlich einfacher, freie Sitze zu orten.