China: eine Nation wird grün

Die Volksrepublik China ist nach wie vor die weltweit führende Nation bei Umweltschäden. Das Land überfischt die Weltmeere und stößt Quecksilber, Lachgas und andere Schadstoffe in die Atmosphäre aus.

China will die Energiewende! Möglichst rasch und möglichst komplett!

China hat bei vielen dieser Probleme Fortschritte gemacht. Wenn man aber der größte globale Hersteller einer Vielfalt von Waren ist, fällt es durchaus schwer, nicht auch der größte globale Umweltverschmutzer zu sein.

CO2-Emissionen: das Hauptproblem des Klimawandels

Chinas verheerendste Wirkung auf den menschengemachten Klimawandel mit der Erderwärmung als direkte Folge sind die Emissionen von Treibhausgasen. Dank seiner beispiellosen Nutzung des fossilen Brennstoffs Kohle setzt China jedes Jahr mehr CO2 frei als die Vereinigten Staaten und Europa zusammen. Das trifft auch auf andere Emissionen zu. China ist der weltweit führende Emittent von Methan, Distickstoffmonoxid und weiteren Treibhausgasen.

Historisch gesehen ist China seit 1850 nur für 15 % der gesamten CO₂-Emissionen verantwortlich. Sein Anteil steigt schnell. Mittlerweile ist das Land für etwa ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich.

Für die Klimaforschung gilt daher die Prämisse, dass die Menge der emittierten Treibhausgase nur dann entscheidend sinkt, wenn China konsequent dekarbonisiert, also seine Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen sehr deutlich mindert.

Die Enntwicklung Chinas wird darüber entscheiden, ob wir die Klimaveränderungen und die Erderwärmung rasch beenden, um mittel- und langfristig eine Trendumkehr der Temperaturentwicklung zu bewirken.

Diese Aussage mag zwar moralisch klingen, spiegelt aber sehr einfache Tatsachen der Berechnung der Emissionen von CO2 wider.

Zwei Optionen

Wie die gesamte Welt hat die Volksrepublik China nur zwei Möglichkeiten ihren Ausstoß an Treibhausgasen entscheidend zu reduzieren, und zwar eine gewollte Schrumpfung der Wirtschaft nach dem Prinzip der Degrowth- bzw. Postwachtumstheorie oder eine möglichst vollständige Umstellung seiner Volkswirtschaft auf nicht-fossile Energieträger.

Keiner der internationalen Befürworter des Degrowth-Prinzips fordert China auf, das Wachstum seiner Wirtschaft einzustellen. Es würde auch keine Rolle spielen, wenn sie dies fordern würden, denn China hat nicht die Absicht, sein Wachstum zu verlangsamen, nur um den Rest des Planeten vor dem Klimawandel zu retten.

Tatsächlich gilt das Gleiche für die Entwicklungsländer. Indien, Südostasien, Afrika, der Nahe Osten und Lateinamerika werden ihre Volkswirtschaften nicht verarmen, um den Klimawandel aufzuhalten.

Somit verbleibt als einzige Möglichkeit für all diese Länder, ihre Wirtschaft wachsen zu lassen, ohne den Planeten zu zerstören. Dies bedeutet, dass die fossilen Energieträger Gas, Kohle und Öl durch Wind- bzw. Solarenergie und Batterien ersetzt werden.

Speziell bei den Entwicklungsländern geht es darum, ihre Wirtschaftssysteme aus Wind- und Solarenergie sowie Batteriespeichern zu speisen, also die fossile Brennstoffphase der westlichen Volkswirtschaften komplett zu überspringen.

Eine Frage der Kosten

Der einzige Weg, dieses Ziel umzusetzen, wird von der Kostenseite her entschieden. Wenn Solarenergie und Batterien (und andere grüne Technologien) günstig in der Anschaffung sind, wird sich ein Land kurz- und mittelfristig für diesen Weg entscheiden.

Früher hätte das bedeutet, intensive wissenschaftlicher Forschung zu betreiben, um Durchbrüche der Technologien bei Effizienz und Kosten von Solarenergie und Batteriesystemen zu erzielen.

Obwohl die Forschung auf dem Gebiet der Erneuerbaren weitergeht und weiterhin wichtig ist, hat sich etwas Entscheidendes verändert: Kostenrückgänge entstehen fast ausschließlich durch Skalierungseffekte, also durch die reinen Produktionsmengen, und zwar von Rohstoffen, Vorprodukten und Fertigprodukten.

Die Theorie der Skalierungseffekte basiert auf dem sogenannten Wright’schen Gesetz. Dieses besagt, dass ein Produkt günstiger wird, indem man mehr und mehr davon herstellt. Leider scheint dieses Gesetz in Deutschland beziehungsweise Europa nicht durchgehend zu funktionieren, denn wir haben die Herstellung der Solar- und Batterietechnologie komplett verloren beziehungsweise ignoriert.

Die Frage der Kosten für den Umbau auf erneuerbare Energien in mehreren Bereichen wird heute und die Zukunft in China entschieden. China subventioniert seit langem die Produktion von Solarzellen und Windturbinen. Dies wird von den westlichen Volkswirtschaften immer kritisiert, obwohl diese in vergleichbarem Maße fossile Energieträger beziehungsweise fossilbasierte Mobilitätskonzepte subventionieren.

China hat sein Subventionsprogramm nicht nur auf den Energiesektor fokussiert, sondern auch enorme Subventionen für die Herstellung von Elektrofahrzeugen gewährt. Auch hier sei ein Vergleich erlaubt: die Subvention von Dieselkraftstoff in Deutschland ist nichts anderes als eine Subvention von mit Dieselkraftstoff angetriebenen Verbrennungsmotoren.

Chinas Politik wird deutlich grüner

Der chinesische Staatschef Xi Jinping hat in seinem Industrieprogramm der kommenden Jahre die Herstellung von Elektrofahrzeugen, Batterien und erneuerbare Energien als die "neuen drei Wirtschaftssektoren" hervorgehoben. Diese sollen der Kern der "neuen Produktivkräfte" sein, mit der die globale Technologie und der Energiesektor neu gestaltet wird.

Obwohl einige Subventionen zurückgezogen wurden, wird sich das Land weiterhin darauf konzentrieren, diese Sektoren zu fördern. Darüber hinaus setzts China seine typischen Stärken – günstige Bankkredite, integrierte Lieferketten, umfangreiche Ingenieurleistungen und günstige Löhne – bei den Skalierungseffekten der Green-Tech-Produktion ein.

Infolgedessen dominiert Chinas nun die weltweite Produktion von Solarmodulen. 88 Prozent aller Solarmodule werden heute in China produziert. Der gleiche Wert gilt für Batteriespeicher. Bei Windenergie produziert China 72 Prozent aller in der Welt derzeit hergestellten Windkraftanlagen. 53 Prozent aller weltweiten Elektrolyseure für die Herstellung von grünem Wasserstoff stellen diesen in China her.

China stellt inzwischen über 70 Prozent der gesamten Elektroautoproduktion weltweit - und auch in diesem Bereich steigt die Produktion weiterhin rasant an.

Die chinesische Regierung hat das Ziel ausgegeben, bis zum Jahr 2035 den Automobil- und Bahnverkehr komplett zu elektrifizieren.

Langsame Umkehr erkennbar

All diese Produktion grüner Technologien wird am Ende dazu beitragen, Chinas hohe Emissionsniveaus an Treibhausgasen einzudämmen. Genau dieser Effekt wurden von den Befürwortern des grünen Wachstums in China vorhergesagt.

Der Einsatz von erneuerbaren Energien zeigt sich im ganzen Land durch fortgesetzte Installationen von riesigen Solarfarmen in Steppen und Wüsten. Diese sind sehr oft von der Installation sprechender Batterietechnik begleitet.

Auch wenn das Land nach wie vor eine hohe Abhängigkeit des fossilen Brennstoffs Kohle hat, ist erkennbar, dass Kohle in China sowohl in der Stromerzeugung als auch in der industriellen Heizung allmählich durch die Erneuerbaren verdrängt wird.

Dies hat in den vergangenen ein bis zwei Jahren dazu geführt, dass Chinas Emissionswerte von CO2 ihren Höhepunkt überschritten zu haben scheinen und im Jahr 2025 circa eine wenn auch sehr geringe Reduktion der chinesischen Emissionen prognostiziert wird.