Wie viel Kohlenstoff muss aus der Atmosphäre entfernt werden, um das im Pariser Abkommen festgelegte Limit zu erreichen?

Wie viel Kohlenstoff muss aus der Atmosphäre entfernt werden, um die im Pariser Abkommen festgelegte Erwärmungsgrenze von 1,5 °C einzuhalten? Wir werden sehen, ob die derzeitigen Pläne ausreichen.

Wie hoch ist das Defizit an Kohlenstoffemissionen und wie wird es quantifiziert?
Die derzeitigen Pläne zur Beseitigung des atmosphärischen Kohlendioxids sind nach Ansicht der Forscher nicht ehrgeizig genug.

Die derzeitigen Pläne zur Beseitigung von CO2 in der Atmosphäre werden nicht ausreichen, um die im Pariser Abkommen festgelegte Erwärmungsgrenze von 1,5°C einzuhalten, warnt ein internationales Forscherteam.

Seit 2010 misst die Umweltorganisation der Vereinten Nationen UNEP jährlich die Emissionslücke: die Differenz zwischen dem, was nötig ist, um die globale Erwärmung auf 1,5°C oder zumindest unter 2°C zu begrenzen, und den Klimaschutzversprechen der Länder. Und die Botschaft der UNEP-Emissionslückenberichte ist klar: Die Klimapolitik braucht mehr Ehrgeiz.

Engagement für das Klima

Das gleiche analytische Konzept wurde in einer neuen Studie, die in Nature Climate Change veröffentlicht wurde, auf die Kohlendioxid-Entfernung (CDR) angewendet. Hauptautor Dr. William Lamb vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) an der University of East Anglia (UEA), erklärt, dass der Kohlenstoffabbau in den Emissions Gap Reports nur indirekt berücksichtigt wird.

"Schließlich ist der übliche Maßstab für Klimaschutzzusagen die Nettoemission, also Emissionen minus Abbau", sagt er. "Wir machen jetzt die spezifische Ambitionslücke bei der Steigerung des Abbaus transparent. Diese planetarische Abfallwirtschaft wird schon bald ganz neue Anforderungen an die Politik stellen und kann in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts sogar zu einer zentralen Säule des Klimaschutzes werden."

Dr. Naomi Vaughan vom Tyndall Centre for Climate Change Research der UEA fügt hinzu: "Methoden zur Entfernung von Kohlendioxid spielen eine kleine, aber entscheidende Rolle, um Netto-Null-Emissionen zu erreichen und die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen. Unsere Analyse zeigt, dass die Länder mehr Bewusstsein, Ehrgeiz und Maßnahmen brauchen, um CDR-Methoden zusammen mit tiefgreifenden Emissionsminderungen auszubauen, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen."

Emissionslücke

Die Studie legt nahe, dass bei vollständiger Umsetzung der nationalen Ziele der jährliche anthropogene Kohlenstoffabbau bis 2030 um maximal 0,5 Gigatonnen CO2 und bis 2050 um 1,9 Gigatonnen ansteigen könnte.

Im Vergleich dazu wird in einem "Focal Scenario", das aus dem jüngsten Bewertungsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) abgeleitet wurde, ein Anstieg von 5,1 Gigatonnen benötigt, zusammen mit einem besonders schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien und einer Reduzierung der fossilen Emissionen. Die für das gesamte Jahrhundert berechnete globale Erwärmung wird auf 1,5°C begrenzt. Dies hängt jedoch davon ab, dass der Kohlenstoffabbau zunimmt, da die Lücke bis 2050 voraussichtlich mindestens 3,2 Gigatonnen CO2 betragen wird.

Die ebenfalls aus dem IPCC-Bericht abgeleitete Alternative verlangt als Kernelement der Klimaschutzstrategie eine signifikante Reduktion der globalen Energienachfrage. In diesem Szenario würde der Kohlenstoffabbau um einen bescheideneren Betrag ansteigen: 2,5 Gigatonnen im Jahr 2050. Vollständig umgesetzte nationale Ziele würden im Vergleich zu diesem Szenario fast ausreichen, mit einer Lücke von 0,4 Gigatonnen im Jahr 2050.

Wie hoch ist das Defizit an Kohlenstoffemissionen und wie wird es quantifiziert?
In einem „Fokusszenario“ sind ein rascher Ausbau der erneuerbaren Energien und eine Reduzierung der fossilen Emissionen erforderlich.

Forscher weisen auf das Problem der Grenzen der Nachhaltigkeit hin, wenn der Kohlenstoffabbau zunimmt; so könnte beispielsweise der damit verbundene Flächenbedarf die biologische Vielfalt und die Ernährungssicherheit gefährden. Es besteht jedoch die Möglichkeit, eine faire und nachhaltige Landbewirtschaftungspolitik zu entwickeln.

Es gibt auch keine neuartigen Optionen zur Kohlenstoffentfernung, wie z.B. Luftfiltersysteme oder "verstärkte Gesteinsverwitterung"; diese entfernen nur 0,002 Gigatonnen atmosphärisches CO2 pro Jahr, eine Menge, die sich bis 2030 wahrscheinlich nicht wesentlich erhöhen wird. Beide Szenarien besagen, dass sie bis 2100 weiter verbreitet werden müssen.

Das Erreichen der Grenze

Bislang haben nur 40 Länder ihre Ausstiegspläne in ihren langfristigen Strategien für eine emissionsarme Entwicklung quantifiziert, so dass die Studie auch auf andere nationale Dokumente und grobe Annahmen zurückgreift.

"Die Berechnung sollte sicherlich vollendet sein", sagt Dr. Lamb. "Aber unser Vorschlag mit den Schwerpunktszenarien öffnet den Diskurs darüber, wie viel Kohlenstoffabbau nötig ist, um das Pariser Abkommen einzuhalten. Soviel ist klar: Ohne eine rasche Emissionsreduzierung in Richtung Null, und zwar in allen Sektoren, wird das 1,5°C-Limit unter keinen Umständen erreicht werden.

Quellenhinweis:

Lamb, W, et al (2024) The carbon dioxide removal gap, Nature Climate Change.