Heiter bis wolkig – vom korrekten Himmelscharakter
Wolken wertschätzen. Nach den letzten Wochen mit oft ungetrübtem Sonnenschein und der quasi daraus resultierenden Trockenheit, wird man sich der Schönheit, aber auch der existentiellen Bedeutung der Wolken mal wieder mehr als bewusst
Kein Wunder, dass schon Goethe diese ‚luftigen‘ Gebilde gepriesen hat und in „Howards Ehrengedächtnis“ nicht nur den Wolken, sondern auch der Person, die den wichtigen Grundstein für die Klassifikation der Wolken gelegt hat, ein literarisches Denkmal setzt. Des Weiteren sei nur die englische Cloud Appreciation Society erwähnt. Eine Gesellschaft, die extra – wie es der Name der Gesellschaft schon ausdrückt - zur Wertschätzung der Wolken gegründet wurde und deren Manifest mit folgendem einfach wahren Satz beginnt: „WIR GLAUBEN, dass Wolken zu Unrecht verleumdet werden und dass das Leben ohne sie unermesslich ärmer wäre“. Dabei ist anzumerken, dass die Gesellschaft offen für jeden Wolkenfreund/jede Wolkenfreundin ist und mittlerweile schon weltweit mehr als 50.000 Mitglieder umfasst. Als Geschenkidee für Weihnachten auch sicherlich ein kleiner Geheimtipp.
Doch in diesem Artikel geht es nur indirekt um die Wolken. Es soll hier nun quasi als Fortführung und Abschluss der letzten beiden Artikel, aus meiner Feder, um die korrekte Verwendung der den Himmelszustand beschreibenden Adjektive (also Eigenschafts- oder Beiwörter) gehen.
Wie schnell ist einem schon mal bei lockerer Bewölkung und Sonnenschein ein ‚sonnig‘ über die Lippen gekommen, wenn man den Himmelscharakter einer anderen Person mitteilen wollte. Oder man sprach bei einigen kompakteren Wolken am Firmament von ‚starker Bewölkung‘. Doch – um jetzt mal den peniblen Fachidioten zu mimen – war das auch wirklich so korrekt. Denn für die Verwendung der verschiedenen Beiwörter gibt es je nach Bedeckungsgrad in den verschiedenen Wolkenstockwerken bestimmte Regeln.
Grundlagen zur Charakterisierung - Wolkenstockwerke und Bedeckungsgrad
Nun, bevor wir in die Klassifikation eintauchen gilt es noch zwei Grundlagen zu schaffen. Zunächst zu den Wolkenstockwerken. Es handelt sich dabei um die Höhenbereiche, in denen die hohen, mittelhohen und tiefen Wolken im Allgemeinen vorkommen. Man unterscheidet drei Bereiche, die sich überschneiden und sich mit der geografischen Breite ändern. In unseren mittleren Breiten umfasst das untere Stockwerk den Höhenbereich von 0 bis 2 km, das mittlere den Bereich von 2 bis 7 km und das obere den Bereich von 5 bis in etwa 13 km Höhe über dem Erdboden. Dabei ist anzumerken, dass die verschieden 10 Wolkengattungen zum Teil recht eindeutig auch den verschiedenen Stockwerken zuzuordnen sind.
Zum anderen muss noch der Begriff Bedeckungsgrad geklärt werden. Beim Bedeckungsgrad handelt es sich um eine Maßzahl für die in Achteln geschätzte Bedeckung des sichtbaren Himmels mit Wolken. Hierbei unterscheidet man – für eine Himmelscharakterisierung mit dem korrekten Adjektiv - aber zwischen dem Gesamtbedeckungsgrad und dem Bedeckungsgrad der Wolken in den verschiedenen Wolkenstockwerken. Und das stellt sich wie folgt dar:
Bewölkungscharakterisierung
Der Anfang ist eindeutig. Tagsüber spricht man von einem ‚wolkenlosen‘ Himmel bei einem Gesamtbedeckungsgrad von null. D.h.: Es darf keine Wolke am Himmel sein. Das Gleiche gilt für ‚sonnig‘. Auch hier erspäht man einfach nur durchweg blauen Himmel, wobei anzumerken ist. In der Nacht ist das Pendant ein ‚klarer‘ Himmel. Hier funkeln nur die Sterne ohne Wolken.
In der Folge ist es egal, welchen Bedeckungsgrad die hohen Eiswolken aufweisen. Ab jetzt zählt nur der Bedeckungsgrad der Wolken des tiefen und mittleren Stockwerks. Gibt es bei diesen einen Bedeckungsgrad zwischen einem Achtel und drei Achteln, dann ist der Himmelscharakter ‚leicht bewölkt‘ bzw. tagsüber kann man das Ganze ebenso ‚heiter‘ nennen. Bei vier bis sechs Achteln Bedeckung mit tiefen oder mittleren Wolken verwendet man zur Charakterisierung ‚wolkig‘; bei sieben Achteln wird ‚stark bewölkt‘ genutzt. Wenn der komplette Himmel mit Wolken überzogen ist, also ein Bedeckungsgrad der Wolken des tiefen oder mittleren Stockwerks von acht Achteln herrscht, gilt schließlich wahlweise ‚bedeckt‘ oder ‚trüb‘.
Anzumerken ist, dass man im Bergland, wenn man von der Wolke umhüllt ist und somit den Bedeckungsgrad nicht schätzen kann, dieses einfach mit ‚in Wolken‘ bezeichnet.
Wenn es nun aber keinen eindeutigen Bedeckungsgrad gibt, dieser also sich recht rasch ändert, dann spricht man – ziemlich nachvollziehbar – von einem ‚wechselnd bewölkten‘ Himmel.
So, das war nun der kleine Ausflug in die Welt der meteorologischen Wie- und Beiwörter in drei Teilen. Evtl. folgen an späterer Stelle weitere nette Begrifflichkeiten. An dieser Stelle sei nur zu erwähnen, dass das recht weitgefasste ‚heiter‘ bis ‚wolkig‘ sicherlich den interessantesten Bereich umfasst, hat man doch genügend Freiraum, um die wundervollen Wolkenformen zu bewundern oder eben wertzuschätzen.