Heiße Tage - und versiegelte Flächen: Der Hitzestau wird immer öfter zum Problem!

Immer mehr Flächen werden versiegelt. Das wird besonders an heißen Tagen zu einem großen Problem. Mehr dazu im nachfolgenden Artikel.

Alternative zu versiegelten Böden
Alternative zu versiegelten Böden

Wenn Daswetter.com, METORED und andere Wetterdienste für die kommenden Tage 30 bis 35 Grad Lufttemperatur vorhersagen, kann es in einigen Städten und Gemeinden noch sehr viel heißer werden. Dort staut sich auf versiegelten Straßenzügen, Parkplätzen und Hochhaussiedlungen die Hitze. Dadurch kann die gemessene Lufttemperatur um bis zu zehn Grad höher sein an als in einer ländlichen Umgebung.

Das Recherchenetzwerk CORRECTIV hat in einer aktuellen Übersicht veröffentlicht, welche Städte in unserem Land besonders viele graue und asphaltierte Böden haben. So sind in der Industriestadt Ludwigshafen am Rhein, die auf Platz 1 der Liste stehen, fast 70 Prozent der gesamten Fläche mit Asphalt oder Beton verschlossen. Ähnlich sieht es in Mannheim und Rüsselsheim am Rhein aus, die auf den Plätzen zwei und drei folgen. Die gesamte Übersicht findet sich hier.

Städte der Zukunft sind keine Betonwüsten!

Versiegelte Flächen sind bebaut, betoniert, asphaltiert, gepflastert oder anderweitig befestigt. Dadurch kann Regenwasser nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen versickern. Neben der verstärkten Hitzewirkung kann ein hoher Versiegelungsgrad bei Starkregen zu Überschwemmungen führen. Eine der wichtigsten Gegenmaßnahmen wäre eine konsequente Entsiegelung, indem man Asphalt und Beton durch Bäume und Grünflächen ersetzt. Diese spenden Schatten und kühlen durch Verdunstung die Umgebungstemperatur fühlbar ab.

Doch eine solch notwendige Entsiegelung findet nach einer gemeinsamen Recherche des BR zusammen mit dem NDR und WDR Quarks kaum statt. Nur rund ein Viertel der 329 Landkreise und kreisfreien Städten, die an der Recherche-Umfrage teilgenommen haben, hat schon damit begonnen, Flächen zu entsiegeln.

In unserem Nachbarland Österreich ist die Situation ähnlich. Dort wird jährlich eine Fläche versiegelt, die drei Viertel der Fläche der Stadt Bregenz entspricht. Die Entsiegelung bewegt sich unter dem Promillebereich davon, wie der österreichische Sender ORF berichtete.

Versiegelungsgrad und Industrieansiedlungen

Die besonders zubetonierten Städte sind auch in anderen Hitlisten vertreten: sie haben schon jetzt die höchsten Temperaturen. Mannheim und Ludwigshafen am Rhein gehören mit jeweils durchschnittlich 19 Hitzetagen pro Jahr zwischen 1993 und 2022 zu den zehn heißesten Orten Deutschlands. Beide Städte, wie auch Rüsselsheim, zeichnen sich durch eine enorm kompakte, große Industrieansiedlung aus. Auch Ingolstadt oder der Raum Heilbronn mit AUDI-Fabriken bzw. – Zulieferern, das hessische Hanau mit zahlreichen Chemiefabriken wie Evonik Industries, das mecklenburgische Waren mit Maschinenbauindustrien und das saarländische Dillingen mit dem Stahlwerk Dillinger Hütte haben auf die Fläche bezogen überdimensional große Industrieansiedlungen. Die Größe einer Stadt ist hingegen weniger entscheidend für den Versiegelungsgrad, denn München, Hamburg und Berlin haben nur rund 50 Prozent versiegelte Flächen.

Grünoasen für das Mikroklima

Werden versiegelte Oberflächen aufgebrochen, also entsiegelt, hat das einen direkten Effekt auf die Temperaturen direkt vor Ort, das Mikroklima. »Wiesen, Pflanzen und Erde erhitzen sich ungleich weniger stark und strahlen auch weniger Wärmeenergie ab. Wenn zum Beispiel Rasen in breiten Fugen zwischen Pflastersteinen wächst, dann wird auch die Erhitzung und Abstrahlung des Pflastersteins gut ausgeglichen. Ist das nicht der Fall, kann die Oberflächentemperatur der Steine bis zu fünf Grad höher sein«, erklärte die Ingenieurbiologin Rosemarie Stangl von der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) gegenüber dem ORF.

In einigen Städten setzt man auf Bäume, für die jeweils ein paar Quadratmeter entsiegelt werden, sowie auf das Schwammstadtprinzip, bei dem das Regenwasser unter eine überbaubare Oberfläche wie eine Straße eindringen kann und dort in einem größeren unterirdischen Wurzelraum Bäumen länger zur Verfügung steht.

Ein Umdenken muss kommen – und zwar schnell

Noch sind viele Städte und Gemeinden eher zögerlich bei einer kommunalen Hitzeplanung beziehungsweise bei konkreten Entsiegelungsplänen. Der Zeitdruck und damit der Handlungsdruck wird sich jedoch in den kommenden Jahren exponentiell erhöhen. Nicht nur die gesundheitlichen Auswirkungen von Hitzetagen auf die Bevölkerung wird kommunale Verwaltungen zu raschen Entscheidungen für Entsiegelungsmaßnahmen zwingen, sondern auch Starkregenereignisse. Gerade in den vergangenen ersten beiden Wochen des August 2023 hatten einige Städte und Gemeinden wieder mit „Land unter“- Situationen zu kämpfen. Ist das Zögern eines kommunalen Umdenkens nur die „Angst des Kaninchens vor der Schlange“ – oder ist die deutsche Bürokratie grundsätzlich so sehr gelähmt, dass sie die Zeichen der Zeit, also die Folgen der Klimaveränderungen in ihrem Dschungel von Entscheidungsmechanismen nicht erkennt?

Die Zeit zu handeln, ist genau JETZT!