Wenn es im Alpenraum warm wird: Wie funktioniert eigentlich der Föhn?

Der Föhn ist ein meteorologisches Phänomen, das für große Unterschiede im lokalen Wetter sorgen kann. Durch die Überströmung von Gebirgen entstehen besonders warme und trockene Luftmassen, die zum Teil 10 °C wärmen sein können als die Umgebung. Der Föhnsturm kann Orkanstärke erreichen. Doch wie entsteht Föhn eigentlich?

Lenticularis
Bei Überströmungen von Gebirgen bilden sich häufig Linsen- oder Lenticulariswolken.

Für Menschen im Alpenraum ist es ein alltägliches Wetterphänomen, für Bewohner im Flachland nur ein Gerät zum Haare trocknen. Der Föhn ist ein meteorologisches Phänomen, das bei der Überströmung von Bergen auftritt und maßgeblichen Einfluss auf den Wind, die Temperatur und die Feuchte hat. Wenn sich Tiefdruckgebiete über Europa breit machen und Deutschland in eine südliche bis südwestliche Anströmung versetzen, dann ist es häufig in ganz Deutschland stark bewölkt bis bedeckt. Nur im nördlichen Alpenraum tun sich Wolkenlücken auf. Und die Temperatur? Die sticht aus der Masse heraus und kann um 10 °C wärmer sein als in den nicht vom Föhn beeinflussten Gebieten.

Wie funktioniert der Föhn? Wenn horizontale Druckgradienten herrschen, dann setzen sich Luftmassen in Bewegung, um diesen Druckgradienten auszugleichen - es windet. Stellt sich dieser Ausgleichbewegung nun aber ein Hindernis in den Weg, so muss die Luft entweder außen um das Hindernis herum oder eben oben drüber. Bei langen Gebirgsketten ist die erste Option energetisch ungünstig - es kommt daher zur Überströmung. An der Luvseite der Gebirgskette - also der windzugewandten Seite - wird die Luft zum Aufsteigen gezwungen. Dieser Aufstieg erfolgt zunächst trockenadiabatisch. Während des Aufstiegs kühlt die Luft sich ab und erreicht üblicherweise die Sättigung. D.h. die Luft ist so kalt, dass sie das enthaltene Wasser nicht mehr in Form von Wasserdampf speichern kann. Es kommt zur Wolkenbildung und zu Niederschlag - die Luft gibt also einen großen Teil ihrer Feuchte ab. Während dieser Feuchteabgabe (Kondensation) wird Wärme freigesetzt, sodass die Luft sich auf dem Weg zum Gipfel nur noch moderat abkühlt. Man spricht dann vom feuchtadiabatischen Aufstieg.

Warme und trockene Luft auf der Leeseite

Erreicht die Luft den Gipfel, so hat sie auch ihre geringste Temperatur erreicht. Auf der Leeseite des Gebirges, also der windabgewandten Seite, stürzt die Luft wieder nach unten. Dabei erwärmt sie sich durchgehend trockenadiabatisch. Die Feuchtigkeit, die während des feuchtadiabatischen Aufstiegs auf der Luvseite entzogen wurde, fehlt der Luft nun. Wieder im Tal angekommen ist die Luftmasse also wärmer und wesentlich trockener als zu Beginn der Reise. In der absinkenden Strömung wird außerdem die Bildung von Wolken gehemmt - es entsteht eine wolkenfreie Zone.

Die herabstürzenden Luftmassen sorgen außerdem für den bekannten Föhnwind. Föhnwinde können Orkanstärke erreichen. In der Nacht zum Mittwoch (27. März 2024) wurden am Lauberhorn auf 2315 m Spitzenböen von 164,8 km/h registriert. Aufgrund der überdurchschnittlichen warmen Luft ist der Föhnwind vor allem bei Wassersportlern beliebt.

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