Wetterforscher alarmiert: Die Sonne verstummt – und Europa könnte frieren wie seit Jahren nicht mehr
Die Sonne zeigt derzeit auffällig wenig Aktivität. Warum das unser Winterwetter beeinflussen könnte – und was Physiker und Meteorologen dazu sagen.

Die Sonne, unser zentraler Energielieferant, verhält sich momentan ungewöhnlich ruhig. Sonnenflecken – dunkle, magnetisch aktive Regionen auf der Sonnenoberfläche – treten seltener auf als erwartet. Das ist ein Zeichen für ein sogenanntes Sonnenminimum, die Phase geringster Aktivität innerhalb des etwa elfjährigen Sonnenfleckenzyklus. Diese Schwächephase könnte laut Fachleuten auch indirekte Auswirkungen auf das Klima und den Winter in Europa haben – wenn auch nicht in dem Sinne, dass „die Sonne ausgeht“, sondern über komplexe Wechselwirkungen in der Atmosphäre.
Das Sonnenminimum und seine Geschichte
Ein Blick zurück zeigt: Immer wieder gab es Phasen extrem geringer Sonnenaktivität. Berühmt ist das Maunder-Minimum (1645–1715), als die Zahl der Sonnenflecken fast auf null sank. Diese Zeit fiel zusammen mit der sogenannten „Kleinen Eiszeit“, in der weite Teile Europas außergewöhnlich kalte Winter erlebten. Zwar war die Sonne damals vermutlich nur ein Teil der Ursache – auch Vulkanausbrüche und Meeresströmungen spielten eine Rolle –, doch die zeitliche Korrelation weckt bis heute wissenschaftliches Interesse.
Wie Sonnenaktivität das Wetter beeinflusst
Die Verbindung zwischen der Sonne und unserem Wetter verläuft über mehrere Stufen. Eine geringe solare Strahlungsintensität verändert die Temperaturverteilung in der Stratosphäre, insbesondere in den Breiten zwischen 30° und 60° Nord. Dort sitzt der sogenannte Polarwirbel, ein riesiges Windfeld in etwa 30 Kilometern Höhe, das kalte Luft über der Arktis festhält. Wenn die Sonne weniger Energie liefert, kühlt die Stratosphäre über dem Pol stärker aus – und der Polarwirbel wird instabil. In manchen Jahren kann er sich sogar aufspalten, was Kaltluftausbrüche bis nach Mitteleuropa ermöglicht.
Der aktuelle Zyklus im Fokus
Wir befinden uns derzeit im Sonnenzyklus 25, der laut der US-amerikanischen NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) und der NASA im Jahr 2019 begann. Prognosen deuten darauf hin, dass dieses Maximum schwächer ausfallen könnte als die vorangegangenen. Gleichzeitig zeigen Strahlungsmessungen leichte Abnahmen der UV-Aktivität, die in höheren Luftschichten eine wichtige Rolle spielt. Meteorologen beobachten nun, ob sich daraus in Kombination mit anderen Faktoren – etwa einer möglichen La-Niña-Phase im Pazifik – großräumige Änderungen der Zirkulationsmuster ergeben könnten.
Zwischen Forschung und Faszination
Trotz vieler Indizien gilt: Ein ruhiger Sonnenzyklus allein verursacht keinen kalten Winter. Das europäische Winterwetter hängt von einer Vielzahl dynamischer Prozesse ab – vom Nordatlantik-Oszillationsindex (NAO) über die Meeresoberflächentemperaturen bis zur Schneebedeckung in Sibirien. Dennoch ist die Sonnenaktivität ein Baustein, der das Gesamtsystem leicht verschieben kann – manchmal mit spürbaren Folgen.
Ein Blick nach oben
Während Computer-Modelle die Wechselwirkungen zwischen Sonne und Atmosphäre immer besser simulieren, bleibt vieles offen. Doch eines ist klar: Die Sonne sendet Signale, die sich in den kommenden Monaten auch in unserer Wetterkarte widerspiegeln könnten. Ob daraus ein Jahrhundertwinter oder nur ein paar frostige Wochen entstehen, wird sich zeigen – doch die Forschung blickt gespannt nach oben. Denn manchmal entscheidet das Wetter hier unten über Prozesse, die 150 Millionen Kilometer entfernt beginnen.