Wird Schokolade billiger? Kakaopreise fallen auf tiefsten Stand seit zwei Jahren
Der jüngste Preissturz bei Kakao dürfte sich künftig auch bei den Verbrauchern bemerkbar machen. Die jedoch müssen sich in Geduld üben, sagen Experten. Mit einer Entspannung der Verbraucherpreise sei frühestens in sechs Monaten zu rechnen.

Der Kakaopreis war letzte Woche auf den tiefsten Stand seit 20 Monaten gefallen. Damit könnte die dramatische Zwei-Jahres-Rally enden, die Rekordwerte an den Börsen eingespielt und Schokoladenproduzenten in die Knie gezwungen hat. Das berichtet die Financial Times.
Schuld an der Misere waren drastische Ernteausfälle in Ghana und der Elfenbeinküste im Jahr 2022 – beide Länder produzieren zusammen rund 60 Prozent des weltweit gehandelten Kakaos. Grund für die Missernten waren Trockenheit, Schädlingsbefall und Jahre fehlender Investitionen seitens der Kakaobauern, die sich keinen Dünger leisten oder alte Pflanzen ersetzen konnten.
Grund für die Erholung seien nun bessere Prognosen für die kommende Erntesaison, die am 1. Oktober 2025 begonnen hat: Nach dem außergewöhnlich trockenen letzten Jahr ist diesmal Regen gefallen, was das Risiko von Ernteausfällen reduziert. Experten sagen voraus, dass die Produktion diesmal weit über der Nachfrage liegen wird.
Dennoch teure Weihnachten
Das Interesse der Konsumenten war zuletzt wegen der dauerhaften Preissteigerung – bis zu 159 Prozent – massiv eingebrochen: Weltweit wurden 500.000 Tonnen Kakao weniger nachgefragt. Demzufolge muss sich der Schokoladenkonsum erst vom Preisschock erholen.

Die Lager sind noch voll von teuren Kakaoeinkäufen der letzten Saison. „Konsumenten könnten denken, dass die Preise aufhören werden zu steigen, aber sie werden dennoch für mindestens sechs Monate nicht fallen“, sagt Jonathan Parkman von Marex, einem weltweit führenden Rohstoffmakler.
Produzenten nur geringfügig im Vorteil
Trotz der langanhaltenden Rally haben die Produzenten kaum davon profitiert. Schuld daran waren Missernten, höhere Kosten, der Klimawandel und die Bindung an langfristige Lieferverträge. Noch in der letzten Saison 2024/2025 wurde den Landwirten in der Elfenbeinküste die Zwischenernte für ca. 3600 US-Dollar abgekauft – bei Marktpreisen von zwischenzeitlich rund 10.000 US-Dollar.

Westafrikanische Regierungen haben darum die sogenannten Farm-Gate-Preise – das sind die direkten Abgabepreise für Kakaobauern – stark angehoben. Die Elfenbeinküste hat den garantierten Tarif um mehr als 25 Prozent erhöht, auf circa 5000 Dollar pro Tonne für das laufende Jahr 2025/2026, was Ghana dazu zwang, seine Preise ebenfalls anzuheben, auf 5040 Dollar pro Tonne. Dadurch soll vor allem die Versorgung gesichert werden. Bessere Einkommensgarantien sollen zudem die Farmer dazu anhalten, den Kakao auf legalem Wege zu verkaufen, statt auf illegalem durch Schmuggler.
Geschichte des Kakaohandels
Etwa seit dem 14. Jahrhundert wird Kakao angebaut und als Genussmittel konsumiert. Bei den Azteken dienten Kakaobohnen sogar als Zahlungsmittel, daher die Bezeichnung „braunes Gold“. Überliefert ist, dass ein aztekischer Herrscher große Vorräte anlegte, um den Wert der Bohnen und damit den Kakaopreis zu kontrollieren, ein frühes Beispiel für Marktregulierung.
Der Anbau der Kakaopflanze konzentriert sich auf tropische Regionen rund um den Äquator, zwischen dem 20. nördlichen und südlichen Breitengrad. Jährlich finden meist zwei Ernten statt, wobei die erste qualitativ hochwertiger ist. Die weltweite Produktion wird überwiegend von afrikanischen Staaten dominiert – an der Spitze steht die Elfenbeinküste mit rund 40 % des globalen Marktanteils.
Etwa zwei Drittel der geernteten Bohnen werden für die Schokoladenherstellung verwendet, während der Rest zu Kakaopulver weiterverarbeitet wird.