Faire Klimapolitik könnte helfen, extreme Armut zu reduzieren!

Ehrgeizige Klimapolitik könnte helfen, die extreme Armut in Entwicklungsländern zu reduzieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie von Wissenschaftlern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

Klimawandel
Der Klimawandel macht die Ärmsten noch ärmer. Wir müssen hier dringend etwas tun.

Um Klimapolitik und Armutsbekämpfung zu einer Win-Win-Situation für den Planeten und die Menschen zu machen, sind eine progressive Umverteilung der Einnahmen aus Emissionspreisen und eine faire internationale Lastenverteilung der Schlüssel.

"Klimapolitik schützt die Menschen vor den Folgen des Klimawandels wie extremen Wetterrisiken oder Ernteausfällen. Sie können aber auch zu höheren Energie- und Nahrungsmittelpreisen führen", sagt Bjoern Soergel vom PIK, Hauptautor der Studie. "Dies könnte zu einer zusätzlichen Belastung vor allem für die Armen der Welt führen, die ohnehin schon anfälliger für Klimaauswirkungen sind.

Die Armutsbekämpfung muss daher in die Gestaltung der Klimapolitik einbezogen werden." In der in Nature Communications veröffentlichten Arbeit gehen die Potsdamer Wissenschaftler davon aus, dass im Jahr 2030 etwa 350 Millionen Menschen in extremer Armut (d.h. mit weniger als 1,90 Dollar pro Tag) leben werden, wenn die derzeitige sozioökonomische Entwicklung anhält - und diese Zahl berücksichtigt noch nicht einmal die laufende COVID-19-Pandemie oder die negativen Auswirkungen des Klimawandels. Das UN-Ziel für nachhaltige Entwicklung (SDG), die extreme Armut bis 2030 zu beseitigen, wird damit deutlich verfehlt. Bei einer ambitionierten Klimapolitik, die dem 1,5 °C-Ziel aus dem Pariser Abkommen entspricht, könnte die Armut sogar um weitere 50 Millionen Menschen zunehmen.

Wirkung nationaler Umverteilungspolitik auf die Armut

Um zu diesen Ergebnissen zu kommen, betrachteten die Forscher zunächst die Klimapolitik auf globaler Ebene, umgesetzt durch ambitionierte Emissionspreise in Industrieländern und zunächst niedrigere Preise in Entwicklungsländern. Außerdem untersuchten sie, wie sich die globale Armut ohne und mit progressiver Umverteilung der Einnahmen entwickelt. Ihre Ergebnisse zeigen, dass die Umverteilung die negativen Nebeneffekte der Klimapolitik auf die Armut abmildern kann.

Gerechte Umverteilung
Die reichen Industrieländer müssen dafür sorgen, dass es zu einer gerechten Umverteilung kommt.

Zusammengenommen würde dies sogar zu einer kleinen Reduzierung der globalen Armut um etwa 6 Millionen Menschen im Jahr 2030 führen. Es wurde jedoch festgestellt, dass die inländischen Einnahmen nicht ausreichen, um die Nebenwirkungen der Politik in den meisten Ländern Afrikas südlich der Sahara zu kompensieren - der Region, in der auch die extreme Armut am weitesten verbreitet ist.

Finanztransfers von Industrie- zu Entwicklungsländern

In einem zweiten Schritt untersuchten die Wissenschaftler die internationale Lastenteilung. Co-Autor Nico Bauer erklärt: "Um die Kosten des Klimaschutzes fair zu verteilen, sollten die Industrieländer die Entwicklungsländer finanziell entschädigen." Laut der Studie würde bereits ein kleiner Teil wie 5 % der Einnahmen aus den Emissionspreisen der Industrieländer ausreichen, um die Nebenwirkungen der Politik auch in Subsahara-Afrika mehr als auszugleichen. Dieser Finanztransfer könnte zu einer Netto-Reduktion der globalen Armut um rund 45 Millionen Menschen im Jahr 2030 führen.

Die reichen Industrieländer müssen die ärmeren Länder, die vom Klimawandel besonders stark betroffen sind, finanziell unbedingt unterstützen!

"Die Kombination der nationalen Umverteilung von Emissionspreiseinnahmen mit internationalen Finanztransfers könnte also ein wichtiger Ansatzpunkt für eine faire und gerechte Klimapolitik in Entwicklungsländern sein", folgert Elmar Kriegler, Mitautor der Studie. "Und das ist noch nicht alles: Wir müssen über das Jahr 2030 hinausschauen und weiter auf das Ziel hinarbeiten, die extreme Armut zu beseitigen."

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