Meteorologe Johannes Habermehl: „An diesem Wochenende wird eine große Unwetterfront Deutschland treffen"
Eine schwere Unwetterlage zieht auf: Gewitter, Hagel und Starkregen bedrohen Teile Europas. Auch Deutschland trifft es am Wochenende heftig.

Am Wochenende steht weiten Teilen Europas eine markante Unwetterlage bevor. Deutschland wird dabei besonders im Westen, Süden und in Teilen der Mitte betroffen sein. Ausgehend von einem Tief über dem Atlantik strömt feuchtwarme Luft aus Südwesten in den mitteleuropäischen Raum und schafft damit ideale Bedingungen für die Bildung schwerer Gewitter.
Am Samstag entwickeln sich bereits ab dem späten Vormittag erste Gewitterzellen – zunächst im Bereich der Nordsee, später auch in Richtung Hochrhein und Allgäu. Besonders in diesen Regionen muss lokal mit unwetterartigen Entwicklungen gerechnet werden: Neben kräftigen Blitzen und Windböen drohen Starkregenmengen von über 50 Litern pro Quadratmeter innerhalb kurzer Zeit sowie Hagelschlag mit größeren Körnern.
Schwüle Hitze verstärkt Gewitterdynamik
Begünstigt wird die Gewitterlage durch außergewöhnlich hohe Temperaturen. Am Samstag steigen die Werte im Vorfeld der Unwetter verbreitet auf 30 bis 35 Grad. Diese schwülheiße Luftmasse speichert enorme Mengen an Energie, die sich in Form von Gewittern entladen kann. Vor allem in der Mitte und im Süden Deutschlands werden die Bedingungen für sogenannte "stationäre Gewitter" geschaffen – also Gewitter, die sich nur langsam verlagern und damit punktuell für extreme Niederschlagsmengen sorgen können. Die Kombination aus Hitze, hoher Luftfeuchtigkeit und geringen Luftdruckunterschieden ist typisch für markante Sommerunwetter in Mitteleuropa.
Heftiger Starkregen in der Nacht
Besonders kritisch wird es in der Nacht zum Sonntag. Dann verlagert sich das Zentrum der Gewittertätigkeit in den mittleren Teil Deutschlands. Meteorologen rechnen damit, dass einzelne Gewitterzellen bis zu mehrere Stunden an Ort und Stelle verweilen und dabei massive Regenmengen abladen. Örtlich könnten innerhalb weniger Stunden über 60 Liter pro Quadratmeter fallen – mit entsprechenden Gefahren durch Überflutungen und Erdrutsche. Auch am Sonntag bleibt die Wetterlage angespannt: Während sich der Westen allmählich beruhigt, verlagern sich die Unwetter in den Osten und Süden des Landes.
Experte warnt vor regionalen Überschwemmungen
Laut Meteorologe Johannes Habermehl vom Deutschen Wetterdienst sollte man die Situation nicht unterschätzen: „Die Atmosphäre ist extrem labil geschichtet – das ist eine klassische Konstellation für heftige Sommerunwetter. Besonders dort, wo Gewitter mehrfach über dieselben Orte hinwegziehen, sind lokale Überschwemmungen durch Starkregen sehr wahrscheinlich.“ Er rät dazu, Wetterwarnungen ernst zu nehmen und sich rechtzeitig über die Lage vor Ort zu informieren. Auch Hagel könne regional zu Schäden an Fahrzeugen, Dächern und in der Landwirtschaft führen.
Entspannung zum Wochenbeginn
Erst in der Nacht zum Montag zieht die Unwetterfront langsam nach Nordosten ab. In den Alpen und im östlichen Bergland kann es noch einmal zu gewittrigem Regen kommen, doch die Unwettergefahr nimmt deutlich ab. Am Montag zeigt sich dann vielerorts eine Wetterberuhigung, insbesondere im Westen und Norden Deutschlands. Der Starkregen lässt nach, nur im Südosten und an den Alpen kann es noch letzte Schauer geben. Insgesamt dürfte sich die Wetterlage zu Wochenbeginn weitgehend stabilisieren – bevor zur Wochenmitte neue Tiefausläufer aufziehen könnten.